Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 330
Sammelhandschrift zu Theokrits Idyllen
Papier · 2, 72, 1 Bll. · 21,6 × 15,3 cm · Venetien (?) · 2. Hälfte des 15. Jhs.
- Diktyon-Nr.
- 66062.
1ar–2ar | vacant | |
2av | Schenkungsexlibris | |
1) | 1r–3v | Anonymus, Scholia in Theocritum (scholia vetera) |
2) | 3v–70v | Theocritus, Idyllia I-III, V-XIII cum scholiis |
71r–72r | vacant | |
72v | Zusatz | |
73*rv | vacat |
Kodikologische Beschreibung
- Entstehungsort
- Venetien (?). Da der Kopist des Großteils der Hs., Immanuel Rhusotas, in Venedig und Vicenza wirkte, ist als Entstehungsort die Region Venetien anzunehmen.
- Entstehungszeit
- 2. Hälfte des 15. Jhs. Aufgrund der Wirkungszeit des Kopisten Immanuel Rhusotas (siehe „Angbaen zu Schrift / Schreibern“) ist die Entstehungszeit der Hs. in der zweiten Hälfte des 15. Jhs. anzusiedeln.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Westliches Papier.
- Umfang
- 2, 72, 1 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 21,6 × 15,3 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (I-1)1a + 12a + 9 IV72 + (I-1)73*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 73*.
- Foliierung
- Vatikanische Foliierung mit Bleistift in den oberen Außenecken (f. 1–72). Auf f. 1r ist die Blattangabe nur noch zu erahnen, auf f. 2r etwas deutlicher, ab f. 3r gut leserlich. Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a–2a, 73*).
- Lagenzählung
- Die Lagen werden durch Kustoden (griechische Ziffern) beginnend auf f. 9r. mit β´ im Kopfsteg, nahe dem Bundsteg, gezählt. Die Zählung fehlt zu Beginn der sechsten Lage (f. 41), das Ende der Lage wird jedoch markiert (ς´).
- Zustand
- Die Hs. ist insgesamt in einem guten Zustand. Das erste und das letzte Bl. der ursprünglichen
Hs. (f. 1 und 72) sind jedoch sehr viel stärker in Mitleidenschaft gezogen (Vergilbung
des Papiers, Verbleichen der roten Tinte). Auf f. 1 ist ein leichter Textverlust festzustellen.
Dies ist vermutlich dadurch bedingt, dass die Hs. einige Zeit ungebunden gelagert
wurde (siehe Geschichte der Handschrift).
Die übrigen Bll. der Hs. sind bis auf wenige Flecken in gutem Zustand. Allein die Intensität der roten Tinte hat sehr nachgelassen.
Die Bindung des Textblockes am Einband ist beschädigt.
- Schriftraum
- 16 × 9,4 cm.
- Spaltenanzahl
- 1 Spalte.
- Zeilenanzahl
- 13 Zeilen.
- Schriftart
- Die Schrift auf f. 1r–40v und f. 49r–70v ist von einer routinierten Hand. Die zeitgenössische Gebrauchsschrift ist leicht nach rechts geneigt und nutzt gern gebräuchliche Abkürzungen und Ligaturen ohne deutliche Worttrennungen; charakteristisch sind die Oberlängen von τ und die doppelten oder einfachen Punkte über ι und υ, siehe RGK I, Nr. 154; RGK II, Nr. 203; RGK III, Nr. 255.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Der Schreiber von f. 1r–40v und f. 49r–70v ist der Kopist Immanuel Rhusotas (Ἰμμανουὴλ Ῥουσωτᾶς), siehe RGK I, Nr. 154; RGK II, Nr. 203; RGK III, Nr. 255.
- Buchgestaltung
- Die Hs. ist einheitlich gestaltet. Die Idyllen weisen viele vom Schreiber notierte Scholien auf, die vor allem interlinear angelegt sind. Die Scholien sind zum Teil so umfangreich, dass ganze Textblöcke zwischen den einzelnen Versen der Idyllen stehen. Stehen einzelne Scholienzeilen zwischen den Versen, sind diese Scholien in roter Tinte verfasst. Stehen umfangreichere Scholien innerhalb der Idyllen, sind diese in derselben Tinte wie die Verse gehalten und so nicht auf den ersten Blick von diesen zu unterscheiden.
