Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana,

Apocalypsis cum glossa; Tractatus de divine officiis

Pergament · 1, 58, 1 Bll. · Süddeutschland (?) · 12. Jh. (Ende?), 15. Jh.


Schlagwörter (GND)
Bibel, Neues Testament / Liturgie / Exegese.
Entstehungsort
Süddeutschland (?). Nachträge: Rebdorf.
Entstehungszeit
12. Jh. (Ende?), 15. Jh. Nachträge: 1420.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament (Vor- und Nachsatzbl. sowie die Nachtragsseiten aus Papier).
Umfang
1, 58, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
25,6 × 31,4 cm17,5–19,3 × 21,8–22,1 cm
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1* + (VI+1)7 (mit Bl. 1a und 1b) + 4 VI39 + (IX-1)56 + (I-1)57*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 57* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl. Bl. 1 scheint aus zwei Bll. zusammengeklebt zu sein: So passt die stark beschädigte Rectoseite nicht zur Versoseite, die nahezu vollständig erhalten ist. Womöglich war das heutige Bl. 1r das alte vorrömische Vorsatzbl. mit dem Besitzvermerk, das bei einer früheren Restaurierung mit 1v verklebt wurde. Die Papierbll. 46–48, die die nachgetragenen Glossen zu Bl. 49–50 enthalten, sind erheblich größer als die Pergamentbll. und wurden daher unten umgeknickt. Sie wurden wohl erst in Rebdorff der Hs. beigebunden, worauf der Schreib- bzw. Besitzvermerk einen Hinweis gibt (s. Kommentar zur Provenienz).
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Fehlerhafte römische Foliierung des 17. Jhs. (2–45; Papierbll. nicht gezählt; setzt fehlerhaft mit 52–59 wieder ein; verbessert durch eine moderne Hand); die ersten drei sowie die Papierbll. mit moderner Foliierung (1–1b; 46–48). Das moderne Vor- und Nachsatzbl. nicht gezählt, daher wird hier bei der Beschreibung die Zählung des Digitalisats übernommen. Lagenreklamanten, teilweise durch Beschnitt verderbt.
Zustand
Feuchtigkeitsschaden (?); Ränder mit Moderschaden und bestoßen, ausgebessert. Zahlreiche Löcher und Fehlstellen, meist nicht ausgebessert. Verschiedentlich gelöste Bll. wieder am Falz angesetzt und repariert. Tinte zum Teil verblasst und berieben, mit eingeschränkter Lesbarkeit; von einer Hand des 15. Jh.s (?) teilweise neu geschrieben. Papier an den Rändern leicht gebräunt; Bll. vereinzelt eingerissen. Beginnendes Durchschlagen der Tinte.

Schriftraum
15,5–18,2 × 7,6–9 cm (I (mit Glossen bis zu 24,1 cm hoch und bis zu 18,5 cm breit)); 27,5–27,7 × 19,0–19,3 cm (II); 20,8–21,2 × 14,8–15,0 cm (III).
Spaltenanzahl
Drei-Spalten-Klammerform; 2 Spalten (Nachtrag); 1 Spalte (Traktat).
Zeilenanzahl
Glossierter Teil mit unterschiedlicher Zeilenzahl je nach Anordnung der Glossen; 59 Zeilen (Nachtrag); 35 Zeilen (Traktat).
Angaben zu Schrift / Schreibern
Karolingische Minuskel von vier Händen; Hand 1 Bl. 1r– 39v und 49r–52r, Hand 2 Bl. 40r–45v, Hand 3 Bl. 52r–56v, Hand 4 Bl. 56v. Bastarda von einer Hand des 15. Jhs., die den Glossen-Nachtrag schrieb (Bl. 46–48).
Buchgestaltung
Drei-Spalten-Form des glossierten biblischen Buchs. Rote Initialmajuskeln bei den Kaiptelanfängen; zur weiteren Unterteilung des Bibeltextes finden rubrizierte Satzmajuskeln Verwendung. Die einzelnene Glossen werden durch schwarze Paragraphzeichen voneinander getrennt und durch nachgetragene Verweisbuchstaben 2 dem Bibeltext zugeordnet. Der Glossennachtrag zum nicht-glossierten Textteil kennzeichnet die kommentierten Bibelstellen durch Unterstreichungen und ordnet auch sie mit Verweisbuchstaben zu. Der Beginn des Traktats wird durch eine (nachträglich?) vergößerte und rubrizierte Initiale und das erste Worte in Majuskeln angezeigt. Die weitere Untergliederung erfolgt durch die übliche Rubrizierung bzw. rote Paragraphzeichen. Reste der Anweisungen für die Rubrikator erhalten.
Buchschmuck
Am Beginn des Bibeltextes eine große, über vier Zeilen reichende rot-gelbe Schmuckinitiale mit mehrfarbiger Ausfüllung, Balken des ‚A‘ rankenförmig mit kleinen Blättern. Das gesamte erste Wort in alternierend roten und schwarzen Majuskelbuchstaben geschrieben, mit verschiedenfarbigen Aussfüllungen bzw. Verzierungen.

Nachträge und Benutzungsspuren
Wohl im ersten Viertel des 15. Jh.s wurden die fehlenden Glossen im Kloster Rebdorf ergänzt und der Hs. beigebunden; vgl. Kommentar zur Provenienz. Verweisbuchstaben zu den Glossen im 15. Jh. (?) ergänzt, ebenso die Kapitelzählung, die auf den Rectoseiten als Seitentitel bzw. am Kapitelanfang als Marginalien im Text nachgetragen wurde (von derselben Hand wie auch bei Pal. lat. 51 und Pal. lat. 91). Mehrfach Nota-Zeichen am Rand. Bleistiftskizzen (17r, 22v, 23v). Ergänzungen und Anmerkungen von verschiedenen Händen, Unterstreichungen, zum Teil zeitgenössisch. Vereinzelt Maniculae.

