Kübbungsschafställe mit älteren Unterrähmgefügen
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Das relativ hohe Innengefüge weist eine
durchgehende Riegelkette auf. Den Riegeln
sind die Kübbungseinzüge mit einer haken-
artigen Ausgestaltung aufgekämmt
(Abb. 105b). Auch dieser Stall hatte die
üblichen drei Fache, ist jedoch später um ein
Fach verlängert worden.
Im Landkreis Harburg sind Schafställe dieser
Bauweise selten. Zu nennen ist in erster
Linie ein Stallgebäude in Regesbostel, das
zuletzt als Scheune diente und mehrfach
umgebaut worden ist. Es zeigt ein Innen-
gefüge mit aufgekämmten Dachbalken
(Tafel 34). Das Rähm ist an einem der Stän-
der kopfriegelartig gestoßen und doppelt
vernagelt (siehe Tafel 23c unten). Die Innen-
neigung der beiden Ständerreihen ist auch
hier wieder unterschiedlich; die östlich
gelegenen Ständer scheinen sich den vorherr-
schenden Westwinden entgegenzustemmen.
Ungewöhnlich für einen Schafstall ist die
seitliche Verschiebung des ehemaligen Tores.
Allgemein besitzen auch die Kübbungsschaf-
ställe in Giebelmitte gelegene Einfahrten,
während seitlich versetzte Durchfahrten das
Kennzeichen längserschlossener Scheunen
sind. Vielleicht bestand im Falle von Reges-
bostel eine kombinierte Nutzung insofern, als
das Gebäude in der Erntezeit der zusätz-
lichen, zeitweiligen Einlagerung des Getrei-
des gedient haben mag. Das bereits erwähnte
Vorkommen eines jüngeren, kombinierten
Scheunen-Stallgebäudes in Regesbostel mit
ähnlicher unsymmetrischer Giebelgestaltung
spricht für eine solche Deutung.
Das Stallgebäude von Regesbostel ist für den
Landkreis Harburg immerhin nicht als Ein-
zelfall anzusehen. Vielmehr scheint es sich
auch bei einem Häuslingshaus in Emmen,
in dem viel zweitverwendetes Holz anzu-
treffen ist, ursprünglich um ein kleines
Schafstallgebäude mit den oben genannten
Merkmalen der Balken Verkämmung und der
Rähmverschlitzung gehandelt zu haben. Ein
nicht mehr vorhandener, jedoch von Albers
< 184> in den vierziger Jahren fotografierter
und beschriebener Stall in Ochtmannsbruch
bei Hollenstedt hatte die gleiche Innen-
konstruktion. Als Bauzeit wird die Jahreszahl
1633 angegeben. In Halvesbostel ließ sich
ein solches Schafstallgefüge in einer langge-
streckten Remise identifizieren. Ein jüngerer
Stall in Wüstenhöfen, auf den weiter unten
eingegangen werden wird, weist Balken in
Zweitverwendung auf, die ursprünglich ver-
kämmt waren und offenbar aus einem älteren
Schafstall stammen (s.u. Abb. 111b). Schließ-
lich konnte bei einer Analyse von zufällig
erhaltenen Hölzern eines Häuslingshauses in
Daerstorf festgestellt werden, daß es sich
auch hier ursprünglich um einen Schafstall
gehandelt hat, der die Merkmale Rähmver-
schlitzung und Balkenverkämmung mit prak-
tisch fehlendem Balkenüberstand aufwies
(Tafel 35) und somit vielleicht als ältestes
Stallgefüge im Landkreis Harburg zu gelten
hat; jedenfalls handelt es sich dabei um das
am weitesten östlich gelegene Stallgebäude
mit diesen Konstruktionsmerkmalen.
Nimmt man als nordwestlichstes Beispiel
einen zwischen Bargstedt und Frankenmoor
gelegenen Stall (Abb. 106) an, so sind die
uns bekannt gewordenen Kübbungs-
schafställe des Typus „verschlitztes Rähm /
verkämmter Balken“ erschöpft. Unserer
Übersicht (Karte VIII) ist die vorgefundene
Verteilung zu entnehmen.
Diese Bauweise der Innenständer-Schafställe
erstreckt sich auf ein Gebiet, in dem auch die
ältesten bekannten Bauernhäuser die gleichen
Konstruktionsmerkmale aufweisen. Zur Er-
läuterung muß etwas näher auf die Ergeb-
nisse der Bauernhausforschung unserer Re-
gion eingegangen werden. Durch Gefügever-
gleich, der von gelegentlichen dendrochrono-
logischen Untersuchungen gestützt wird,
konnte festgestellt werden, daß die Innenge-
füge der Zweiständer-Hallenhäuser seit dem
ausgehenden 16. Jahrhundert bis zum Ende
des 17. Jahrhunderts, teilweise auch noch im
18. Jahrhundert, in einem großen Teil unseres
Untersuchungsgebietes durch die Balkenver-
kämmung und das eingeschlitzte oder fach-
weise eingezapfte Rähm geprägt waren. Es
handelt sich um einen Bereich, dessen südli-
che, westliche und nördliche Grenzen durch
die Städte Nienburg - Bremen - Stade und
Harburg gebildet werden. Die östliche Gren-
ze dieses hauskundlich einheitlichen Bezirkes
wurde in Karte VIII angedeutet; sie verläuft
ziemlich geradlinig von Visselhövede auf
Buchholz zu und wird von dort ab von den
bewaldeten Hügelketten des Stuvenwaldes
und Rosengartens gebildet < 185>.
