Heidelberg, Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. graec. 341

Sammelhandschrift

Papier · 7, 39, 2 Bll. · 32,4–32,8 × 20,7–21,7 cm · s.l. · Übergang vom 15. zum 16. Jh.


Schlagwörter (GND)
Antike / Philostratus, Flavius / Bildbeschreibung / Ekphrasis / Mythos / Theocritus / Hirtendichtung / Epigramm.
Diktyon-Nr.
32474.
1ar vacat (Marmorpapier)
1av Kurzbeschreibung
1*r–1*v vacat
2*r Inhaltsverzeichnis
2*v–3*v vacant
4*r Inhaltsvermerk, Schenkungsexlibris
4*v vacat
5*r–6*v Fragment
1r Fuggersignatur, Inhaltsvermerk
1v vacat
1) 2r–32v Philostratus maior, Imagines (una cum versione Latina)
2) 35r–39v Theocritus, Idyllia et epigrammata
40ar–41ar vacant
41av vacat (Marmorpapier)

Kodikologische Beschreibung

Entstehungsort
s.l. Unbekannt.
Entstehungszeit
Übergang vom 15. zum 16. Jh. aufgrund der Schrift.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Westliches Papier (am Vorder- und Hinterspiegel Marmorpapier).
Umfang
7, 39, 2 Bll.
Format (Blattgröße)
32,4–32,8 × 20,7–21,7 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(II-2)1* + I3* + 14* + I6* + 4 IV32 + (VI-3)39 + (II-2)41a. Vorderspiegel ist Gegenbll. von 1a/1*, Hinterspiegel Gegenbll. von 40a/41a.
Auf die Spiegel sowie die zugehörigen Vorsatzbll. wurde jeweils ein Doppelbl. aus Marmorpapier geklebt, so dass das Marmorpapier die Rectoseite von Bl. 1a bzw. die Versoseite von Bl. 41a bildet.
Bll. entfernt hinter f. 32 (2 Bll.) und hinter f. 39 (1 Bl.).
Foliierung
Rezente Foliierung in der rechten oberen Ecke der Rectoseite mit Bleistift (f. 1*–39). Auf f. 32 folgt 35, was vermutlich mit dem Verlust mehrerer Quaternionen am Ende des Philostrat-Textes zusammenhängt und keinen bloßen Zählfehler darstellt. Die Bezeichnung der ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 1*, 40a, 41a).
Lagenzählung
Von f. 1 bis 32 erscheinen am Lagenende unten am inneren Rand der Versoseite Wortreklamanten.
Vom Schreiber stammt die einzige Lagenzählung am unteren Rand in der Mitte von f. 35r, die aufgrund der hohen Zahl (ιδ) weitere Textverluste bzw. die Zugehörigkeit zu einer ursprünglich umfangreicheren Handschrift nahelegt, zumal die Handschrift ungebunden in den Besitz Fuggers gelangte (siehe Geschichte der Handschrift). - Von f. 36v bis 38v erscheinen jeweils unten am inneren Rand der Versoseite Wortreklamanten.
Zustand
Guter Zustand. Die Handschrift weist Knicke im Papier und beschädigte Seitenränder auf. Feuchtigkeitsschäden und Flecken beeinträchtigen die Lesbarkeit des Textes teilweise (z. B. auf f. 9r und 10v). Ab f. 35r erscheinen Restaurierungsspuren am Falz, die mit dem Verlust von f. 33 und 34 bzw. dem Verlust des Endes der Imagines zusammenhängen könnten.

Schriftraum
23,1 × 13,5 cm (Philostrat f. 2r–32v); 19,2–19,5 × 9,5–12,0 cm (Theokrit f. 35r–39v).
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
Philostrat (f. 2r–32v): 30 Zeilen (inkl. lateinischer Übersetzung); Theokrit (f. 35r–39v): 12–23 Zeilen.
Schriftart
Individuelle Gebrauchsschrift der Entstehungszeit.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Der Schreiber ist nicht zu identifizieren.
Buchgestaltung
Dem griechischen Original der Imagines ist jeweils über der Zeile eine lateinische Übersetzung beigegeben, die mit dünnerer Feder geschrieben wurde.
Die Gedichte Theokrits folgen aufeinander, wobei Überschriften als Trennelement fungieren.
Buchschmuck
Die Imagines weisen am Beginn eines neuen Buches bzw. bei neuen Kapiteln leicht vergrößerte Initialen in der Tintenfarbe des Textes auf. Über der Überschrift des 2. Buches auf f. 31r erscheint eine Wellenlinie mit Rankenausläufern.
In den Gedichten Theokrits wurden die Initialen teilweise nicht hinzugesetzt.