- Buchschmuck
- Die Hs. weist eher zurückhaltenden Buchschmuck auf. Die einzelnen Idyllen beginnen mit rubrizierten Fleuronné-Initialen und enden mit kurzen Seilbändern in ebenfalls roter Tinte. Die zwischen den Versen eingefügten Scholienblöcke und darin enthaltene Sinnabschnitte werden durch rubrizierte Initialen eingeleitet.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Besitzmarke der BAV auf Vorderspiegel, Schenkungsexlibris auf f. 2av. Auf f. 1r ist in der Ecke Bundsteg – Kopfsteg die Capsa-Nr. C. 101 und die Allacci-Nr. 278 sowie mittig im Kopfsteg die Signatur P. 330 und im Fußsteg, nahe dem Außensteg die Signatur 330 Pal: notiert. Auf der gleichen Seite sowie auf f. 70v ist im Fußsteg der runde Besitzstempel der BAV angebracht. Auf f. 72v wurde der Erwerbsvermerk Theocritus 330. seors. im Kopfsteg notiert, darunter das Proverbium facile omnes cum ualemus, recta consilia aegrotis damus: und hierunter die alte Signatur 330.
- Einband
- Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, II, S. 909.
- Provenienz
- Venetien / Augsburg / Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Handschriften, die als Einzelankäufe bzw. aus nicht mehr nachvollziehbaren Quellen in Fuggers Sammlung kamen, sind durch das Kürzel seors. für lat. seorsum, abgesondert, gekennzeichnet. Ulrich Fugger erwarb die Hs. als Einzellieferung (seors., f. 72v) in ungebundenem Zustand (Char. non liga.), siehe auch BAV, Pal. lat. 1950, f. 193v.
- Literatur
- Stevenson, Graeci, S.
192; Stefec 2014; Carl Wendel, Überlieferung und Entstehung der
Theokrit-Scholien, Berlin 1920, S. 201f.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
Inhalt
1) 1r–3v
- Verfasser
- Anonymus.
- Titel
- Scholia in Theocritum (scholia vetera).
- TLG-Nummer
- 5038.001.
- Angaben zum Text
- f. 1r De dialecto dorica; f. 1v De tribus poeseos generibus; f. 1v De Theocrito; f. 1v Argumenta duo in primum Idyllium; f. 2r Plura de Bucolicis eorumque variis appellationibus et de dialecto dorico.
- Incipit
- 1r Ἰστέον ὡς οἱ Δωριεῖς τρέπουσι.
- Explicit
- 3v τὸ μέλισμα τὸ φθεγγόμενον.
- Edition
- Karl Wendel (Hrsg.), Scholia in Theocritum vetera, Leipzig 1914, S. 1–7 (Teiledition).
2) 3v–70v
- Verfasser
- Theocritus (GND-Nr.: 118621769).
- Titel
- Idyllia I-III, V-XIII cum scholiis glossisque.
- TLG-Nummer
- 0005.001.
- Angaben zum Text
- f. 3v–17v Idylle 1; f. 17v–28v Idylle 2; f. 28v–32r Idylle 3; f. 32v–40v Idylle 5; f. 40v–46v Idylle 6; f. 46v–54v Idylle 7; f. 54v–58v Idylle 8; f. 58v–60v Idylle 9; f. 60v–63r Idylle 10; f. 63r–66r Idylle 11; f. 66v–68r Idylle 12; f. 68r–70v Idylle 13.
- Explicit
- 70v τέλος τοῦ Θεοκρϊτου.
- Nachträge und Rezeptionsspuren
- Von späterer Hand finden sich Marginalien textkritischer Natur.
- Edition
- Theocritus, Carmina, vol. I-II, ed. Andrew Farrar Gow, Cambrige 1952 (Nachdruck 1965).
- Bearbeitet von
- Paul A. Neuendorf, Universitätsbibliothek Heidelberg, 25.08.2020.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.