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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Das Fenster im Baudenkmal — Hannover: Niedersächsisches Landesverwaltungsamt, Heft 12.1994

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Segers-Glocke, Christiane: Vorwort
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https://doi.org/10.11588/diglit.51143#0007
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Vorwort

Kaum ein Thema ist in der öffentlichen Diskussion um denkmalpflege-
rische Erhaltungsziele so dauerhaft und aktuell geblieben wie das
„Fenster im Baudenkmal".
Fenster waren aufgrund der besonderen Witterungsbeanspru-
chung immer stark gefährdet. War jedoch die Reparatur schadhafter
Fenster schon aus Kostengrünen bis in die Nachkriegszeit selbstver-
ständlich, werden Fenster heute als Verschleißteile der Architektur
angesehen, die entsprechend den Anforderungen der Wärmeschutz-
verordnung oder aus Lärmschutzgründen ausgetauscht werden kön-
nen gegen die von dem Baustoffhandel bzw. den Fensterherstellern
propagierten „pflegeleichten" Fenster aus neuen Baustoffen. Da kaum
ein Hauseigentümer über die bauphysikalischen oder bautechnischen
Kenntnisse verfügt, die zur Beurteilung der werbenden Angebote der
fensterherstellenden Industrie erforderlich sind, zeigen sich die mei-
sten Bauherren nur zu schnell bereit, den griffigen Slogans zu glauben.
Dementsprechend groß sind die Probleme der Denkmalbehörden,
sich gegen den „Wegwerf-Trend" für den Erhalt originaler Fenster im
Baudenkmal einzusetzen. Leider muß festgestellt werden, daß sich
seit der großen Modernisierungswelle ab den sechziger Jahren nur
noch ein alarmierend geringer Prozentsatz ursprünglicher Fenster
erhalten hat. Die Bedeutung der Fensterverschlüsse für das Aussehen
und die Gestaltung der Fassade ist nahezu unbestritten. Umso
erstaunlicher ist es, wie gering das Wissen um die Vielfalt der histori-
schen Fensterformen ist. Selbst unter Bauhistorikern, die sich als Fach-
leute mit der Materie befassen sollten, ist die fachliche Auseinander-
setzung mit dem Bauteil Fenster eher die seltene Ausnahme.
Der Erhalt des historischen Fensters ist ja keineswegs gleichbedeu-
tend mit dem Verzicht auf heutige energiesparende und lärmschüt-
zende Funktionen. Konstruktionsverbesserungen des historischen Fen-
sters, die einen modernen Standard erreichen lassen, sind durchaus
möglich. Hierzu sind bereits in der Vergangenheit durch verschiedene
Publikationen, die am Schluß dieses Arbeitsheftes in der kommentier-
ten Literaturliste aufgeführt sind, Lösungen entwickelt worden.
Das Arbeitsheft versucht aber auch, Wege aufzuzeigen für diejeni-
gen Fälle, bei denen auch von Seiten der Denkmalbehörden nicht die
Erhaltungsforderung gestellt wird, sei es, weil das historische Fenster
nicht reparaturfähig ist, sei es, weil dem Fenster kein Anteil an der
Denkmaleigenschaft zukommt.
Die Bestandbewertung als Grundlage der denkmalpflegerischen
Entscheidung ist Ausgangspunkt aller denkmalfachlichen Überlegun-
gen. Das vorliegende Arbeitsheft hat deshalb auch zum Ziel, die Ent-
scheidungen des Denkmalpflegers transparent und inhaltlich nachvoll-
ziehbar zu machen und möglichst einheitliche denkmalfachliche Ver-
einbarungen und Handlungsanleitungen für unser gemeinsames tägli-
ches Tun im Umgang mit Fenstern im Baudenkmal vorzugeben, die
dem Denkmaleigentümer die konservatorische Absicht einsichtig
macht.
Allen Personen, die am Zustandekommen dieser Dokumentation
mitgewirkt haben, sei an dieser Stelle ausdrücklich gedankt.
Dr.-Ing. Christiane Segers-Glocke
Landeskonservatorin

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