Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 148
Zusammengesetzte Handschrift
Pergament · 2, 116, 1 Bll. · 21,1 × 15,2 cm · Italien · I. 1. Hälfte 15. Jh. / II. 15.–16 Jh.
- Schlagwörter (GND)
- Aristoteles / Magna Moralia / Philosophie / Ethische Schriften GND??? / Libanius / Spätantike Rhetorik GND??? / Rhetorik / Griechisch / Redner / Redekunst.
- Diktyon-Nr.
- 65880.
1ar–v | vacat | |
Ir | Fuggersignatur, Inhaltsvermerk | |
Iv | Schenkungsexlibris | |
Faszikel I | ||
1) | 1r–52v | Corpus Aristotelicum, Magna Moralia |
53r–60v | vacant | |
Faszikel II | ||
2) | 61r–83r, 87r–89r, 93r–114r | Libanius, Progymnasmata selecta |
3) | 83r–87r, 89r–92v | Libanius, Orationes |
4) | 114v–115v | Aelius Aristides, Monodia de deleta Smyrna |
116r–117*v | vacant |
Kodikologische Beschreibung
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Pergament; Vor- und Nachsatzbll. Westliches Papier.
- Umfang
- 2, 116, 1 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 21,1 × 15,2 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- Hs. aus 2 Faszikeln zusammengesetzt (I. Bl. 1–60; II. Bl. 61–116). (I-1)1a + 1I + … + (I-1)117*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 117*.
- Foliierung
- Die Bll. der Faszikel wurden durchgehend nach der Zusammenbindung in der Ecke Kopfsteg – Außensteg mit arabischen Zahlen nummeriert (f. I, 1–116). Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 117*).
- Lagenzählung
- Keine durchgängige Lagenzählung.
- Zustand
- Der Einband ist fleckig, leicht berieben und an den Kanten der Vorderseite leicht bestoßen. Der spätere Rücken ist wurmstichig.
- Wasserzeichen
- Aufgrund der Größe des Codex wurden keine Aufnahmen der Wasserzeichen der Vor- und Nachsatzbll. erstellt.
- Buchgestaltung
- Durch einen späteren Seitenbeschnitt wurde das Format der einzelnen Faszikel vereinheitlicht. Der Codex weist in dieser Hinsicht eine einheitliche Gestaltung auf.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Auf dem Vorderspiegel wurde eine vatikanische Besitzmarke eingeklebt. Auf Folium Ir wurde im Kopfsteg die Capsa-Nr. C. 85, die Allacci-Nr. 250 (diese später gestrichen), darunter die Sigantur 148. Hen und der Titel der Hs. Aristotelis magna moralia / Libanus declamationes quaedam. notiert. Auf Folium Iv wurde das Schenkungsexlibris eingeklebt.
- Einband
- Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, II, S. 909 (hier: ‚hochroter‘ Einband).
- Provenienz
- Augsburg / Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Für die mit Hen. bzw. Henr. gekennzeichneten
Manuskripte kann keine eindeutige Aussage bezüglich der Provenienz getroffen
werden. Hier wurden bislang zwei Vorschläge zur Identifikation des Vorbesitzers
gemacht, die beide davon ausgehen, dass es sich um ein Kürzel des Vornamens
Heinrich/Henricus/Henri handelt: Zwischen 1558 und 1568 hatte Henri Estienne
(1531–1598), protestantischer Buchdrucker, Philologe und Humanist aus
Frankreich, enge Beziehungen zu Fugger. Er durfte u.a. Handschriften aus der
Bibliothek Fuggers nutzen, um sie in seiner Offizin zu drucken.
Ungefähr zur selben Zeit hielt sich auch der Schotte Henry Scrimger (1506–1572), Jurist und Philosoph, auf Einladung Fuggers in Augsburg auf, wo er selbst eine umfangreiche Bibliothek mit Drucken und Handschriften aufbaute (Lehmann, Fuggerbibliotheken I, S. 132–153). Von 1553 bis 1563 arbeitete er für Fugger und erwarb u.a. in Italien zahlreiche Handschriften für ihn.
