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SCHLUSS.
Einen Sieg des neuen Sehens, ein kühnes und sicheres
Erfassen der Wirklichkeit bezeichnen auch die zuletzt be-
trachteten schlichten Monumente der bayrischen Handschriften-
malerei. Aber vielleicht weisen gerade sie über das erreichte
Ziel hinaus auf ein neues Ideal. Aller Zwang, alle Beängsti-
gung, die in der ersten Hälfte des Jahrhunderts selbst bei
großen Meistern der so hart erkämpften Wiedergabe der Rea-
lität anhaftete, ist gewichen; und diese Freiheit des neuen
Sehens führt empor zu einer höheren Freiheit. Die Landschaft
wird zum erhabenen und zarten Ausdruck des inneren Erleb-
nisses. Und da erhält gerade Licht und Farbe eine einzigartige
Bedeutung, die uns aber schon zum Bewußtsein kam: sie ver-
leiht der Landschaft jene Macht der Stimmung, der selbst die
menschliche Gestalt Untertan wird. So wird der Mensch ein
Teil des großen Naturganzen. Nicht aber willkürliches Schalten
mit ihren Formen vermag die Natur so zu beseelen, sondern
einzig die rückhaltlose Hingabe an ihre Erscheinungen: in sol-
cher Selbstentäußerung liegt das Glück und die höchste Kraft
des Künstlers beschlossen.
Was hier nur ganz allgemein ausgesprochen werden
konnte, ist das hohe Ziel, das Albrecht Dürer der deutschen
Landschaftsmalerei gewiesen hat. Und doch ist es zugleich
wie eine Erfüllung des rastlos ringenden künstlerischen Strebens,
dessen Zeugen wir waren, wenn in der Kunst Albrecht Alt-
dorfers Mensch und Natur, in ein ideales Bereich erhoben,
einen neuen Bund eingehen.
SCHLUSS.
Einen Sieg des neuen Sehens, ein kühnes und sicheres
Erfassen der Wirklichkeit bezeichnen auch die zuletzt be-
trachteten schlichten Monumente der bayrischen Handschriften-
malerei. Aber vielleicht weisen gerade sie über das erreichte
Ziel hinaus auf ein neues Ideal. Aller Zwang, alle Beängsti-
gung, die in der ersten Hälfte des Jahrhunderts selbst bei
großen Meistern der so hart erkämpften Wiedergabe der Rea-
lität anhaftete, ist gewichen; und diese Freiheit des neuen
Sehens führt empor zu einer höheren Freiheit. Die Landschaft
wird zum erhabenen und zarten Ausdruck des inneren Erleb-
nisses. Und da erhält gerade Licht und Farbe eine einzigartige
Bedeutung, die uns aber schon zum Bewußtsein kam: sie ver-
leiht der Landschaft jene Macht der Stimmung, der selbst die
menschliche Gestalt Untertan wird. So wird der Mensch ein
Teil des großen Naturganzen. Nicht aber willkürliches Schalten
mit ihren Formen vermag die Natur so zu beseelen, sondern
einzig die rückhaltlose Hingabe an ihre Erscheinungen: in sol-
cher Selbstentäußerung liegt das Glück und die höchste Kraft
des Künstlers beschlossen.
Was hier nur ganz allgemein ausgesprochen werden
konnte, ist das hohe Ziel, das Albrecht Dürer der deutschen
Landschaftsmalerei gewiesen hat. Und doch ist es zugleich
wie eine Erfüllung des rastlos ringenden künstlerischen Strebens,
dessen Zeugen wir waren, wenn in der Kunst Albrecht Alt-
dorfers Mensch und Natur, in ein ideales Bereich erhoben,
einen neuen Bund eingehen.