Kübbungsschafställe mit jüngeren Unterrähmgefügen
176
Ganz ungewöhnlich aber ist der Gefüge-
knoten in dem Wittkopsbosteler Stall: Das
Rähm läuft nicht durch, sondern ist von Ge-
binde zu Gebinde zwischen die Ständer ge-
zapft; in der Gefügekunde spricht man von
„Kopfriegeln“ und geht davon aus, daß man
diese konstruktive Besonderheit bei Bauern-
häusern entwickelt habe, um die schweren
Ständerreihen nicht im ganzen, sondern ge-
bindeweise aufrichten zu können. Jedenfalls
läßt sich diese Bauweise in der westlichen
Region unseres Untersuchungsgebietes bei
einzelnen Bauernhäusern antreffen. Bei
Schafställen kommt dagegen der kopfriegel-
artige Stoß des Rähms jeweils höchstens an
einzelnen Gebinden vor, und zwar in der
ältesten Gruppe mit verkämmten Balken.
In dem Wittkopsbosteler Stall sind die Bal-
ken aber nicht etwa in einer solchen altherge-
brachten Weise aufgefügt, sondern mit einer
geradezu eigenwilligen Technik; die Eichen-
stämme sind nämlich auf einen quer-
stehenden Stirnzapfen des Ständers gezapft
und mit einem Holznagel fixiert worden (s. o.
Tafel 23f), wobei das rechts liegende dünne
„Zopfende“ in die Ständerköpfe einge-
schmiegt wurde. - Eine solche Balken-
aufzapfung in Verbindung mit Rähm-
verschlitzung bzw. Kopfriegeln ist zwar von
Bauernhäusern aus dem Gebiet um Verden
bekannt geworden und kam auch ganz spora-
disch im Landkreis Harburg vor; im nördli-
chen Landkreis Rotenburg ist diese Verbin-
dung jedoch als große Ausnahme anzusehen.
Allerdings ist uns in jüngster Zeit in den
Orten Westervesede, Ostervesede und
Scheeßel jeweils ein Bauernhaus bekannt
geworden, bei dem diese als „Jochbalken-
bauweise“ in die Gefügekunde eingeführte
Konstruktion ebenfalls Verwendung gefun-
den hat. Es drängt sich nun der Verdacht auf,
daß hier ein Zimmermann am Werk gewesen
ist, der seine Erfahrungen aus einer anderen
Region mitgebracht und hier neu eingeführt
hatte, vielleicht in einer Zeit bereits schwin-
dender Verbindlichkeit der Bautraditionen.
Wahrscheinlich hat das vereinzelte Vorkom-
men eines Zweikübbungsstalles in dieser
eigentlich von Wandständerställen geprägten
Region wohl auch mit deren Charakter als
Übergangs- und Grenzgebiet und mit den
sich dort überschneidenden kulturellen und
bauhistorischen Einflüssen zu tun.
Eine zusammenfassende Betrachtung aller
Gefügetypen der Zweiständer-Kübbungs-
schafställe ergibt die in Karte X dargestellte
Verteilung. Es muß allerdings die Einschrän-
kung gemacht werden, daß wir den westli-
chen Bereich - die angrenzende Gebiete des
Teufelsmoores oder der Bremerhavener
Geest - nicht systematisch erfassen konnten
und uns demnach hier auch keine Grenzzie-
hung hinsichtlich der Kübbungsställe insge-
samt, geschweige denn ihrer Innengefüge-
Typologie, möglich ist. Vermutlich ist die-
ser Schafstalltyp jedenfalls in den westlich
gelegenen Nachbarlandschaften nicht ver-
breitet gewesen. Hinsichtlich des Nordens
kann nach unserer bisherigen Kenntnis
nur auf die mehrfach zitierten Ställe von
Frelsdorf hingewiesen werden, von denen
die meisten zwar Cruckbauten waren,
einige aber doch ein - allerdings anders-
artig abgezimmertes - Innengerüst hatten
<197>.
Hinsichtlich der zeitlichen Zuordnung und
Verteilung der einzelnen Gefügetypen sind
nur ungefähre, regional sicher auch unter-
schiedlich zu bewertende Feststellungen zu
treffen. Die Ställe mit eingehälsten Anker-
balken gehören mit wenigen Ausnahmen
zur älteren Schicht. Allerdings sind sie als
eine mehr oder weniger sporadisch auf-
tretende Sonderform anzusehen, die viel-
leicht als Ausgleichsform zu einer ursprüng-
lichen Wandständigkeit entstanden ist.
Dabei muß eingeräumt werden, daß das
ehemalige Vorhandensein von Wandstän-
derställen in dieser Region allerdings nur
schwach belegt ist. Dagegen zeichnen sich
die ältesten Ställe des westlichen Unter-
suchungsgebietes durch Gefügemerkmale
aus, wie sie bei zeitgleichen Hallenhäusern
anzutreffen sind. Es handelt sich um die
Bauweise mit hochkant eingeschlitztem
Längsverband und breit aufgekämmten
Balken. Ursprünglich vermutlich im Bereich
des alten Amtes Zeven beheimatet, ist diese
Bauweise auch in den westlichen Teil des
Landkreises Harburg, nämlich in die
Vogteien Moisburg und Tostedt, vorge-
drungen; generell trifft letzteres jeden-
falls für die Wohnstallhäuser zu, während
Schafställe dieser Bauweise dort nur in
geringen Resten nachweisbar sind.
