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Brandt, Hermann
Die Anfänge der deutschen Landschaftsmalerei im XIV. und XV. Jahrhundert — Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Heft 154: Straßburg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.2046#0129

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- 126 —
WESTFALEN.

In der westfälischen Kunst war schon früh durch
Meister Konrad von Soest ein erster Schritt zur Gestal-
tung des Schauplatzes von Golgatha getan worden in dem
Wildunger Altar von 1404. Zwar äußert sich sein Drang
zur natürlichen Charakteristik am meisten in den prächtigen
Figuren (Juden, Bauern) des Altares, aber diese stehen auch
auf braunem Erdreich, hinter ihnen erheben sich bewach-
sene Hügel, jedoch noch nicht in streng symmetrischer Kompo-
sition wie in Köln. Sie wirken als wohltuender Abschluß der
Szene. Auf Felskuppen stehen feingegliederte Baumsilhouetten.
«Zum ersten Mal verspüren wir den Hauch der Erde.» Auch
für dieses Werk ist burgundischer Einfluß nachgewiesen wordenl.

Die Schule Meister Konrads gibt zum Teil diese Land-
schaftskomposition wieder auf (Kreuzigung in St. Paul
zu Soest), andererseits wird sie weiter ausgebildet und der
Kölnischen angenähert auf der figurenreichen Kreuzigung
in D a r u p, welche Reitergruppen auf hochgezogenem Terrain,
gelbe Lilien und blaue Kornblumen im Vordergrund aufweist;
ferner aber auf dem sehr bedeutenden Tafelbild des
Kölner Museums (Nr. 367, etwa gleichzeitig mit der
Kölner Kreuzigung), wo ganz rechts, das Bild abschließend,
eine Burg auf braungrauem Berge thront, während links ein
Hohlweg zu einer mit hohen, rötlichen Mauern schimmernden
Stadt führt; Golgatha selbst ist aus braunen Felsplatten, über
denen aber Buschwerk und große Blumen gewachsen sind,
aufgebaut. Ebenso flankieren die Kreuzigung des etwas
früheren Warendorf er Altares (Münster, Museum) baum-

1 Schmitz, H. Die mittelalterliche Malerei in Soest. Zur Geschichte des Natur-
gefühles in der deutschen Kunst. Beiträge zur westfälischen Kunstgeschichte ed. H.
Ehrenberg. III. Münster 1906, p. 120ff.
 
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