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Wandständerschaf Ställe

Das 15,4 m lange, hochwandige Gebäude
hat ebenfalls eingehälste Balken und ein-
genutete Nadelholzbohlenwände (Tafel 10).
Besonders aufmerksam zu machen ist auf den
die Ständerfüße verbindenden hohen
Schwellriegel und die verzierten Knaggen
am Giebel (Abb. 40a und b). Die Inschrift
am Holm der seitlichen Fußgängertür gibt
nicht nur über den Bauherrn und das Bau-
jahr Auskunft, sondern auch über die er-
hoffte gute Nutzbarkeit des Bauwerks:
„ICH BIN EIN GUTER HIRT.
EIN GUTER HIRT LASSET SEIN LEBEN
FöR DIE SCHAFE.
WILHELM VFRIELING. ANNO 1789“
Weiter nördlich, näher unserem engeren
Untersuchungsgebiet, darf ein Schafstall
dieser Art auf einem Kötnerhof in Undeloh
nicht unerwähnt bleiben, der durch seinen
ausgezeichneten Erhaltungszustand hervor-
ragt. Seine Lage auf dem weiten Eichenhof,
das große Strohdach, die farbliche Harmonie
des Eichenholzes und der Lehmwände ver-

mitteln einen starken Eindruck von der
ursprünglichen Schönheit unserer Dörfer
(Abb. 41a und b). Die Zeichnung (Tafel 11)
läßt einige interessante technische Details
erkennen, wobei die Ausfüllung der oberen
Fächer mit Lehmflechtwerk und die der
unteren mit eingenuteten, senkrechten, mit-
tels Holznägeln befestigter Eichenbohlen den
ursprünglich vom Erbauer mit Bedacht
gewählten Zustand darstellt. Dort, wo die
Schwelle gestoßen werden mußte und des-
halb eventuell keinen ausreichend sicheren
Halt für die Bohlenfüllung ergeben hätte, hat
der Zimmermann eine zusätzliche Bohle
eingefügt, ähnlich den Schwellenriegeln des
Stalles aus Leverdingen.
Das Dorf Undeloh weist übrigens mindestens
noch einen weiteren Wandständerstall auf
(Abb. 42). Auf dem Foto erkennt man dane-
ben zwei weitere, wahrscheinlich jüngere
Ställe; rechts einen Dachschafstall und links
einen solchen von andersartiger Typologie,
auf die wir weiter unten eingehen werden.

Abb. 41a: Undeloh, Lkrs. Harburg, Hofschafstall einer Kötnerstelle, obere Gefache mit Lehmtafeln, untere mit
Eichenbohlen ausgefüllt
 
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