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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Denkmalpflege im ländlichen Raum — Heft 1.1981

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Ottenjann, Helmut: Alte Bauernhäuser - eindrucksvolle Beispiele ländlicher Baukultur
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https://doi.org/10.11588/diglit.50202#0018
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Alte Bauernhäuser — eindrucksvolle Beispiele ländlicher Baukultur

Steinbau, erdlastige Erntestapelweise, rauchfreier Kamin
hier, Fachwerkbau, balkenlastige Erntestapelweise, Rauch-
haus dort, um nur einige Unterschiede zu betonen.
Seine reifste Ausprägung erfuhr das niederdeutsche Hallen-
haus im Artland mit einer großen Neubauwelle seit den 30er
Jahren des 18. Jahrhunderts. Während Bau- und Raumge-
füge — bis auf die Schaffung eines Kornbodens über den
Wohnräumen des Kammerfachs — noch bis weit ins
19. Jahrhundert älteren Bautraditionen verhaftet blieben,
entstand unter dem Einfluß Osnabrücker Bürgerhäuser der
charakteristische, mehrfach stockwerksartig vorkragende
Knaggengiebel, der noch heute durch die Menge des verbau-
ten Holzes und die qualitätvolle handwerklich-baukünstleri-
sche Gestaltung von der Wohlhabenheit und dem Repräsen-
tationsbedürfnis seiner Bauherren zeugt. Konstruktive
Neuerungen wie die Vierständerbauweise fanden dagegen
nur zögernd Eingang. Umbauten im Wohnteil wie der Ein-
bau einer Scherwand zwischen Diele und Flett und die Ein-
richtung eines (meist gefliesten) Wandkamins führten in der
Mehrzahl der Fälle erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts
zur Aufgabe des Rauchhausprinzips.

Verstärkt seit dem beginnenden 19. Jahrhundert, wurden
die Höfe — zu denen meist noch ein älterer Speicher und ein
Backhaus gehörten — durch die Anlage eines rechteckigen,
von Scheune, Stall und Wagenschauer umschlossenen Wirt-
schaftshofes vor dem Wirtschaftsgiebel des Haupthauses
komplettiert. So entstanden schließlich, von hohem Baum-
bestand umgeben, die großen, fast monumentalen Hofanla-
gen, die es in dieser Form nur im Artland und seiner näch-
sten Umgebung gibt und die noch heute wesentlich seine
Kulturlandschaft prägen.
Alle Verantwortlichen sind gefordert, diesen Denkmälern
ländlicher Profanbaukunst endlich eine adäquate Denk-
malswürdigkeit zuzubilligen; es gilt, die Besitzer und Freun-
de dieser Volkskultur zu ermuntern, in ihrem Bemühen um
die Erhaltung alter ländlicher Bauten nicht zu erlahmen.
Auch das „Denkmal Bauernhaus“ bedarf des Umweltschut-
zes, damit es gelingt, einige hundert oder noch mehr dieser
historischen Bauwerke für zukünftige Generationen zu
retten.



Längsschnitt und Grundriß eines ostfriesischen Guifhauses
(Archiv Museumsdorf Cloppenburg)


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