Beide Faszikel sind mit dem Erwerbsvermerk 148. hen. im Katalog der Fuggerbibliotheken verzeichnet (BAV, Pal. lat. 1950), woraus geschlossen werden kann, dass beide Faszikel in einer Lieferung erworben wurden. Da der vatikanische Besitzstempel auf der ersten und letzten beschriebenen Seite der Hs., nicht aber auf allen Anfangs- und Endseiten der Faszikel angebracht wurde, liegt nahe, dass die Hs. in der vorliegenden Form bereits in der Fuggerbibliothek bestand.
- Literatur
- Stevenson, Graeci, S. 80; Dieter Harlfinger, Die Textgeschichte der
Pseudo-Aristotelischen Schrift Περὶ ἀτόμων γραμμῶν, Amsterdam, 1971,
S. 411; Nigel Guy Wilson, A puzzle in stemmatic theory
solved, in: Revue d’histoire des textes 4 (1974), S. 140.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
Faszikel I (Bl. 1–60)
- Sachtitel / Inhalt
- Magna Moralia.
Kodikologische Beschreibung
- Entstehungsort
- Italien. Aufgrund des Kopisten vermutlich Verona.
- Entstehungszeit
- 1. Hälfte 15. Jh. Die Datierung ergibt sich aus den Wirkungsdaten des Kopisten.
- Typus (Überlieferungsform)
- Faszikel.
- Beschreibstoff
- Pergament.
- Umfang
- 60 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 21,1 × 15,2 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- 6 V60 .
- Foliierung
- .
- Lagenzählung
- Keine Lagenzählung vorhanden.
- Zustand
- Der Faszikel ist in altersentsprechendem guten Zustand. Das Pergament ist leicht gedunkelt und teilweise fleckig, aber weitestgehend unbeschädigt. Die Tinte ist leicht verblasst, aber überall noch gut lesbar.
- Schriftraum
- 15,1 × 9,7–11,4 cm.
- Spaltenanzahl
- 1 Spalte.
- Zeilenanzahl
- 27 Zeilen.
- Linierung
- Es ist ein eingeritztes Liniensystem erkennbar.
- Schriftart
- Siehe RGK II, Nr. 80.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Der Schreiber ist der in der 1. Hälfte des 15. Jhs. wirkende Kopist Γηράρδος, siehe RGK III, Nr. 144.
- Buchgestaltung
- Der Text ist als Fließtext gestaltet. Einzelne Zeilen sind durch senkrechte Markierungen gekennzeichnet (z.B. f. 5v). Teilweise sind Semeiosis-Zeichen vorhanden. Buch I schließt mit einem Zierbalken in roter Tinte (f. 27v). Die Initiale von Buch II ist in roter Tinte ausgestaltet und leicht verziert.
- Buchschmuck
- Über Text (1) ist ein Ornamentalband in roter Tinte platziert. Die Überschrift des Textes sowie die Fleuronné-Initiale ist rubriziert.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Auf Folium 1r wurde der vatikanische Besitzstempel angebracht und im Fußsteg die Signatur 148 Pal: angegeben.
- Provenienz
- Augsburg / Heidelberg.
Inhalt
1) 1r–52v
- Verfasser
- Corpus Aristotelicum (GND-Nr.: 118650130).
- Titel
- Magna Moralia.
- TLG-Nummer
- 0086.022.
- Angaben zum Text
- f. 1r–27v Buch I; f. 28r–52v Buch II.
- Titel (Vorlage)
- 1r † ἀριστοτέλους ἠθϊκῶν μεγάλων α’ : ·.
- Nachträge und Rezeptionsspuren
- Es sind etliche griechische und einige lateinische Marginalien in roter und dunkler Tinte vorhanden.
- Edition
- Aristoteles, Magna Moralia, ed. Franz Susemihl, Leipzig 1883 (Nachdruck 1969), S. 1–100 (Hs. wurde für die Ed. nicht berücksichtigt).
Faszikel II (Bl. 61–116)
- Sachtitel / Inhalt
- Libanii Opera.
Kodikologische Beschreibung
- Entstehungsort
- Italien (?).
- Entstehungszeit
- 15.–16 Jh. Nicht nach 1568.
- Typus (Überlieferungsform)
- Faszikel.
- Beschreibstoff
- Pergament.
- Umfang
- 56 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 21,1 × 15,2 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- 7 IV116 .
- Foliierung
- .
