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Kübbungsschafställe mit jüngeren Unterrähmgefügen

Vermutlich wurden hier also Balken eines
älteren, noch dem 16. Jahrhundert ange-
hörenden Zweiständerkübbungsgebäudes
verwendet, bei dem es sich wahrscheinlich
um den Vorgänger dieses Schafstalles han-
delte.


Abb. 111b: Gefügeknoten mit Balkenauffügung auf
breitem Ständerzapfen - Zweitverwendung des
ehemals verkämmten Balkens

Verfolgt man die konstruktive Entwicklung
der Kübbungsschafställe im Bereich des
westlichen Landkreises Harburg weiter, so
läßt sich eine kontinuierliche Entwicklung
aufdecken. Um 1750 könnte ein drei Fach
langer Stall bei Heidenau erbaut worden
sein, der nach der Verkopplung in die ehema-
lige Heide versetzt wurde (Tafel 37). Dabei
sind einige Weichholzstämme ersatzweise
eingefügt worden; im ursprünglichen Zustand
war auch hier nur Eichenholz verwendet
worden. Die Balken lagen mit einer Nut auf
dem breiten Ständerzapfen. Ein etwas größe-
rer Balkenüberstand sowie eine „modernere“,
nämlich dreizeilige Verzimmerung der Gie-
belwände sind als jüngere Baumerkmale
anzusehen. Doch waren die Kübbungswände
auch bei diesem Stall noch niedrig und ohne
Zwischenriegel mit Lehmflechtwerk ausge-
füllt.

Derselben Altersklasse dürfte ein Hofstall in
Buensen angehören, der - heute als Wohn-
haus genutzt - seiner ursprünglichen Funktion
entsprechend am Übergang zwischen Hof-
platz und ehemaliger Allmende steht und
durch einen Sockel aus monumentalen Leg-
steinen besonders urwüchsig erscheint (Abb.
112). Ein solch hoher Steinsockel ermög-
lichte einen tiefen Schafstallboden, auf dem
der Mist lange gesammelt werden konnte,
ohne den Bauhölzern zu schaden.


Abb. 112: Buensen, Lkrs. Harburg, Kübbungs-
schafstall auf hohem Legsteinsockel

Als weiteres Gebäude dieser Kategorie ist ein
Außensschafstall bei Klein Wohnste zu
erwähnen, der heute als Melkstand genutzt
wird. Das Gefüge ist recht konservativ er-
stellt, die Balken sind noch aus Eichenholz
und ohne wesentlichen Überstand. Das
flache, relativ schmächtige Rähm ist an
mehreren Stellen durch abkippende Ständer
gebrochen bzw. abenteuerlich verformt
(Abb. 113).


Abb. 113: Klein Wohnste, Lkrs. Rotenburg/W.,
Innengefüge des Kübbungsschafstalls, breiter,
durchschießender Ständerzapfen, Bruch des Rähms
und provisorische Reparaturen
 
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