Einband
Römischer Einband zwischen 1846 und 1878: helles Pergament über Pappe; Rücken mit goldgeprägtem Wappen Papst Pius’ IX. (ein Wappen des Kardinalbibliothekars ist nicht erkennbar), rotes Rückenschild. Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 817.
Provenienz
Süddeutschland (?) / Kloster Rebdorf (Stadt Eichstätt) / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Vorderspiegel mit Signaturschildchen. 1r mit älteren (römischen?) Signaturen und der aktuellen römischen Signatur. Schreib- und Besitzvermerk: 1r Nota quod in anno Domini M cccco xxo descripta est sequens glosa cum textu eiusdem apocalip[---] Qui liber eciam pertinet ad monasteriom Rebbdorff [!]. Nach diesem Eintrag war die Hs. 1420, als die Glossenergänzungen vorgenommen wurden, bereits im Bestand des Klosters Rebdorf. Wie sie dorthin gelangte, ob der Codex im Kloster vielleicht zur Gänze geschrieben wurde, lässt sich nicht feststellen. Sicher ist einzig, dass er zu Beginn des 15. Jhs. bereits dort aufbewahrt wurde. Es hadelt sich wohl nicht um den von Friedrich K. G. Hirsching, Versuch einer Beschreibung sehenswürdiger Bibliotheken Teutschlands 3, Erlangen: Joh. Jakob Palm 1788, S. 512, aufgeführten Codex. Denn dieser umfasste nach Hirsching 76 Bll. und war „auf herrliches Pergamen … in gespaltenen Columnen, geschrieben“. Darüber hinaus spricht auch der Besitz- und Schreibvermerk am Ende der bei Hirsching beschriebenen Hs. gegen eine Gleichsetzung mit dem vorliegenden Codex („Iste liber pertinet ad ecclesiam Rebdorff et est conpletus anno ab incarnacione domini Mo. cccco. Vicessimo in eystett“). Krämer, Handschriftenerbe 2, S. 673, nennt die Hs., weist sie pauschal dem 12./13. Jh. zu.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_98
Literatur
Krämer, Handschriftenerbe 2 (Kloster Rebdorf: S. 668–673); OVL, Pal.lat.98; Paul Ruf, Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz III.2: Bistum Eichstätt, München 1933; Schunke, Einbände 2.2, S. 817; Stevenson, Latini, S. 16.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1v–52r Digitalisat

Titel
Apocalypsis cum glossa et praefatio.
Angaben zum Text
1v Iohannes apostolus et ęuangelista a domini Christo electus … 1ar Apocalipsis est reuelatio. Hanc reuelationem eo tempore [vgl. Stegmüller, RB 9452] … 52r … Ueni domine Ihesu. gratia domini nostri Ihesu Christi sit cum omnibus nobis. [Apc 22,21] Explicit apocalypsis Iohannis [in marg.:] … Sit. Cum omnibus uobis. fidelibus Amen. Stegmüller, RB 10401. Ruf, Mittelalterliche Bibliothekskataloge 3.2, S. 311, bringt Richard von St. Viktor als möglichen Autor des vorliegenden Apokalypsen-Kommentars ins Spiel. Derselbe Text auch in einer Hs. aus dem Zisterzienserkloster Heiligenkreuz (Cod. 153, 1ra–54vb) und in Paris, Nat. lat. 9419, der in Rebdorf 1420 geschrieben wurde. Hier handelt es sich vermutlich um den bei Hirsching erwähnten Codex, da die Bl.-Zahl übereinstimmt.
1*r–v leer.
1r Schreib- und Besitzvermerk.
Incipit
1v Iohannes apostolus et ęuangelista a domini Christo electus.
Explicit
52r … Sit. Cum omnibus uobis. fidelibus Amen. [in marg.] .

2) 52r–56v Digitalisat

Titel
Tractatus de divinis officiis.
Angaben zum Text
52r ›Legitvrin ęcclesiastica [!] historia quod Nabuchodonosor rex babylonię bellica manu Ierusalem inuaserit et expugnauerit … 56v … quod fuit super dominum non totum corpus eius regens. Text auch in einer Hs. aus dem Zisterzienserkloster Heiligenkreuz: Cod. 153, 55ra–68ra, Explicit abweichend (http://manuscripta.at/m1/hs_detail.php?ID=30319; 21.07.2016); in kürzerer Variante auch in Cod. Sal. VII,103, 90v–93v (Kat. Heidelberg 5, S. 68); längere Fassung in B VII 28, 39r–60r der UB Basel (Die mittelalterlichen Handschriften der Universitätsbibliothek Basel. Abteilung B: Theologische Pergamenthandschriften I, bearb. von Gustav Meyer / Max Burckhardt, Basel 1960, S. 779f.) und Graz, Universitätsbibliothek, Ms 351, 1v–5v (http://manuscripta.at/m1/hs_detail.php?ID=8039; 21.07.2016). Vgl. dazu auch Eugène-Gabriel Ledos, Un nouveau manuscrit du poème d’Achard d’Arrouaise sur le ‚Templum Domini‘, in: Bibliothèque de l’école des chartes 77, 1916, S. 58–73, bes. S. 61.
57*r–v leer.
Incipit
52r ›Legitvrin ęcclesiastica [!] historia quod Nabuchodonosor rex babylonię bellica manu Ierusalem inuaserit et expugnauerit.
Explicit
56v … quod fuit super dominum non totum corpus eius regens.


Bearbeitet von
Dr. Uli Steiger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, . Beschreibung von: Dr. Uli Steiger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.