Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 307

Zosimus, Historia nova

Papier · 2, 133, 1 Bll. · 34,2 × 22,5 cm · Venetien · 1. Hälfte 16. Jh.


Schlagwörter (GND)
Zosimus / Antike / Geschichtsschreibung.
Diktyon-Nr.
66039.
1arv vacat
2ar Schenkungsexlibris
2av vacat
1) 1r–133r Zosimus, Historia nova I-VI (Fragment)
133v–134*v vacant

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Venetien.
Entstehungszeit
1. Hälfte 16. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Westliches Papier.
Umfang
2, 133, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
34,2 × 22,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 12a + (IV-1)7 + 15 IV127 + III133 + (I-1)134*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 134*. Bl. entfernt in erster Lage, evtl. vor Bl. 1.
Foliierung
In der Ecke Kopfsteg – Außensteg ist die vatikanische Blattzählung (f. 1–133). Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 2a, 134*).
Lagenzählung
Eine Lagenzählung ist nicht überliefert. Die zum Teil nur teilweise erhaltenen Reklamanten, die parallel zum Bundsteg platziert sind, weisen auf einen starken Seitenbeschnitt des Buchblocks hin (z.B. f. 7v).
Zustand
Die Hs. weist neuzeitliche Restaurationsmaßnahmen auf: Bl. 2a wurde am Außensteg durch die Anfügung eines Papierstreifens an das Format des Buchblocks angepasst. Das nachträglich dem Buchblock hinzugefügte Blatt 2a ist stark fleckig. Das Papier des ursprünglichen Buchblocks ist vergilbt und besonders am Außensteg fleckig; an den Außenrändern sind kleinere Beschädigungen durch Wurmfraß zu erkennen.
Wasserzeichen
Die Bll. der Hs. stammen den Wasserzeichen zufolge aus einer Herstellung. Das in der Hs. etliche Male vorkommende Wasserzeichen zeigt die Buchstaben H B.

Schriftraum
22,5 × 12,9 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
29 Zeilen.
Schriftart
Nicht immer klare Worttrennungen: Es sind Spatien vorhanden, die allerdings nicht unbedingt mit den Wortzwischenräumen zusammenfallen. Charakteristisch sind die Oberlängen bei Tau und in der Epsilon-Rho Ligatur. Die Schrift weist auf eine Entstehungszeit in der ersten Hälfte des 16. Jhs. hin.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Die Hs. stammt von der Hand eines geübten griechischen Kopisten, der jedoch weniger Praxis in der lateinischen Sprache hatte. Folium 116 belegt, dass das lateinische Einsprengsel non est ista pax, sed pactio servitutis dem Schreiber offensichtlich Schwierigkeiten bereitete (3. Zeile von unten): Der Kopist versuchte für das lateinische Zitat griechische Buchstaben, teilweise in Majuskeln, zu verwenden (ΝΟΝεςτις ταραχης eδpαςτιο ςerviτυτϊς). Ebenso verhält es sich mit misero regi servantur auf Folium 122r (Mitte der Seite). Von der Hand Friedrich Sylburgs wurden später Transkriptionen der lateinischen Wörter im Außensteg hinzugefügt, siehe „Nachträge und Benutzungsspuren“.
Buchgestaltung
Der Titel der Schrift ist in epigraphischer Auszeichnungsschrift in roter Tinte gestaltet. Der Text ist als Fließtext mit einem klar definierten Schriftspiegel angelegt. Ausnahme hiervon sind Zitate von Versen (z.B. f. 26v). Vereinzelt gibt es Marginalien, Unterstreichungen und Semeiosis-Zeichen von der Schreiberhand. Teilweise stehen zu den Semeioseis auch Angaben zum Inhalt (z.B. f. 80r: περὶ θεοδοσίου). Ebenfalls stehen durch graphische Zeichen eingewiesene Textergänzung am Rand (z.B. f. 84v). Zitate im Text sind durch Anführungszeichen am Zeilenbeginn markiert.
Die Hs. ist nicht abschließend vom Rubrikator bearbeitet worden: Die Überschrift und auch der Buchschmuck zu Buch 5 auf Folium 99r fehlt gänzlich.
Die Bücher 4 und 5 enden mit τέλος-Zeilen.
Buchschmuck
Über dem Titel der Schrift verläuft ein mit Perlen dezent verziertes Seilband über die Länge des Schriftspiegels; an den Seilenden sind spitze Ornamente befestigt. Die Anfänge der folgenden Bücher sind (soweit die Buchanfänge erhalten sind) mit in roter Tinte gezeichneten und mit Rankenwerk geschmückten Initialen ausgestattet; über den Buchüberschriften verlaufen ähnliche rote Seilbänder oder Ranken wie über dem Titel der Schrift. Die Schriftspiegel am Ende von Buch 2 und 3 verjüngen sich.

