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Schafställe mit einseitiger Kübbung

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Schafställe mit einseitiger
Kübbung
Gebäude mit differenzierterer Aufteilung und
Nutzung lassen sich häufig äußerlich an der
unsymmetrischen Gesamtform erkennen.
Doch gibt es auch unsymmetrische Fach-
werkbauten, die ausschließlich für eine
Funktion, nämlich als Schafstall, erbaut
worden sind. Selbstverständlich muß immer
daran gedacht werden, daß eine schiefe
Giebelgestaltung auch durch spätere An-
bauten einerseits oder Verstümmelungen
andererseits entstehen kann. So heißt es
zum Beispiel über die Schafställe des West-
münsterlandes < 152>: „Den Kern der Schaf-
ställe bildet meist ein einschiffiger Wand-
ständerbau mit hohen Außenwänden... Häu-
fig befand sich an einer, teilweise auch an
beiden Seiten des Schafstalls eine meist
nachträglich angebaute Abseite, die ebenfalls
zur Schafhaltung diente. Hier konnten Mut-
terschafe mit ihren Lämmern sowie kranke
oder verletzte Tiere von der Herde getrennt
werden. “
Es bestand demnach das Bedürfnis nach
einer gewissen Unterteilung des Stallraumes,
dem hier durch einen nachträglichen Anbau
entsprochen wurde. Eine solche funktionelle
Differenzierung war wohl auch in Schaf-
ställen der Nordheide erforderlich. Da-
geförde <153> nannte hierfür einen weite-
ren Grund: „Allerdings wurde ein großer
Teil der Herde zunächst noch von der Stall-
fütterung ausgeschlossen: Die „güsten“
Schafe, von denen kein Nachwuchs zu erwar-
ten war, mußten sich etwa bis Weihnachten
nur von Heide ernähren. Denn auch im
Winter zog der Schäfer mit seinen Schnucken
hinaus, vor- und nachmittags, je ein paar
Stunden. “
Die ursprünglich einräumig gebauten Ställe
werden bedarfsweise durch Hürden und
Anbindevorrichtungen einer solchen
Funktionsdifferenzierung angepaßt worden
sein. In der Tat findet man in den Ställen
oftmals schräggerichtete Bohrungen an den
Kanten der Ständer, an denen Gatter und
ähnliches mit Stricken und Weidenruten
befestigt werden konnten.

In einigen Heidegebieten, vor allem im
Landkreis Soltau-Fallingbostel, hat man
bereits bei der Bauplanung eine ent-
sprechende Unterteilung vorgesehen und
dieses auch in die Konstruktion eingehen
lassen. Als Beispiel sei ein Bohlenwand-
schafstall in Vahlzen angeführt (Abb. 63a
und b).



Abb. 63a und b: Vahlzen, Lkrs. Soltau-Fallingbostel,
Einkübbungsschafstall, Ansicht der hohen Traufwand
mit Vorschauer sowie Giebelansicht und niedriger
Kübbungswand

Abgesehen von einem quer angeordneten
offenen Schauer auf der einen Giebelseite ist
der Stall als Durchfahrtsgebäude in Längs-
richtung erschlossen. Auch bautechnisch
besteht eine große Verwandtschaft mit dem
oben ausführlich beschriebenen Wand-
ständerstall in Deepen. So finden wir die
sorgfältig eingenuteten Weichholzbohlen
wieder, die hohe Fußschwelle - hier aller-
dings auf einer zusätzlichen Legschwelle
ruhend -, die in den Längs- und Querwänden
vorhandenen Fußstreben und die Einhälsung
 
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