Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. gr. 408

Theodorus Balsamon, Commentarii in nomocanonem

Papier · 2, 232, 1 Bll. · 32,4 × 21,5 cm · Venedig (?) · 12.03.1563


Schlagwörter (GND)
Römisches Recht / Rechtsgeschichte / Nomocanon / Theodorus Balsamon.
Diktyon-Nr.
66140.
Ir vacat
Iv Inhaltsvermerk
1r vacat
1v Schenkungsexlibris
1) 2r–231v Theodorus Balsamon, Commentarii in nomocanonem
232r–v vacat

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
Venedig (?). Für das Jahr 1563 sind insbes. Trient, aber auch Venedig als Andreas Daramrios‘ Aufenthaltsorte belegt (vgl. RGK III, S. 31–32 nach Kresten, Handschriftenproduktion, siehe Literatur, S. 151–153.). Von April 1563 an hielt er sich zu den Abschlussessionen des Tridentinum in Trient auf. Kresten weist aus guten Gründen darauf hin, dass sein Geschäftssinn ihn im Vorfeld nicht getäuscht hatte und er dort tatsächlich gute Verkaufsabschlüsse hatte erzielen können. Womöglich war der von Balsamon kommentierte Nomokanon auch für einen der kirchenrechtlich versierten Konzilsteilnehmer gedacht, ohne dass es freilich zum Verkauf gekommen ist. Dies könnte ebenso für das zweite Exemplar des Textes gelten, den Cod. Parisin. gr. 1329, der mitsamt der Subskription (auf f. 381v) vom Hauptkorrektor dieser Hs. geschrieben wurde.
Entstehungszeit
12.03.1563. Datierung s. f. 231v.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Westliches Papier.
Umfang
2, 232, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
32,4 × 21,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 1I + 27 IV232 + (I-1)233*. Vorderspiegel ist Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 233*.
Foliierung
Vatikanische Foliierung (f. I, 1–232). Die modernen Vor- und Nachsatzblätter ungezählt. Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 233*).
Lagenzählung
Griechische Lagenzählung vom Schreiber in der Mitte des Fußstegs eines jeden Heftbeginns ab f. 9r (= βʹ), zusätzlich Textmarke unterhalb des Textblocks am Heftende.
Zustand
Die Hs. wurde nur sehr wenig benutzt und befindet sich in einem entsprechend guten Zustand. Insbes. an Anfang u. Ende wohl wegen der zeitweise fehlenden Einbände stockfleckig, etwas Wurmfraß am Ende. Allerdings auch beginnender Tintenfraß im Schriftfeld. F. 28 in der Blattmitte ausgeschnitten.
Wasserzeichen
.

Schriftraum
20,1 × 12,5 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
26 Zeilen.
Schriftart
Individuelle, flüchtige Kopistenschrift der Entstehungszeit.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Andreas Darmarios (Schreibernotiz auf. f. 231v: τετέλεσθαι ἐκ χειρὸς ἀνδρέ-|ου δαρμαρίου τοῦ ἐπι-|δαυριότου· ἐν ἔ-|τει ͵αφξγʹ μαρτίῳ ιβʹ [= 12. März 1563]).
Buchgestaltung
Titel des Pinax durch geometrische Form vom Folgetext abgesetzt. Außerdem die Initialbuchstaben der Pinaxeinträge farblich abgesetzt nach links ausgerückt. Text und Kommentar werden jeweils durch die hellrot eingetragenen Angaben κείμενον bzw. σχόλιον klar voneinander geschieden. Alle 14 Titel des Nomocanons beginnen auf einer neuen Seite, d.h. mit Platz wurde nicht unbedingt gespart.
Buchschmuck
Oberhalb des Pinax ein Wellenband mit hellroter Tinte. Schwarzrotes Flechtkreuz oberhalb des mit hellroter Tinte eingetragenen Titels auf f. 15r, dazwischen hellrote Fleuronnéranke. Über den Titelüberschriften einfache, in der Form abwechselnde Zierlinien. Titel- und Kapitelüberschriften (bzw. -zählung) ebenfalls hellrot. Auch die Hauptinitiale hellrot in der Höhe von vier Textzeilen und mit Blattranken verziert (f. 15r). Die Initialen der einzelnen Titel und Paragraphen in etwas größerer Schrift als der Text auf die linken Blattstege ausgerückt. Sämtliche Schmuckelemente stammen vom Schreiber selbst.

Nachträge und Benutzungsspuren
Signaturenmarke der BAV auf dem Vorderspiegel. Auf f. Ir (= Vorsatzblatt wohl noch aus der Zeit der fuggerschen Bindung) die Capsa-Nr. C. 105, darunter in der Blattmitte in großer Kurrentschrift des 18. Jhs. die Herkunftsbezeichnung Liber Bibliothecæ Palatinæ, die Allacci-Signatur 436 sowie im Fußsteg die aktuelle Signatur (wiederholt oben auf f. 1r). Auf f. 1v Schenkungsexlibris des Herzogs Maximilian v. Bayern an Papst Gregor XV. Im Kopfsteg von f. 2r von einer weiteren Hand des 18. Jhs. ein weiterer Herkunftsvermerk E Bibliothecâ Palatinâ. Bibliotheksstempel der BAV auf f. 2r u. 231v.