- Lagenzählung
- Beginn und Ende der Lagen wurden mit griechischen Zahlen gekennzeichnet (Ausnahme: erste Lage. Hier wurde nur das Ende markiert).
- Zustand
- Der Faszikel ist in gutem, altersentsprechendem Zustand ohne Beschädigungen. Die rote Tinte ist verblasst.
- Schriftraum
- 15,1 × 9,7–11,4 cm.
- Spaltenanzahl
- 1 Spalte.
- Zeilenanzahl
- 25 Zeilen.
- Schriftart
- Gebrauchsschrift eines humanistischen Schreibers; regelmäßig Punkte über Iota und Ypsilon.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Anonymer Kopist.
- Buchgestaltung
- Die Texte sind einheitlich als Fließtexte gestaltet und werden durch rote Lombarden in den Titeln voneinander abgegrenzt.
- Buchschmuck
- Abgesehen von der spärlichen Rubrizierung der Lombarden ist kein Buchschmuck vorhanden.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Der vatikanische Besitzstempel wurde auf Folium 115v angebracht.
- Provenienz
- Augsburg / Heidelberg.
Inhalt
2) 61r–83r, 87r–89r, 93r–114r
- Verfasser
- Libanius (GND-Nr.: 11857258X).
- Titel
- Progymnasmata selecta.
- TLG-Nummer
- 2200.006.
- Angaben zum Text
- f. 61r–63r Progymnasma 3,1 (πρακτικὴν· ἀλέξανδρος ἐρωτηθεὶς παρά τινος, ποῦ ἂν ἔχοι τοὺς θησαυροὺς, τοὺς φίλους ὑπέδειξεν); f. 63v–65r Progymnasma 8,3 (<ἐ>γκώμιον ἀχιλλέως); f. 65v–67r Progymnasma 3,2 (Διογένης μειράκιον ἰδὼν ἀτακτοῦν, τὸν παιδαγωγὸν <ἔπαισεν> ἐπειπών, τί γὰρ τοιαῦτα παιδεύεις;); f. 67v–69r Progymnasma 8,4 (<ἐ>γκώμιον Θερσίτου); f. 69v–70v Progymnasma 3,4 (θεόφραστος ἐρωτηθεὶς τί ἐστιν ἔρως ἔφησε πάθος ψυχῆς σχολαζούσης); f. 71r Progymnasma 12,6 (Ἐκφράσεις μέθης); f. 71v–72v Progymnasma 8,5 (<Ἐ>γκώμιον Δημοσθένους); f. 73r–74r Progymnasma 4,3 (Γνώμη προτρεπτικὴ· Δεῖ δὴ χρημάτων καὶ ἄνευ τούτων οὐδὲν ἔστι γενέσθαι τῶν δεόντων); f. 74r–75v Progymnasma 4,1 (Οὐ χρὴ παννύχιον εὕδειν βουληφόρον ἄνδρα); f. 75v–79v Progymnasma 3,3 (ἰσοκράτης τῆς παιδείας τὴν μὲν ῥίζαν ἔφη πικράν, τοὺς δὲ καρποὺς γλυκεῖς); f. 80r–81v Progymnasma 6,2 (ὅτι εἰκότα τὰ κατὰ τὴν ἀχιλλέως ὀργήν); f. 82r–83r Progymnasma 5,1 (ὅτι οὐκ εἰκὸς τὸν χρύσην εἰς τὸν ναύσταθμον ἐλθεῖν τῶν ἑλλήνων); f. 87r–89r Progymnasma 5,2 (ὅτι οὐκ εἰκότα τὰ κατὰ τὸν αἴαντα τὸν λοκρόν); f. 93r–95r Progymnasma 8,1 (<ἐ>γκώμιον διομήδους); f. 95r–98r Progymnasma 8,2 (<ἐ>γκώμιον ὀδυσσέως); f. 98r–v Progymnasma 11,8 (τίνας ἂν εἴποι λόγους ἡ νιόβη κειμένων τῶν παίδων;); f. 99r–v Progymnasma 11,23 (τίνας ἂν εἴποι λόγους ὀδυσσεὺς ἐν τῷ τοῦ κύκλωπος σπηλαίῳ καταληφθείς;); f. 100r–v Progymnasma 11,21 (τίνας ἂν εἴποι λόγους ὁ μενέλαος μαθὼν περὶ τῆς ἀγαμέμνονος τελευτῆς;); f. 100v–101r Progymnasma 11,7 (τίνας ἂν εἴποι λόγους αἴας στερηθεὶς τῶν ὅπλων;); f. 101r–v Progymnasma 11,5 (τίνας ἂν εἴποι λόγους αἴας μέλλων ἑαυτὸν ἀποσφάττειν;); f. 102r–v Progymnasma 11,4 (τίνας ἂν εἴποι λόγους ἀχιλλεὺς ἡττωμένων τῶν ἑλλήνων;); f. 103r–v Progymnasma 11,3 (τίνας ἂν εἴποι λόγους ἀχιλλεὺς ἐπὶ πατρόκλῳ κειμένῳ;); f. 103v–104r Progymnasma 11,18 (τίνας ἂν εἴποι λόγους πόρνη σωφρονήσασα;); f. 104r–105r Progymnasma 8,6 (ἐγκώμιον δικαιοσύνης); f. 105v–107r Progymnasma 6,1 (ὅτι εἰκότα τὰ κατὰ τὴν κρίσιν τῶν ἀχιλλέως ὅπλων); f. 107r–108v Progymnasma 9,3 (ψόγος φιλίππου); f. 108v–110r Progymnasma 8,7 (ἐγκώμιον γεωργίας); f. 110v–111v Progymnasma 9,8 (ψόγος ἀμπέλου); f. 111v–112v Progymnasma 9,6 (ψόγος πενίας); f. 113r–114r Progymnasma 9,5 (ψόγος πλούτου).
- Titel (Vorlage)
- 61r † λιβανίου σοφιστοῦ προγυμνάσματα.
- Textgestaltung
- Einige Progymnasmata enden mit Monokondylien (f. 102v, 103v, 105r, 114r).
- Nachträge und Rezeptionsspuren
- Auf Folium 61r wurde Rosseri im Fußsteg notiert. Auf Folium 105r findet sich im Außensteg in roter Tinte Confirmatio. Korrekturen von späterer Hand in roter Tinte vorhanden.
- Edition
- Libanius, Opera vol. 8, ed. Richard Foerster, Leipzig 1915 (Nachdruck 1997), S. 63–681 (Sigle Pal) (Hs. wurde für die Ed. berücksichtigt).
3) 83r–87r, 89r–92v
- Verfasser
- Libanius (GND-Nr.: 11857258X ).
- Titel
- Orationes.
- TLG-Nummer
- 200.004.
- Angaben zum Text
- f. 83r–84v Oratio 60 (<M>ονωδία ἐπὶ τῷ πυρποληθέντι ναῷ τοῦ ἀπόλλωνος); f. 84v–87r Oratio 61 (<M>ονωδία ἐπὶ νικοδηδείας [sic]); f. 89r–92v Oratio 17 (<M>ονωδία ἐπὶ ἰουλιανῷ τῷ θεομάχῳ).
- Edition
- Libanius, Opera vol. 2, ed. Richard Foerster, Leipzig 1904, S. 206–221 (Hs. wurde für die Ed. teilweise berücksichtigt); Libanius, Opera vol. 4, ed. Richard Foerster, Leipzig 1908, S. 311–341 (Hs. wurde für die Ed. teilweise berücksichtigt).
4) 114v–115v
- Verfasser
- Aelius Aristides (GND-Nr.: 118503979).
- Titel
- Monodia de deleta Smyrna.
- TLG-Nummer
- 0284.020.
- Titel (Vorlage)
- 114v ἀρστείδους (ein Wort durch Seitenbeschnitt unleserlich) μονωδία (ein Wort durch Seitenbeschnitt unleserlich).
- Textgestaltung
- τέλος-Monokondylion am Ende.
- Edition
- Aristides, [Opera] vol. I, ed. Wilhelm Dindorf, Leipzig 1829 (Nachdruck 1964), S. 424–428 (Hs. wurde für die Ed. nicht berücksichtigt).
- Bearbeitet von
- Paul A. Neuendorf, Universitätsbibliothek Heidelberg, 10.05.2021.
- Katalogisierungsrichtlinien
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