Mehrzweckgebäude
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andere in einen nicht unterteilten Stallraum
führte.
Als Besonderheit ist auf der zur Hofgrenze
gerichteten rückwärtigen Längsseite das
Dach in kübbungsartiger Weise herabge-
zogen, so daß sich dort jeweils zwar ebenso
breite, aber nur sehr niedrige Ausfahrten
befunden haben. Die Originalwand ist nicht
mehr vorhanden, ließ sich aber an dem
Wandrähm rekonstruktiv erschließen. Die
Lage unmittelbar an der seitlichen Hofgrenze
ermöglichte keine regelrechte Torbenutzung;
dafür wurde die Grundfläche von Scheune
und Stall durch die Kübbung nicht unerheb-
lich vergrößert. Bei einem durchgreifenden
Umbau - vermutlich Mitte des 19. Jahrhun-
derts - wurde entgegen dem ursprünglichen
Queraufschluß ein überwiegender Längsauf-
schluß geschaffen, wobei neben verschiede-
nen Stall- und Wirtschaftsräumen auch eine
kleine Wohnung mit eigener Feuerstelle
entstand. Das ursprüngliche Wirtschafts-
gebäude wurde also in ein „Häuslingshaus“
umfunktioniert. Als Ursache dieses Wandels
ist - wie wohl in vielen ähnlichen Fällen - die
„Bauernbefreiung“ mit ihren Flurbereini-
gungen anzusehen, die für viele Hofstellen
eine Schafhaltung in einem Hofschafstall
nicht mehr rentabel oder praktikabel machte,
dafür aber einen erhöhten Bedarf an Arbeits-
kräften auf den erweiterten Ackerflächen mit
sich brachte.
Weniger detektivisches Gespür braucht man
bei der Analyse eines „scheunenähnlichen“
Gebäudes in Hepstedt (Abb. 161a bis c und
Tafel 53).
Abb. 161a: Hepstedt, Lkrs. Rotenburg/W., Queraufge-
schlossenes Hofgebäude mit Schafstall, Durchfahrt
und Scheunenteil. Rechts Schafstall mit Fuß-
gängertür neben dem Tor, links offene Durchfahrt.
Abb. 161 b und c: Blick in die Durchfahrt, links Wand zur Banse (mit Lehmfüllung aller Gefache), rechts Wand zum
Schafstall (mit Bohlenfüllung der unteren Gefache).
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andere in einen nicht unterteilten Stallraum
führte.
Als Besonderheit ist auf der zur Hofgrenze
gerichteten rückwärtigen Längsseite das
Dach in kübbungsartiger Weise herabge-
zogen, so daß sich dort jeweils zwar ebenso
breite, aber nur sehr niedrige Ausfahrten
befunden haben. Die Originalwand ist nicht
mehr vorhanden, ließ sich aber an dem
Wandrähm rekonstruktiv erschließen. Die
Lage unmittelbar an der seitlichen Hofgrenze
ermöglichte keine regelrechte Torbenutzung;
dafür wurde die Grundfläche von Scheune
und Stall durch die Kübbung nicht unerheb-
lich vergrößert. Bei einem durchgreifenden
Umbau - vermutlich Mitte des 19. Jahrhun-
derts - wurde entgegen dem ursprünglichen
Queraufschluß ein überwiegender Längsauf-
schluß geschaffen, wobei neben verschiede-
nen Stall- und Wirtschaftsräumen auch eine
kleine Wohnung mit eigener Feuerstelle
entstand. Das ursprüngliche Wirtschafts-
gebäude wurde also in ein „Häuslingshaus“
umfunktioniert. Als Ursache dieses Wandels
ist - wie wohl in vielen ähnlichen Fällen - die
„Bauernbefreiung“ mit ihren Flurbereini-
gungen anzusehen, die für viele Hofstellen
eine Schafhaltung in einem Hofschafstall
nicht mehr rentabel oder praktikabel machte,
dafür aber einen erhöhten Bedarf an Arbeits-
kräften auf den erweiterten Ackerflächen mit
sich brachte.
Weniger detektivisches Gespür braucht man
bei der Analyse eines „scheunenähnlichen“
Gebäudes in Hepstedt (Abb. 161a bis c und
Tafel 53).
Abb. 161a: Hepstedt, Lkrs. Rotenburg/W., Queraufge-
schlossenes Hofgebäude mit Schafstall, Durchfahrt
und Scheunenteil. Rechts Schafstall mit Fuß-
gängertür neben dem Tor, links offene Durchfahrt.
Abb. 161 b und c: Blick in die Durchfahrt, links Wand zur Banse (mit Lehmfüllung aller Gefache), rechts Wand zum
Schafstall (mit Bohlenfüllung der unteren Gefache).