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Primäre Kübbungsschafställe mit Ankerbalkengefüge

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Primäre Kübbungsschafställe mit
Ankerbalkengefüge

Als schönster, wahrscheinlich auch ältester
Vertreter der Schafställe mit primärer beid-
seitiger Kübbung und Ankerbalkeninnen-
gerüst soll der Hofschafstall des einstelligen
Hofes Appel vorgestellt werden. Er wirkt mit
seinem weit heruntergezogenen Dach, der
niedrigen Einfahrt und den zum Teil einzeilig
- ohne Riegel - abgezimmerten Seitenwänden
sehr urtümlich (Abb.. 87).


Abb. 87: Appel b. Stemmen, Lkrs. Rotenburg/W.,
Hofschafstall mit primärem Ankerbalkengefüge
Für ein hohes Alter - spätestens Mitte des 17.
Jahrhunderts - spricht auch, daß der hof-
seitige Giebelwalm ursprünglich von Knag-
gen und Konsolen gestützt war, das an den
entsprechenden Gefügespuren abzulesen ist.
Es ist mit Sicherheit der in dem Jordebuche
von 1692 erwähnte „Schaaffstall“ des Hofes.
Im Inneren finden wir fünf Fach von ca.
2,5 m Länge, von denen die beiden letzten
allerdings etwas jünger sind (Tafel 26). An
allen Ständern sind die Eichenbalken ein-
gehälst. Die Sparren stehen auf dem Ober-
rähm. Die Kopfbänder des Längsverbandes
sind außenbündig verzimmert, wie es bei
Wandständergebäuden üblich ist. Jedoch
lassen sie keine Spuren einer ehemaligen
Wandausfüllung erkennen, auch fehlen die
bei einem wandtragenden Gebäude erfor-
derlichen Riegel zwischen den Ständern. Die
Kübbungseinzüge sind, wie auch bei vielen
Hallenhäusern, in die Ständer eingezapft und
über das Rähm der niedrigen Seitenwände
gekämmt.

Recht urwüchsig mutet auch das Gefüge
eines Stalles aus Kalbe an, der inzwischen
abgerissen und in Riekenbostel wieder-
errichtet worden ist (Tafel 27). Eine dendro-
chronologische Untersuchung ergab das
Baujahr „um 1653“ <171>. Hervorzuheben
ist vor allem der ehemals große Dach-
überstand an der vorderen Giebelseite, der
durch das weit vorstehende Rähm und durch
zusätzliche, von Kopfbändern gestützte
Kragbalken gebildet wurde. Die Kopfbänder
des Innengefüges sind allerdings (schon?)
innenbündig verzimmert; auch sind die
Ständer durch eingezapfte Riegel verbunden,
die jedoch so hoch sitzen, daß sie bei der
Arbeit, etwa beim Ausmisten, nicht allzu sehr
gestört haben werden. Die Kübbungseinzüge
sind in die Ständer eingezapft.
Eine andere Art der Anbindung der äußeren
Längswände an das Innengerüst, nämlich
durch eine Verkämmung der Einzüge auf die
Hillenriegel, kommt häufig bei alten
Hallenhausgerüsten vor.


Abb. 88: Bargstedt, Lkrs. Stade, Kübbungsschafstall,
Innenständer mit eingehälstem Ankerbalken,
Kübbungseinzug mit dem Riegel zwischen den
Ständern verkämmt
 
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