Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
38

Dachschafställe

A

Eine andere Fundstelle von Abbildungen
solcher „Butenschapskaven“, die seit der
„Entdeckung“ der Heide <92> jedem Wan-
derer geläufig waren und als romantisches
Motiv zur zeichnerischen und später foto-
grafischen Auseinandersetzung heraus-
forderten, stellen die in den letzten Jahren
zahlreich erschienenen Dorfchroniken und
Sammlungen „alter Ansichten“ dar. So finden
sich in der Chronik von Buchholz i.d. Nord-
heide <93> Fotos von insgesamt vier ver-
schiedenen Dachschafställen. In dem Band
„Der Landkreis Lüneburg in alten Ansichten“
<94> ist nur ein Schafstall zur Abbildung
gekommen, auch dieses ein Dachschafstall.
Typisch ist der zugehörige Bildtext: „Der
Schafstall auf dem Eichberg bei Wetzen hat
einmal der letzten Heidschnuckenherde des
Ortes als Sommerstallung gedient. Bis zu
seinem Abriß war er ein beliebtes Fotomotiv
zum Thema Heideeinsamkeit und Heide-
poesie. “ - Vermutlich könnten die Beispiele
noch lange fortgesetzt werden. Es handelt
sich immer um Ställe, bei denen das Stroh-
dach beiderseits bis auf den Boden herab-
reicht. Beide Giebel sind abgewalmt. Auf der
Giebelseite findet sich eine große Tür, deren
beide Flügel nach außen aufschlagen. Neben
dieser läßt sich meistens noch eine kleine
Fußgängertür erkennen.
Abbildung 7 zeigt einen derartigen, noch
recht gut erhaltenen, allerdings auch nicht
mehr genutzten Stall mitten im Manöver-
gebiet von Behringen.

Im Hintergrund erkennt man noch den lang-
gestreckten, ebenfalls verwaisten Bienen-
stand. Schnuckenhaltung und Bienenweide
gehörten eben eng zusammen. Das Aufmaß
des Stalles (Tafel 1) läßt die insgesamt leichte
Bauweise erkennen. Hinter einer dünnen
Verschalung mit Weichholzbrettern liegt ein
sehr spärliches Fachwerk der Giebel wände,
z.T. ebenfalls aus Weichholz bestehend. Auch
die Sparren sind geradegewachsene
Nadelholzstämme mittlerer Stärke, die durch
ein dünnes, eingezapftes Kehlholz sowie
durch mit Eisennägeln befestigte Längs-
schwertungen untereinander verbunden sind.
Im First findet man die übliche Scherzapfen-
verbindung. Der Sparrenfuß ruht - ohne
Schwelle! - auf gespaltenen Legsteinen. Der
Boden des Stalles ist um ca. 50 cm gegenüber
dem Erdreich eingetieft. Zur Schonung des
Strohdaches, das außen auf den gewachse-
nen Boden aufstößt, sind innen unter die
Sparren bis in Im Höhe Latten genagelt.
Weitere Einrichtungen oder Unterteilungen
finden sich in diesem, wie auch in den mei-
sten anderen Außenschafställen nicht.
Statt dessen sieht man gelegentlich auf
älteren Fotos neben dem Stall ein kleineres,
ähnlich gebautes, jedoch am Giebel offenes
Gebäude, das als Heide- oder Torfschuppen
der Aufnahme des Einstreumaterials diente,
da dieses auf den dünnen Kehlbalken nicht in
der erforderlichen Menge gelagert werden
konnte <95>. Abbildung 8 zeigt ein solches
Schauer neben dem Schafstall in Quellen.


Abb. 7: Behringen, Lkrs. Soltau - Fallingbostel,
Dachschafstall in Außenlage mit Bienenzaun


Abb. 8: Quellen, Lkrs. Harburg, Heidschauer in
Nurdachkonstruktion neben Außenschafstall. Foto
ca. 1930. Autor unbekannt
 
Annotationen