Das historische Fenster im Fachwerkbau - Erhaltung und Erneuerung
Beispiele aus dem Regierungsbezirk Braunschweig
Cordula Reulecke
Im vorangegangenen Beitrag wurde die denkmalfachliche Bestands-
bewertung der Fenster im Baudenkmal als Grundlage der entspre-
chenden konservatorischen Entscheidung in fünf Fallgruppen unter-
gliedert beschrieben.
Nachfolgend werden anhand einiger Beispiele aus dem Regie-
rungsbezirk Braunschweig die Fallgruppen in kurzer und prägnanter
Form illustriert. Zur Veranschaulichung und Vergleichbarkeit sind die
Beispiele aus dem Bereich des dort vorherrschenden Fachwerkbaus
gewählt.
An entlegenen und dem unmittelbaren Nutzungsdruck nicht aus-
gesetzten Standorten haben sich vielerorts ältere, zum Teil sehr wert-
volle Fenster erhalten, so z.B. in Giebeln nicht ausgebauter Dächer, in
alten Dielen und ehemaligen Gesindestuben. Sie sind letzter Beleg
gewachsener Handwerkstradition und bezeugen die ehemalige Nut-
1 Historische Schiebefenster in einem Giebel eines Fachwerkbaues von
1677.
zung des Raumes aber auch den sozialen Stand der Bewohner. An
belegbaren historischen Reparaturteilen zeigt sich der ökologische
und ökonomische Umgang unserer Vorfahren mit Baustoffen. Die Tat-
sache, daß bis heute über Generationen genutzte und dem Wetter
besonders ausgesetzte Bauteile überdauert haben, ist Beleg für die
gute handwerkliche Ausführung. Zugleich beweist sie den - heute lei-
der oft verlorengegangenen - behutsam reparierenden Umgang mit
und in dem vorhandenen Bestand.
Die folgenden Abbildungen zeigen hierfür einige Beispiele. Dabei
belegt Abbildung 4 einen besonderen Umgang mit einem herausra-
genden Fenster. Dieses Schiebefenster befand sich ursprünglich an
der Außenfassade des Gebäudes. Um es vor weiteren Witterungsein-
flüssen zu schützen, wurde es im Zuge der Sanierungsarbeiten in die
innere Dielenwand eingebaut, ganz im Sinne einer kostbaren „Antiqui-
tät". Damit konnte der denkmalfachlichen Forderung des Verbleibs ori-
ginaler Bauteile am Objekt Rechnung getragen werden.
3 Barockes bleiverglaster Fenster zwischen jüngeren Holzsprossenfen-
stern; ältere Glasscheiben in Resten erhalten.
2 Älteres und jüngstes Reparatur- und Wartungsdetail; rechts die origi-
nale Sprosse eines Fensters aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, links eine
vermutlich gründerzeitlich ausgetauschte, zeitgemäß schlichtere und
schmalere Sprosse mit frisch erneuertem Kittfalz.
4 Wertvolles altes Schiebefenster mit Butzenscheiben in Bleifassung.
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Beispiele aus dem Regierungsbezirk Braunschweig
Cordula Reulecke
Im vorangegangenen Beitrag wurde die denkmalfachliche Bestands-
bewertung der Fenster im Baudenkmal als Grundlage der entspre-
chenden konservatorischen Entscheidung in fünf Fallgruppen unter-
gliedert beschrieben.
Nachfolgend werden anhand einiger Beispiele aus dem Regie-
rungsbezirk Braunschweig die Fallgruppen in kurzer und prägnanter
Form illustriert. Zur Veranschaulichung und Vergleichbarkeit sind die
Beispiele aus dem Bereich des dort vorherrschenden Fachwerkbaus
gewählt.
An entlegenen und dem unmittelbaren Nutzungsdruck nicht aus-
gesetzten Standorten haben sich vielerorts ältere, zum Teil sehr wert-
volle Fenster erhalten, so z.B. in Giebeln nicht ausgebauter Dächer, in
alten Dielen und ehemaligen Gesindestuben. Sie sind letzter Beleg
gewachsener Handwerkstradition und bezeugen die ehemalige Nut-
1 Historische Schiebefenster in einem Giebel eines Fachwerkbaues von
1677.
zung des Raumes aber auch den sozialen Stand der Bewohner. An
belegbaren historischen Reparaturteilen zeigt sich der ökologische
und ökonomische Umgang unserer Vorfahren mit Baustoffen. Die Tat-
sache, daß bis heute über Generationen genutzte und dem Wetter
besonders ausgesetzte Bauteile überdauert haben, ist Beleg für die
gute handwerkliche Ausführung. Zugleich beweist sie den - heute lei-
der oft verlorengegangenen - behutsam reparierenden Umgang mit
und in dem vorhandenen Bestand.
Die folgenden Abbildungen zeigen hierfür einige Beispiele. Dabei
belegt Abbildung 4 einen besonderen Umgang mit einem herausra-
genden Fenster. Dieses Schiebefenster befand sich ursprünglich an
der Außenfassade des Gebäudes. Um es vor weiteren Witterungsein-
flüssen zu schützen, wurde es im Zuge der Sanierungsarbeiten in die
innere Dielenwand eingebaut, ganz im Sinne einer kostbaren „Antiqui-
tät". Damit konnte der denkmalfachlichen Forderung des Verbleibs ori-
ginaler Bauteile am Objekt Rechnung getragen werden.
3 Barockes bleiverglaster Fenster zwischen jüngeren Holzsprossenfen-
stern; ältere Glasscheiben in Resten erhalten.
2 Älteres und jüngstes Reparatur- und Wartungsdetail; rechts die origi-
nale Sprosse eines Fensters aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, links eine
vermutlich gründerzeitlich ausgetauschte, zeitgemäß schlichtere und
schmalere Sprosse mit frisch erneuertem Kittfalz.
4 Wertvolles altes Schiebefenster mit Butzenscheiben in Bleifassung.
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