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Das relativ hohe Innengefüge weist eine
durchgehende Riegelkette auf. Den Riegeln
sind die Kübbungseinzüge mit einer haken-
artigen Ausgestaltung aufgekämmt
(Abb. 105b). Auch dieser Stall hatte die
üblichen drei Fache, ist jedoch später um ein
Fach verlängert worden.
Im Landkreis Harburg sind Schafställe dieser
Bauweise selten. Zu nennen ist in erster
Linie ein Stallgebäude in Regesbostel, das
zuletzt als Scheune diente und mehrfach
umgebaut worden ist. Es zeigt ein Innen-
gefüge mit aufgekämmten Dachbalken
(Tafel 34). Das Rähm ist an einem der Stän-
der kopfriegelartig gestoßen und doppelt
vernagelt (siehe Tafel 23c unten). Die Innen-
neigung der beiden Ständerreihen ist auch
hier wieder unterschiedlich; die östlich
gelegenen Ständer scheinen sich den vorherr-
schenden Westwinden entgegenzustemmen.
Ungewöhnlich für einen Schafstall ist die
seitliche Verschiebung des ehemaligen Tores.
Allgemein besitzen auch die Kübbungsschaf-
ställe in Giebelmitte gelegene Einfahrten,
während seitlich versetzte Durchfahrten das
Kennzeichen längserschlossener Scheunen
sind. Vielleicht bestand im Falle von Reges-
bostel eine kombinierte Nutzung insofern, als
das Gebäude in der Erntezeit der zusätz-
lichen, zeitweiligen Einlagerung des Getrei-
des gedient haben mag. Das bereits erwähnte
Vorkommen eines jüngeren, kombinierten
Scheunen-Stallgebäudes in Regesbostel mit
ähnlicher unsymmetrischer Giebelgestaltung
spricht für eine solche Deutung.
Das Stallgebäude von Regesbostel ist für den
Landkreis Harburg immerhin nicht als Ein-
zelfall anzusehen. Vielmehr scheint es sich
auch bei einem Häuslingshaus in Emmen,
in dem viel zweitverwendetes Holz anzu-
treffen ist, ursprünglich um ein kleines
Schafstallgebäude mit den oben genannten
Merkmalen der Balken Verkämmung und der
Rähmverschlitzung gehandelt zu haben. Ein
nicht mehr vorhandener, jedoch von Albers
< 184> in den vierziger Jahren fotografierter
und beschriebener Stall in Ochtmannsbruch
bei Hollenstedt hatte die gleiche Innen-
konstruktion. Als Bauzeit wird die Jahreszahl
1633 angegeben. In Halvesbostel ließ sich
ein solches Schafstallgefüge in einer langge-
streckten Remise identifizieren. Ein jüngerer
Stall in Wüstenhöfen, auf den weiter unten
eingegangen werden wird, weist Balken in
Zweitverwendung auf, die ursprünglich ver-
kämmt waren und offenbar aus einem älteren
Schafstall stammen (s.u. Abb. 111b). Schließ-
lich konnte bei einer Analyse von zufällig
erhaltenen Hölzern eines Häuslingshauses in
Daerstorf festgestellt werden, daß es sich
auch hier ursprünglich um einen Schafstall
gehandelt hat, der die Merkmale Rähmver-
schlitzung und Balkenverkämmung mit prak-
tisch fehlendem Balkenüberstand aufwies
(Tafel 35) und somit vielleicht als ältestes
Stallgefüge im Landkreis Harburg zu gelten
hat; jedenfalls handelt es sich dabei um das
am weitesten östlich gelegene Stallgebäude
mit diesen Konstruktionsmerkmalen.
Nimmt man als nordwestlichstes Beispiel
einen zwischen Bargstedt und Frankenmoor
gelegenen Stall (Abb. 106) an, so sind die
uns bekannt gewordenen Kübbungs-
schafställe des Typus „verschlitztes Rähm /
verkämmter Balken“ erschöpft. Unserer
Übersicht (Karte VIII) ist die vorgefundene
Verteilung zu entnehmen.
Diese Bauweise der Innenständer-Schafställe
erstreckt sich auf ein Gebiet, in dem auch die
ältesten bekannten Bauernhäuser die gleichen
Konstruktionsmerkmale aufweisen. Zur Er-
läuterung muß etwas näher auf die Ergeb-
nisse der Bauernhausforschung unserer Re-
gion eingegangen werden. Durch Gefügever-
gleich, der von gelegentlichen dendrochrono-
logischen Untersuchungen gestützt wird,
konnte festgestellt werden, daß die Innenge-
füge der Zweiständer-Hallenhäuser seit dem
ausgehenden 16. Jahrhundert bis zum Ende
des 17. Jahrhunderts, teilweise auch noch im
18. Jahrhundert, in einem großen Teil unseres
Untersuchungsgebietes durch die Balkenver-
kämmung und das eingeschlitzte oder fach-
weise eingezapfte Rähm geprägt waren. Es
handelt sich um einen Bereich, dessen südli-
che, westliche und nördliche Grenzen durch
die Städte Nienburg - Bremen - Stade und
Harburg gebildet werden. Die östliche Gren-
ze dieses hauskundlich einheitlichen Bezirkes
wurde in Karte VIII angedeutet; sie verläuft
ziemlich geradlinig von Visselhövede auf
Buchholz zu und wird von dort ab von den
bewaldeten Hügelketten des Stuvenwaldes
und Rosengartens gebildet < 185>.