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Ganz ungewöhnlich aber ist der Gefüge-
knoten in dem Wittkopsbosteler Stall: Das
Rähm läuft nicht durch, sondern ist von Ge-
binde zu Gebinde zwischen die Ständer ge-
zapft; in der Gefügekunde spricht man von
„Kopfriegeln“ und geht davon aus, daß man
diese konstruktive Besonderheit bei Bauern-
häusern entwickelt habe, um die schweren
Ständerreihen nicht im ganzen, sondern ge-
bindeweise aufrichten zu können. Jedenfalls
läßt sich diese Bauweise in der westlichen
Region unseres Untersuchungsgebietes bei
einzelnen Bauernhäusern antreffen. Bei
Schafställen kommt dagegen der kopfriegel-
artige Stoß des Rähms jeweils höchstens an
einzelnen Gebinden vor, und zwar in der
ältesten Gruppe mit verkämmten Balken.
In dem Wittkopsbosteler Stall sind die Bal-
ken aber nicht etwa in einer solchen altherge-
brachten Weise aufgefügt, sondern mit einer
geradezu eigenwilligen Technik; die Eichen-
stämme sind nämlich auf einen quer-
stehenden Stirnzapfen des Ständers gezapft
und mit einem Holznagel fixiert worden (s. o.
Tafel 23f), wobei das rechts liegende dünne
„Zopfende“ in die Ständerköpfe einge-
schmiegt wurde. - Eine solche Balken-
aufzapfung in Verbindung mit Rähm-
verschlitzung bzw. Kopfriegeln ist zwar von
Bauernhäusern aus dem Gebiet um Verden
bekannt geworden und kam auch ganz spora-
disch im Landkreis Harburg vor; im nördli-
chen Landkreis Rotenburg ist diese Verbin-
dung jedoch als große Ausnahme anzusehen.
Allerdings ist uns in jüngster Zeit in den
Orten Westervesede, Ostervesede und
Scheeßel jeweils ein Bauernhaus bekannt
geworden, bei dem diese als „Jochbalken-
bauweise“ in die Gefügekunde eingeführte
Konstruktion ebenfalls Verwendung gefun-
den hat. Es drängt sich nun der Verdacht auf,
daß hier ein Zimmermann am Werk gewesen
ist, der seine Erfahrungen aus einer anderen
Region mitgebracht und hier neu eingeführt
hatte, vielleicht in einer Zeit bereits schwin-
dender Verbindlichkeit der Bautraditionen.
Wahrscheinlich hat das vereinzelte Vorkom-
men eines Zweikübbungsstalles in dieser
eigentlich von Wandständerställen geprägten
Region wohl auch mit deren Charakter als
Übergangs- und Grenzgebiet und mit den
sich dort überschneidenden kulturellen und
bauhistorischen Einflüssen zu tun.
Eine zusammenfassende Betrachtung aller
Gefügetypen der Zweiständer-Kübbungs-
schafställe ergibt die in Karte X dargestellte
Verteilung. Es muß allerdings die Einschrän-
kung gemacht werden, daß wir den westli-
chen Bereich - die angrenzende Gebiete des
Teufelsmoores oder der Bremerhavener
Geest - nicht systematisch erfassen konnten
und uns demnach hier auch keine Grenzzie-
hung hinsichtlich der Kübbungsställe insge-
samt, geschweige denn ihrer Innengefüge-
Typologie, möglich ist. Vermutlich ist die-
ser Schafstalltyp jedenfalls in den westlich
gelegenen Nachbarlandschaften nicht ver-
breitet gewesen. Hinsichtlich des Nordens
kann nach unserer bisherigen Kenntnis
nur auf die mehrfach zitierten Ställe von
Frelsdorf hingewiesen werden, von denen
die meisten zwar Cruckbauten waren,
einige aber doch ein - allerdings anders-
artig abgezimmertes - Innengerüst hatten
<197>.
Hinsichtlich der zeitlichen Zuordnung und
Verteilung der einzelnen Gefügetypen sind
nur ungefähre, regional sicher auch unter-
schiedlich zu bewertende Feststellungen zu
treffen. Die Ställe mit eingehälsten Anker-
balken gehören mit wenigen Ausnahmen
zur älteren Schicht. Allerdings sind sie als
eine mehr oder weniger sporadisch auf-
tretende Sonderform anzusehen, die viel-
leicht als Ausgleichsform zu einer ursprüng-
lichen Wandständigkeit entstanden ist.
Dabei muß eingeräumt werden, daß das
ehemalige Vorhandensein von Wandstän-
derställen in dieser Region allerdings nur
schwach belegt ist. Dagegen zeichnen sich
die ältesten Ställe des westlichen Unter-
suchungsgebietes durch Gefügemerkmale
aus, wie sie bei zeitgleichen Hallenhäusern
anzutreffen sind. Es handelt sich um die
Bauweise mit hochkant eingeschlitztem
Längsverband und breit aufgekämmten
Balken. Ursprünglich vermutlich im Bereich
des alten Amtes Zeven beheimatet, ist diese
Bauweise auch in den westlichen Teil des
Landkreises Harburg, nämlich in die
Vogteien Moisburg und Tostedt, vorge-
drungen; generell trifft letzteres jeden-
falls für die Wohnstallhäuser zu, während
Schafställe dieser Bauweise dort nur in
geringen Resten nachweisbar sind.