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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Denkmalpflege im ländlichen Raum — Heft 1.1981

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Modellversuche zur Förderung und Verbesserung der kulturellen Infrastruktur in niedersächsischen Randgebieten
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https://doi.org/10.11588/diglit.50202#0011
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Modellversuche zur Förderung und Verbesserung
der kulturellen Infrastruktur
in niedersächsischen Randgebieten

Vor fünf Jahren hat das Niedersächsische Ministerium für
Wissenschaft und Kunst mit verschiedenen Modellversuchen
zur Förderung der kulturellen Infrastruktur in niedersächsi-
schen Randregionen begonnen. Analog zur Stärkung der In-
frastruktur auf wirtschaftlichem Gebiet wird damit ver-
sucht, die kulturelle Infrastruktur in geographischen Rand-
gebieten des Flächenstaates zu verbessern. Insgesamt wur-
den hierfür bisher rd. 10 Mio DM aus Mitteln des Ministe-
riums für Wissenschaft und Kunst aufgewendet, und zwar
für die Gebiete Ostfriesland, Wendland und (seit 1978) Ems-
land. Ziel des Modellversuches ist es, einmal den Ausbau
und die organisatorische Stärkung vorhandener Einrichtun-
gen zu betreiben sowie neue Projekte zu planen und durch-
zuführen. Das Ministerium für Wissenschaft und Kunst
stützt sich bei der Entwicklung und Betreuung der Einzel-
projekte maßgeblich auf die Ostfriesische Landschaft und
auf die Emsländische Landschaft; getragen werden die Ein-
zelaktionen von den staatlichen und kommunalen Behörden
mit ihren Fachstellen, den schon erwähnten Landschaften
und ihren Arbeitsgruppen, Museen, Bibliotheken, Archi-
ven, Einrichtungen der Weiterbildung, Musikschulen und
Musikvereinen, Landesbühne und Laienspielvereinigungen,
verschiedenen Arbeitsgemeinschaften und Vereinen auf dem
Gebiet der Bildenden Kunst sowie von den Kultur- und Hei-
matvereinen.
Mit den in diesen Gremien zur Verfügung stehenden Fach-
kräften werden vor allem kulturelle Verbundsysteme erar-
beitet und erprobt, die sowohl der Erweiterung des kulturel-
len Angebots für die Bevölkerung als auch der Förderung
der Landeskunde und der Landesgeschichte dienen. Bei den
neuen Projekten ist nicht so sehr an fachliche Einzelaktio-
nen gedacht, sondern mehr an Unternehmungen, die unter
besonderer Themenstellung fachbereichsübergreifend ein
wirkungsvolleres breiteres Bildungs- und Freizeitangebot
darstellen.
1980 wendete das Ministerium für Wissenschaft und Kunst
rd. 3 Mio DM an Zuschüssen für die institutionelle Förde-
rung wie für die Einzelaktionen auf.
Im Rahmen der Programme wurde besonderer Wert darauf
gelegt, bisher nicht- oder nur teilgenutzte Objekte der Bau-
denkmalpflege einzubeziehen. Inzwischen ist es gelungen,
mehrere wichtige Baudenkmale zu retten und einer öffentli-
chen, kulturellen Nutzung zuzuführen.
Im Rahmen der Pressefahrt wird als ein Beispiel hierfür das
Steinhaus in Bunderhee (Krs. Leer) vorgestellt. Der mehrge-
schossige, turmartige Backsteinbau aus dem 14. Jahrhun-
dert ist Rest einer Häuptlingsburg, der im Westen anschlie-

ßende eingeschossige Barockbau wurde unter Verwendung
älterer Bausubstanz 1712 errichtet. Das Gebäude wurde von
der Ostfriesischen Landschaft erworben und mit einem Ge-
samtaufwand von 500000,— DM restauriert. Heute ist es
Sitz der Norddeutschen Orgelakademie. Weitere Beispiele
aus Ostfriesland sind die Vorburg der Evenburg in Leer, die
zu einer Musikschule ausgebaut wurde, die Burg Pewsum,
die Teil eines Freilichtmuseums der Gemeinde Krummhörn
wird, sowie das Steinhaus in Uttum, das ebenfalls für die
Norddeutsche Orgelakademie genutzt wird. Ähnliche Maß-
nahmen wurden und werden im Emsland und im Wendland
veranlaßt. Abschließend seien noch exemplarisch einige we-
nige Projekte aufgeführt, an deren Verwirklichung das
Land Niedersachsen entscheidend beteiligt war und die
schon jetzt für den Erfolg der Programme sprechen:
— Errichtung und Ausstattung einer Grafothek im Bau-
denkmal „Haneburg“ in Leer
— Errichtung und Gründung einer Orgelakademie im hi-
storischen Steinhaus Bunderhee
— Einrichtung einer Künstleratelierstätte in der ehemali-
gen Remise des Schlosses Bleckede (Dependance der
Heimvolkshochschule Bahrendorf)
— Ausbau des Baudenkmals „Wendlandhof“ in Lübeln zu
einem kulturellen Zentrum
— Um- und Ausbau eines ehemaligen Rundlingshofes
(Baudenkmal) in Schreyahn zu einer Arbeitsstätte für
Künstler (Stipendiatenhaus)
— Ausbau des Schlosses Clemenswerth für kulturelle Nut-
zung
— Errichtung eines Museumsverbundes der wendländi-
schen Heimatmuseen
— Einrichtung eines Multi-Medien-Kommunikationszen-
trums in Nordhorn
— Künstlerische Aktionen in den drei Räumen, so das
Steinbildhauer-Symposion 1979 in der Grafschaft Bent-
heim
— Errichtung eines Museumsverbundes der Ostfriesischen
Heimatmuseen in Verbindung mit einem museums-
pädagogischen Modellversuch
— In allen drei Regionen die Durchführung von musikali-
schen und künstlerischen Kursen zur Multiplikatoren-
Ausbildung und zur Laien-Weiterbildung
— Theaterpädagogische Versorgung des ostfriesischen
Raumes durch die Landesbühne Wilhelmshaven
— Errichtung einer Internationalen Sommerakademie für
Kammermusik-Ensemble im Jagdschloß Göhrde.
Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und
Kunst beabsichtigt, das bewährte System der Strukturpro-
gramme auch auf andere Landesteile auszudehnen.

(Der Niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kunst)

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