Nachträge und Benutzungsspuren
Auf dem Kopfschnitt des Buchblocks ist von späterer Hand Zosimus Hist. vermerkt worden. Auf den Rücken und auf den Vorderspiegel wurden Besitzmarken der BAV geklebt. Auf Folium 2a wurde im Kopfsteg nahe des Bundstegs N. 307 notiert; zudem ist auf die Seite das Schenkungsexlibris geklebt worden. Auf der ersten Seite des ursprünglichen Buchblocks, Folium 1r, ist im Kopfsteg 307 und der Erwerbsvermerk eg(natius) niedergeschrieben sowie neben dem Titel der Schrift der vatikanische Besitzstempel angebracht und im Fußsteg die alte Signatur 307. Pal: vermerkt worden.

Einband
Brauner Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, II, S. 909 (hier: ‚hochroter‘ Einband).
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Die Hs. wurde von Ulrich Fugger, wie auf Folium 1r und in BAV, Pal. lat. 1950, f. 194v angegeben, aus den Beständen von Giovanni Baptista Cipelli (1478–1553), genannt Egnazio, erworben. Da die Handschrift zum Besitz von Cipelli gehörte, ist Venetien als Entstehungsort wahrscheinlich. Das für die Hs. verwendete westliche Papier könnte hierfür ein Indiz sein. Friedrich Sylburg verwendete die Hs. als Vorlage für den 1590 in Frankfurt am Main erschienenen Druck Romanae historiae scripores graeci minores, siehe Niutta, Zosimus, S. 198f.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_gr_307
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 172; Francesca Niutta, Zosimus historicus, in: Greti Dinkova-Bruun/James Hankins/Robert A. Kaster (Hrsgg.), Catalogus Translationum et Commentariorum XI (2016), S. 153–209, hier: S. 198f.; Friedrich Sylburg, Romanae historiae scriptores graeci minores (…), Frankfurt am Main: Claude de Marne und Johann Aubry, 1590 (VD16 S 10351).
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Inhalt

1) 1r–133r Digitalisat

Verfasser
Zosimus (GND-Nr.: 100964354).
Titel
Historia nova I-VI (Fragment).
TLG-Nummer
4084.001.
Angaben zum Text
f.1r–23r Buch 1; f. 24r–47v Buch 2; f. 47v–69r Buch 3; f. 69r–99r Buch 4; f. 99r–128r Buch 5; f. 128r–133r Buch 6.
Der Text beginnt f. 1r mit dem Beginn von Buch 1. Auf Folium 23r endet der Text am Seitenende inmitten von Buch 1, Kapitel 71,4 (Explicit: καλῶς τε καὶ δικαίως οἰκονομήσαντϊ τὴν ἀρχήν). Folium 23v ist unbeschrieben. Das Ende von Kapitel 71 sowie die vollständigen Kapitel 72–73 und der Beginn von Buch 2 fehlen. Auf Folium 24r setzt der Schreiber mit dem zweiten Halbsatz des ersten Kapitels von Buch 2 ein (Incipit: ἐκ τοῦ τὸν μακρότατον ἀνθρώπου βίον). Die Lücke wird vom Schreiber in roter Tinte auf Folium 23r im unteren Außensteg bemerkt: ἰστέον ὡς ἐνταῦθα λείπει τὸ τέλος τοῦ α’ λόγου καὶ ἡ ἀρχὴ τοῦ β’. Nach der Reklamante auf Folium 23v ist kein Text durch verschollene Lagen verloren gegangen. Die Überlieferungslücke in Buch 5.22.3 bis 23,1 ist vom Schreiber durch zwei Leerzeilen markiert worden (f. 112r).
Titel (Vorlage)
ζωσϊμου κομητος και ἀ | πο φϊσκοσϋνηγορου | ἱστοριας νεας.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Es sind Unterstreichungen und Korrekturbemerkungen in margine vorhanden. An einigen Stellen sind im Bundsteg (teilweise fast im Falz verschwindend) Zahlen von der Hand Sylburgs notiert (z.B. f. 15v); es handelt sich hierbei um die entsprechenden Seitenangaben der 1590 erschienenen Ausgabe von Sylburg. Auf Folium 116r ist im Außensteg non est ista pax, sed pactio servitvtis: notiert. Auf Folium 121r findet sich im unteren Außensteg der vom Schreiber ausgelassene Passus ᾗ καὶ ὁ βασιλεὺς ἐνεδήμει. ὄφελος δὲ μέγα τῆς πολιτείας ὁ βασιλεὺς ἡγησά. Auf Folium 122r ist die Transkription misero regi servantvr aufgeschrieben.
Edition
Zosime, Histoire nouvelle, Tom. I-III, ed. François Paschoud, Paris 1971 (Tom. I), 1979 (Tom. II.1–2), 1986 (Tom. III.1), 1989 (Tom. III.2), Tom. 1, S. 8 – Tom. III.2, S. 15 (Hs. wurde für die Ed. nicht berücksichtigt).


Bearbeitet von
Paul A. Neuendorf, Universitätsbibliothek Heidelberg, 09.11.2020.
Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.