Einband
Roter Ledereinband der BAV aus der Zeit von Kardinalbibliothekar Francesco Saverio de Zelada und Papst Pius VI.; späterer Rücken mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius IX. (oben) und Kardinalbibliothekar Angelo Mai (unten), vgl. Schunke, Einbände, II, S. 909.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Historisch wäre für diese Hs. der Zeitraum zwischen ihrer Fertigstellung am 13. März 1563 und der Verbringung nach Rom 1622/23 näher zu bestimmen, was jedoch mit Schwierigkeiten verbunden ist, da sie zu den Heidelberger Eigenbeständen gehört. Mit dem heute in Stockholm, Königliche Bibliothek, A 799 befindlichen, früheren Pal. gr. 405 gab es in Heidelberg übrigens eine Parallelhs., die ebenso von Andreas Daramarios stammte. Beiden Hss. lassen sich jedoch keine weiteren Herkunftshinweise mehr ableiten. Da es sich jedoch um juristische Texte handelte, liegt die Vermutung nahe, dass man sie entweder der Schlossbibliothek zuordnen sollte – oder dass sie aus den Nachlässen früherer Professoren stammen.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_gr_408
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 265; Otto Kresten, Die Handschriftenproduktion des Andreas Darmarios im Jahre 1564, in: JÖB 24 (1975), S. 151; Angelo Mai, Spicilegium Romanum VII, S. IX; Teresa Martinez Manzano, Historia del fondo manoscrito griego de la Universidad de Salamanca. Obras de referencia, Salamanca 2015; RBHR II, S. 412; RGK III, Nr. 22; VG 17.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Inhalt

1) 2r–231v Digitalisat

Verfasser
Theodorus Balsamon (GND-Nr.: 100962211).
Titel
Nomocanon XIV titulorum cum commentariis Theodori Balsamonis.
Angaben zum Text
F. 2r–12v Pinax libri (Schlussformel: τέλος τοῦ πίνακος τῶν δέκα πρὸς τοῖς τεσσάρσι τίτλων τῶν παρὰ τοῦ ἁγιωτάτου ἐκείνου πατριάρχου κυροῦ φωτίου συγγραφέντων); f. 13r–14v vacant; f. 15r–16v Prooimium; f. 16v–231r Text mit Kommentaren: f. 16v–50r Τίτλος αʹ; f. 50v–74r Τίτλος βʹ; f. 74v–78v Τίτλος γʹ; f. 79r–85r Τίτλος δʹ; f. 85v–86r Τίτλος εʹ; f. 86v–87r Τίτλος ςʹ; f. 87v–92v Τίτλος ἕβδομος; f. 93r–108v Τί(τλος) ηʹ; f. 109r–159v Τί(τλος) θʹ; f. 160r–167r Τίτλος δέκατος; f. 167v–176v Τίτλος ἑνδέκατος; f. 177r–186r Τίτλος δωδέκατος; f. 186v–230r Τίτλος τρισκαιδέκατος; f. 230v–231r Τίτλος τεσσαρεσκαιδέκατος; f. 231v Schlussformel: τέλος σὺν θεῷ τῶν δέκα πρὸς τοῖς | τέσσαρσι τίτλων, τῶν παρὰ | τοῦ ἁγιωτ(άτου) ἐκείνου πατριάρχου | κυροῦ φωτίου συγγραφέν-|των.
Titel (Vorlage)
15r Ἐξήγησις τῶν ἱερῶν καὶ θείων κανόνων, τῶν τε ἁγίων καὶ πανευφήμων ἀποστόλων καὶ τῶν ἱερῶν οἰκουμήινων [!] συνόδων, ἀλλὰ μὴν καὶ τῶν τοπικῶν, ἤτοι μερικῶν καὶ τῶν λοιπῶν ἁγίων πατέρων, πρὸς δὲ καὶ δήλωσις τῶν ἐνεργούντων καὶ μὴ ἐνεργούντων νόμων τῶν ἀναταττομένων ἐν τοῖς δέκα πρὸς τοῖς τέσσαρσι τίτλοις τοῖς κατ᾿ ἀρχὴν τῶν κανόνων κειμένοις· πονηθεῖσα κατὰ πρόσταξιν βασιλικὴν καὶ πατριαρχικὴν, θεοδώρῳ τῷ συντειλεῖ διακόνῳ τῆς ἀγιωτάτης τοῦ θεοῦ μεγάλης ἐκκλησίας νομοφύλακι, χαρτοφύλακι καὶ πρώτῳ τῶν βλαχερνῶν τῷ βαλσαμὼν τῷ μετὰ χρόνοις τινὰς γεγονότι πατριάρχην θεουπόλεως μεγάλης ἀντιοχείας καὶ πάσης ἀνατολῆς.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Die gesamte Hs. enthält an den Stegen zahlreiche orthographische Korrekturen und Textergänzungen jener nicht sehr viel jüngeren Hand, die auch den inhaltsgleichen Cod. Parisin. gr. 1329 geschrieben hat (s. Kresten, Handschriftenproduktion, S. 151).
Edition
Christofle Justel, Nomocanon Photii Patriarchae Constantinopolitani cum commentariis Theodoris Balsamonis Patriarchae Antiocheni, Paris 1615, S. 1–162 (ND in: Rhalles/Potles, I, Athen 1852, S. 5–535; diese Hs. nicht verwendet).


Bearbeitet von
Dr. Lars Hoffmann, Universitätsbibliothek Heidelberg, 14.02.2022.
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Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.