Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 90

Biblia, Novus Testamentum: Epistolae canonicae, Apocalypsis et Actus Apostolorum cum Glossa ordinaria

Pergament, Papier · 1, 144, 1 Bll. · 32,3–332,5 × 24,0–24,2 cm · Frankreich (?) · Ende 13. Jh., Anfang 14. Jh.


Schlagwörter (GND)
Bibel, Neues Testament / Liturgie / Glosse / Exegese.
Entstehungsort
Frankreich (?).
Entstehungszeit
Ende 13. Jh., Anfang 14. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament (Vor- und Nachsatzbl. aus Papier).
Umfang
1, 144, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
32,3–332,5 × 24,0–24,2 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 9 IV72 + I74 + 8 IV138 + III144 + (I-1)145*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 145* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl. Ursprünglich wohl zwei Teile von derselben Hand (I Bl. 1–74, II Bl. 75–144), wie durch die Lagenzählung deutlich wird. Die Teile beginnen knapp unter dem oberen Rand der Seite mit einer Fürbitte (?): Sancti spiritus assit nobis gratia. amen. (aus der Pfingstsequenz des Notker Balbulus; AH 53, Nr. 70, Str. 1).
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–144); Vor- und Nachsatzbl. sind nicht gezählt, daher wird hier bei der Beschreibung die Zählung der Digitalisate übernommen. – Lagenreklamanten und Lagenzählung (.i.–.ix.; .i.–[.viij.]), durch Beschnitt teilweise gestört.
Zustand
Fehlstellen und Risse, in der Regel ausgebessert, zeitgenössisch und modern (mit Überklebungen mit Goldschlägerhaut?); vereinzelt Bearbeitungsspuren des Pergamenters sichtbar; Ränder vereinzelt unregelmäßig, folgen der natürlichen Form des Pergaments.Tinte an wenigen Stellen leicht berieben und verblasst, vereinzelt leicht verwaschen.

Schriftraum
20,3–21,5 × 13,0–13,4 cm.
Spaltenanzahl
Unterschiedliche Spaltenanzahl, je nach Textgestalt: Glossenbibeltyp einspaltig mit Klammerform der Kommentare.
Zeilenanzahl
Schwankende Zeilenzahlen auf Grund der differierenden Anordnung der Glossen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Text und Glossen von einer Hand in einer qualitätvollen gotischen Minuskel; von derselben Hand vereinzelte Korrekturen und Ergänzungen zu den Glossen.
Buchgestaltung
Bibeltext meist auf der Mitte der Seite angeordnet in differierendem Zeilenabstand und etwa doppelter Schriftgröße im Vergleich zu den Glossen, Interlinearglossen in geringfügig kleinerem Schriftgrad als die Marginalglossen; mit Marginal- und Interlinearglossen. Zur Hervorhebung der verschiedenen Glossen finden durchgängig alternierend rote und blaue Paragraphenzeichen und Initialmajuskeln Verwendung; für die Interlinearglossen schwarze Paragraphenzeichen. Verweiszeichen für die einzelnen Glossenspalten bei den Seitenübergängen. Weitere Gliederung des Bibeltextes durch Satzmajuskeln. Die Kapitelzählung wird durch römische Zahlen auf dem Rand angegeben. Seitentitel in roten und blauen Buchstaben mit einer aus der Unzialis stammenden Auszeichnungsschrift. Vorgaben für den Rubrikator zum Teil erhalten, stellenweise in Blei.
Buchschmuck
Mehrfarbige Schmuckinitialen auf Goldgrund sowie Rankenwerk und zoomorphen Darstellungen am Beginn der Bibeltexte, an einer Stelle Reste eines (rote Seide?) Velums zum Schutz der Initialen noch erhalten (75v); die Prologe beginnen mit großen zweifarbigen Initialen (rot/blau) mit zweifarbigem Fleuronné.

Nachträge und Benutzungsspuren
Kapitelzählung auf dem Rand nachgetragen, teilweise beschnitten; vereinzelt Ergänzungen der Glossen und Kommentare durch verschiedene zeitgenössische Hände, zum Teil von der Schreiberhand; zeitgenössische Korrekturen und Bibelstellenverweise. Verweiszeichen zum besseren Auffinden der zugehörigen Glossen (u. a. 92v).

