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Abraham
Mala Gallina, Malum Ovum, Das ist: Wie die Alten sungen, so zwitzern die Jungen: Im Zweyten Centi-Folio Hundert Ausbündiger Närrinnen Gleichfalls in Folio, Nach voriger Alapatrit-Pasteten-Art, So vieler Narren Generis Masculini, Anjetzo auch Mit artigen Confecturen, Einer gleichen Anzahl Närrinnen Generis Foeminini, Zum Nach-Tisch, Allen Ehr- und Klugheit-liebenden Frauenzimmer zur lustigen Zeit-Vertreib und wohlgemeinten Warnung In Hundert schönen Kupffern moralisch vorgestellt — Wien, 1713 [VD18 14661225]

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https://doi.org/10.11588/diglit.37593#0583
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Die vertraute Närrin.

-D^Cr arglistige Fuchs gienge einsmshls gantz hungerig auff die
ÄA Beut / suchte da und dort umb/ wo er ein gutes Schnapp Bist
sei überkommen möchte.Indeme er also in den Feldern und Wäldern
umschleichet/ tritt er ohngefäbr auf eine grosse Schlang oder Natter/
welche sich alsobald gerochen/sich ihme an den einen Fuß gehenckt/und
vergifftethat / also daß der arme Fuchs sehr grossen Schmery-n em-
pfunden / und voller Zorn die Schlang hinwieder angefallen und ver-
wundet hat. Weilen nun beyde verwundet / sehenden sie voneinan-
der/ jedes nm Artzney und Linderung ihrer Schmertzen umzufragen.
Als sie nun über eine geraume Zeit einander wieder angetroffcn/ re-
det die Schlang/welche noch immer Rach suchte/den Fuchsen mit lieb-
kosenden Worten an: Ach! sagtsie/ was vor grosse Traurigkeiten
hab ich bißhero gehabt / wegen deß / baß wir in Uneinigkeit gerathen/
habe auch nichrsandersgesucht / alsdie alte Freundschafft zu erneu«
ren. JetzthabicheinmaldasGlück/daßichdichwiederfthe/ und
mich mit dir vergleiche; wir wollen derowegen dasjenig vergessen/
was geschehen ist / einander lieben und umfangen/ dann was kan doch
schöner seyn/als nachbarliche Lieb und Einigkeit/diese ist eine Mutter
alles Guten/eine Gold-Gruben der Reichthum/ eine Erhalterin des
Lebens / und vieler herrlichen Gaben / erhebt sich zugleich mit diesen
Worten auffvon der Erden/wolte dem Fuchsen einen Kuß gcben/der
aber ziehet Len Kopffzuruck / trauetder Schlangen aufkeine Weiß/
wol einbildende/ daß es nur lauter Falschheit ssye: frcylich sagte er:
ist nichts schöners als Lieb undEinigkeit/ hingegen aber nichts sch ä d-
lichers alsBelrug undFalschheir/welche so viel schädlicher und gefähr-
licher ist/je freundlicher sie sich stellet. Solche Freundlichkeit und Lie-
be ist ein süsses Gisst/ so demjenigen/ welcher zuviel trauet/ unverhofft
das Hertz abstoffet / bann einem öffentlichen Feind trauet niemand/
aber wol einem heimlichen/berowegen kan ein solcher viel leichter scba-
Ddb z dm
 
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