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Brandt, Hermann
Die Anfänge der deutschen Landschaftsmalerei im XIV. und XV. Jahrhundert — Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Heft 154: Strassburg: Heitz, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.2046#0198

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- 197 —

Problem der Zeit, die Landschaft, ganz in den Hintergrund
tritt. «Bedenkt man, wie stark das Gefühl für die Landschaft
schon bei Moser entwickelt ist, so fällt die Entsagung, die sich
unser Meister hierin auferlegt, doppelt auf. Entschied auch
hierüber das malerische Problem, das er sich gestellt? Be-
schränkte er sich in der Ausgestaltung der Umgebung seiner
Figuren, um durch höchste Vereinfachung des Szenischen eine
stärkste Konzentration der Lichtwirkung hervorzubringen? Diese
Annahme erscheint wohl gerechtfertigt, da das gleiche Prinzip
einer geheimnisvollen Verschleierung des Hintergrundes sich
von selbst für alle späteren Maler des Helldunkels ergeben
hat> (Thode).

KÖLN UND WESTFALEN.

Für Köln war durch den großen Meister dieser Epoche,
durch Stephan Lochner von Meersburg, eine direkte Beziehung
zur oberrheinischen Kunst gegeben; man müßte denn an-
nehmen, daß Lochner in sehr früher Jugend seine Heimat am
Bodensee verlassen und seine ganze künstlerische Ausbildung
in Köln empfangen habe. Wie immer die Dinge tatsächlich
liegen, das Eine ist gewiß, daß Lochner die Kölner Kunst
nach der Seite des Landschaftlichen nicht entscheidend bestimmt
hat, darin also ganz andere Pfade wandelte als Moser. Statt
weiter Landschaftsgründe bringt Lochner, darin ganz der Erbe
Meister Wilhelms, nur Vegetation, eine wundervolle, üppige
Blumenfülle, die er zu Füßen seiner Heiligen ausbreitet, oder
mit der er die Mutter Gottes so bezaubernd umrahmt. Beim
«Weltgericht» (Köln, W.-R.-Mus. Nr. 63) ist der gebirgige
Charakter der Szene nur leise angedeutet. Eine bemerkenswerte
Ausnahme macht aber das zarte Bildchen der «Anbetung
des Kindes» in Altenburg (Sammlung der Prinzessin Moritz
 
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