Einband
Römischer Einband zwischen 1869 und 1878: helles Pergament über Pappe; Rücken mit goldgeprägtem Wappen Papst Pius’ IX. und des Kardinalbibliothekars Jean-Baptiste Pitra, rotes Rückenschild. Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 816.
Provenienz
Frankreich (?) / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Vorderspiegel mit Signaturschildchen. 1r aktuelle römische Signatur und Titel: Canonicæ æpistolæ [!] & Actus apostolorum cum glossis (17. Jh.?). Vermutlich handelt es sich bei der vorliegenden Hs. um einen Codex, der zur Sammlung Kurfürst Ludwigs III. zählte und so mit den Büchern seiner Schenkung an die Universität Heidelberg gelangte. Hanselmann, Bücherschenkung, S. 122, erwägt, ob die in der Bestätigungsurkunde der Universität 1438 aufgeführte Hs., die die genannten glossierten Bücher der Bibel enthält, nicht auch mit Pal. lat. 95 identisch sein könnte. Da jedoch die angegebene Abfolge der enthaltenen Bücher mit der vorliegenden Hs. übereinstimmt (Katholische Briefe, Apokalypse und Apostelgeschichte), ist wohl eher davon auszugehen, dass es sich bei der Glossen-Hs. aus der Sammlung des Kurfürsten um Pal. lat. 90 handelt. S. auch Pal. lat. 95.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_90
Literatur
Hanselmann, Bücherschenkung, S. 95–127; OVL, Pal.lat.90; Schunke, Einbände 2.2, S. 816; Stevenson, Latini, S. 15.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1r–42r Digitalisat

Titel
Biblia: Epistolae canonicae cum Glossa ordinaria.
Angaben zum Text
KANONISCHE BRIEFE UND PROLOG MIT GLOSSA ORDINARIA als Marginal- und Interlinearglossen. (1. 1r–11r) Iac. Stegmüller, RB 11846. (2. 11r–20v) I Pt. Stegmüller, RB 11847. (3. 20v–27r) II Pt. Stegmüller, RB 11848. (4. 27r–37r) I Io. Stegmüller, RB 11849. (5. 37v–38v) II Io. Stegmüller, RB 11850. (6. 38v–39r) III Io. Stegmüller, RB 11851. (7. 39r–42r) Iud. Stegmüller, RB 11852. Edition: Biblia Latina cum Glossa Ordinaria, vol. IV, Straßburg: Adolph Rusch, 1480/81 (Editio princeps), S. 511–547 (die Anordnung der Glossen stimmt nicht völlig mit der Editio princeps überein).
1ar–v leer.
Incipit
1r Nonita est ordo aput grecos
Explicit
42r … et potens cui nichil resistit. Jpsi honor et gloria in sacula seculorum AmeN. (in marg.).
Edition
s. Angaben zum Inhalt.

2) 42r–73v Digitalisat

Titel
Biblia: Apocalypsis cum Glossa ordinaria.
Angaben zum Text
APOKALYPSE UND PROLOG MIT GLOSSA ORDINARIA als Marginal- und Interlinearglossen. (1. 42v–73r) Apc. Stegmüller, RB 11853. (2. 73r–v) De XII Lapidibus (Apc 21,19–20). Stegmüller, RB 11854. Edition: Biblia Latina cum Glossa Ordinaria, vol. IV, Straßburg: Adolph Rusch, 1480/81 (Editio princeps), S. 547–578 (die Anordnung der Glossen stimmt nicht völlig mit der Editio princeps überein).
74r–v leer.
Incipit
42v Apocalypsis hec inter reliquos noui testamenti libros prophetia uocatur
Explicit
73v … colorum est uarietas. et uirtutum multiplicitas. (in marg.).
Edition
s. Angaben zum Inhalt.

3) 75r–144v Digitalisat

Titel
Biblia: Actus Apostolorum cum Glossa ordinaria.
Angaben zum Text
APOSTELGESCICHTE UND PROLOG MIT GLOSSA ORDINARIA als Marginal- und Interlinearglossen. Act. Stegmüller, RB 11831. Edition: Biblia Latina cum Glossa Ordinaria, vol. IV, Straßburg: Adolph Rusch, 1480/81 (Editio princeps), S. 451–510 (die Anordnung der Glossen stimmt nicht völlig mit der Editio princeps überein).
145*r–v leer.
Incipit
75r Lucas medicus antiocensis greci sermonis non ignarus scripsit euangelium
Explicit
144v Petrus et Paulus martirio coronati sunt [in marg.; so der allgemeine Schluss der Glossa ordinaria; es folgt noch:] Fluuius egreditur de loco uoluptatismedicamenta animarum lugencium. Lvcas itaque vt continuet dicenda hiis que dixerat in euangelio dicit. Primum quidem etc. [Dieser Schluss der Glossa ordinaria kommt so auch in einer aus dem Klosters Heilsbronn stammenden Hs., im 14. Jh. in Frankreich entstandenen glossierten Fassung der Apostelgeschichte vor; vgl. Katalog der Handschriften der Universitätsbibliothek Erlangen 1: Die lateinischen Pergamenthandschriften, bearb. von Hans Fischer, Erlangen 1928, Nr. 15, S. 25f.] Explicit Actus Apostolorum.
Edition
s. Angaben zum Inhalt.


Bearbeitet von
Dr. Uli Steiger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 90. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.