Nachträge und Benutzungsspuren
Inhaltsangabe (20. Jh.; von Bibliothekar Hermann Finke) auf dem Vorderspiegel. Eingebundenes Inhaltsverzeichnis auf f. 2*r. Inhaltsvermerk und Schenkungsexlibris an Papst Gregor XV. auf f. 4*r. Stempel der Bibliothèque nationale de France auf f. 4*r, 5*r und 39v. Das als Makulatur gebrauchte Fragment (f. 5*r–6*v) stellt einen Druck eines theologischen Textes dar. Fuggersignatur 341 seors. und Inhaltsvermerk auf f. 1r. Zusätze durch Sylburg (Schriftvergleich anhand BAV, Pal. lat. 429bis, f. 259r) und mindestens eine weitere rezente Hand.

Einband
Roter Ledereinband der BAV mit goldenen Wappenstempeln von Papst Pius VI. (oben) und Francesco Saverio de Zelada (unten) auf dem Rücken.
Provenienz
Augsburg / Heidelberg / Rom / Paris.
Geschichte der Handschrift
Das Manuskript gelangte als Einzelanschaffung (seors.) und ungebunden (non liga.) in den Besitz Ulrich Fuggers (vgl. Fuggersignatur 341 seors. auf f. 1r und BAV, Pal. lat. 1950, f. 191v: Philostrati imagines. char. non liga. 341. seors.). Fugger übersiedelte 1564 nach Heidelberg, wohin ihm seine Bibliothek 1567 folgte, und vermachte sie nach seinem Tod 1584 an Kurfürst Friedrich IV. 1623 wurde die Hs. als Kriegsbeute nach Rom gebracht. 1798 wurde sie nach Paris gebracht und 1815 zurück nach Heidelberg.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpgraec341
Literatur
Stevenson, Graeci, S. 197; Philostrati maioris imagines Ottonis Benndorffii et Caroli Schenkelii consilio et opera adiuti recenserunt seminariorum Vindobonensium sodales, Leipzig 1893, S. XVII; L. Ferreri, Le Théocrite de l'humaniste Marcus Musurus, avec l'édition critique des Idylles XXIV-XXVII de Théocrite, Turnhout 2014 (Europa humanistica 13/Du Manuscrit à l’imprimé 2), S. 20f.; Carlo Gallavotti, Intorno al codice Patavinus di Teocrito, in: ICS 6, 1981, S. 120f. [zitiert als Gallavotti 1981a]; Carlo Gallavotti, Planudea (III), in: BollClass 2, 1981, S. 22. [zitiert als Gallavotti 1981b]; Carlo Gallavotti, Besprechung von: Smutny 1955, in: Gnomon 28, 1956, S. 116; Jean Irigoin, Besprechung von: Smutny 1955, in: RPh 33, 1959, S. 60–62; Robert J. Smutny, The Text History of the Epigrams of Theocritus, in: University of California Publications in Classical Philology 15,2, 1955, S. 51–62, 89 Anm. 16.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Inhalt

1) 2r–32v Digitalisat

Verfasser
Philostratus Maior (GND-Nr.: 118594044).
Titel
Imagines (una cum versione Latina).
TLG-Nummer
1600.001.
Angaben zum Text
f. 2r–30v Liber 1; f. 31r–32v Liber 2,1–2,2,3. - Zwischen f. 16 und 17 ist vom Textverlust her ein Quaternio ausgefallen, was auch Sylburg (Schriftvergleich anhand BAV, Pal. lat. 429bis, f. 259r) unten auf f. 16v mit deest quaternio notiert: Auf f. 16v endet nämlich 1,12,2 (γὰρ νᾶμα ὑπεκρέον τὰ τῆς κάτω Φρυγίας ὄρη καὶ τὸ ῥεῦμα εἰς; S. 26, Z. 3 Edition Benndorf/Schenkl) und auf f. 17r beginnt 1,18,4 (ἦσαν· δράκοντες γὰρ ἤδη ἐκ μοιρῶν γίνονται; S. 38, Z. 4 Edition Benndorf/Schenkl). Auf f. 32v endet der Text mit 2,2,3 (S. 65, Zeile 3 Edition Benndorf/Schenkl), wobei ein Wortreklamant den Verlust mehrerer Quaternionen nahelegt.
Titel (Vorlage)
2r εἰκόνες φιλοστράτου.
Explicit
32v καλὰ καὶ εὐώδη· καὶ γὰρ καὶ τοῦτο αὐτῶν ἔοικεν ἐγγεγράφθαι—καὶ καιρίον.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Einige Marginalien lassen sich vermutlich einer rezenteren Hand zuweisen, etwa die Seitenzahlen der editio Aldina am Rand von f. 13r und 17r.
Edition
Philostrati maioris imagines Ottonis Bendorfii et Caroli Schenkelii consilio et opera adiuti recenserunt seminariorum Vindobonensium sodales, Leipzig 1893, S. 3–65 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen, aber erwähnt, vgl. S. XVII, Sigle h).

