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Wandständerschaf Ställe

Wandständerschafställe

In Blickweite des zuletzt beschriebenen
Finteler Sparrenschafstalls steht am Rande
einer in jüngerer Zeit ausgesiedelten Hofan-
lage ein hochwandiges Fachwerkgebäude mit
einer Grundfläche von 110 qm (Abb. 29a).


Abb. 29a: Fintel, Lkrs. Rotenburg/W.. jüngerer
Wandständerschafstall mit mittigem Giebeltor, in der
Längswand Schäfertür, ursprüglich dreizeiligem
Fachwerk (ohne Sockel)

Auch bei diesem Bauwerk handelt es sich um
einen Schafstall, und sogar um die wohl am
weitesten verbreitete Form; freilich auch um
den (zumindest für die Norddeutsche Tief-
ebene) bisher am seltensten beschriebenen
oder dokumentierten Typus! Der ungeteilte
Innenraum wird von mittig in den Giebeln
gelegenen großen Toren erschlossen. An der
hofzugewandten Traufseite finden sich zwei
Fußgängertüren, und im verbretterten Giebel-
trapez des Vordergiebels ist eine Luke zum
Beschicken des Dachbodens vorhanden. Die
beiden Giebel und die Hofseite wiesen ur-
sprünglich - bevor sie auf einen massiven
Ziegelsteinsockel gesetzt worden sind - ein
dreizeiliges Fachwerk auf, wobei die Winkel-
aussteifung durch lange (vom Rähm bis zur
Schwelle reichende) Schrägstreben besorgt
wurde. Diese Baumerkmale erlauben es, das

Gebäude auf die Mitte des 19. Jahrhunderts
zu datieren.

Die rückwärtige Längswand ist nur
zweizeilig abgezimmert, wobei die Gefache
etwas höher ausfielen und ein primärer
niedriger Ziegelsockel bestand. Dieser Sockel
war aufgemauert worden, weil in dieser
Wand zahlreiche (kürzere!) Ständer eines
alten Wandständergebäudes (vielleicht des
Vorgängerschafstalls?) zur Wiederverwen-
dung gekommen sind. Die Gefache dieser
Wand zeigen heute noch eine Stakung mit
eichenen Spalthölzern und dicht gepacktem
Heidekraut ohne Lehmbewurf (Abb. 29b).


Abb. 29b: Hofabgewandte Traufseite, obere Gefache
mit Heide zwischen den Stakenhölzern

Einen solchen der Belüftung dienenden
Wandaufbau fanden wir gelegentlich auch bei
anderen Schafställen. In der moderneren
gegenüberliegenden Wand wird die Lüftung
durch Lücken im Ziegelmauerwerk bewirkt.
Im ganzen läßt sich dieser hochwandige
Schafstall als ein Bauwerk der auslaufenden
Fachwerktradition unserer Region charak-
terisieren. Er ist in der sogenannten Rahmen-
wandbauweise errichtet; die Weichholzbalken
sind mit der hier im 19. Jahrhundert aufge-
 
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