2) 35r–39v Digitalisat

Verfasser
Theocritus (GND-Nr.: 118621769).
Titel
Idyllia et epigrammata.
TLG-Nummer
0005.001 (Idyllia), 0005.002 (Epigrammata).
Angaben zum Text
f. 35r Idyllion 26,36–39; f. 35r Epigramma 1; f. 35r Epigramma 2; f. 35r–35v Epigramma 3; f. 35v–36r Epigramma 4; f. 36r Epigramma 5; f. 36r Epigramma 6; f. 36r Epigramma 7; f. 36r–36v Epigramma 15; f. 36v Epigramma 8; f. 36v Epigramma 9; f. 36v Epigramma 10; f. 36v–37r Epigramma 11; f. 37r Epigramma 12; f. 37r Epigramma 13; f. 37r Epigramma 17; f. 37v Epigramma 18; f. 37v Epigramma 20; f. 37v Epigramma 22; f. 37v–38r Epigramma 21; f. 38r–39v Idyllion 26. - Die stemmatische Position des Palatinus ist für die Epigramme Theokrits von der Forschung vielfach diskutiert worden: Smutny 1955, S. 51–62 spricht sich dafür aus, dass der Palatinus von einer Handschrift des Humanisten Marcus Musurus abhängt, die wiederum auf einen verlorenen Codex Patavinus zurückgeht. Gallavotti 1956, S. 116 und 1981a, S. 120f. stimmt der Abstammung aus der Musurus-Handschrift zu, schließt aber auch die Editio Iuntina als Vorlage nicht aus. Irigoin 1959, S. 60f. plädiert hingegen für einen descriptus einer Edition, etwa der Iuntina, wobei der Palatinus zusätzlich mit der Ausgabe von Kallierges verglichen worden sein könnte, oder einer neueren Ausgabe (Zustimmung durch Gallavotti 1981b, S. 22). Vgl. dazu den kurzen Abriss der Forschungsgeschichte bei Ferreri 2014, S. 20f.
Titel (Vorlage)
35r Θεοκρίτου Συρακουσίου ἐπιγράμματα.
Incipit
35r Καδμεῖαι πολλαῖς μεμελημέναι ἡρωίναις.
Explicit
39v οὐκ ἐπιμωματόν· μηδεὶς τὰ θεοῦ ὀνόσαιτο.
Nachträge und Rezeptionsspuren
Vermutlich von Sylburg (Schriftvergleich anhand BAV, Pal. lat. 429bis, f. 259r) stammt der Hinweis neben dem 1. Gedicht, dass es sich hierbei um das Ende von Theokrits Bakchen (Id. 26) handelt, das wiederum auf f. 38r–39v steht. Ebenso notiert Sylburg neben dem nächsten Gedicht: Hoc primum Theocriti epigramma est in vulg. ed.. - Eine weitere Hand hat am Rand Anmerkungen und Seitenzahlen hinzugefügt. Die Seitenzahlen korrespondieren mit folgender Edition: Theocriti Syracusii Idyllia & Epigrammata cum mss. Palat. collata. Moschi, Bionis, Simmii opera quae exstant. Iosephi Scaligeri & Isaaci Casauboni Emendationes seorsim dabuntur. E Typographio Hieronymi Commelini, [Heidelberg] 1596. Es handelt sich nicht um eine Edition von 1598 (so Irigoin 1959, S. 62) oder Poetae Graeci Principes Heroici Carminis von Henricus Stephanus (1566) (so Smutny 1955, S. 89 Anm. 16).
Edition
Theocritus, Volume 1: Introduction, Text, and Translation edited by A. S. F. Gow, Cambridge 21952 (ND 1965), S. 214–216, 240–252 (Hs. wurde nicht für die Edition herangezogen).


Bearbeitet von
Dr. Anne-Elisabeth Beron, Universitätsbibliothek Heidelberg, 17.06.2020.
Katalogisierungsrichtlinien
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Gefördert durch
The Polonsky Foundation Greek Manuscripts Project: a Collaboration between the Universities of Cambridge and Heidelberg – Das Polonsky-Stiftungsprojekt zur Erschließung griechischer Handschriften: Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Cambridge und Heidelberg.