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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Das Fenster im Baudenkmal — Hannover: Niedersächsisches Landesverwaltungsamt, Heft 12.1994

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Gärtner, Dieter: Instandsetzung historischer Fenster
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.51143#0050
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Eine weitere Ursache für den Verlust historischer Fenster sind Schäden
am Holz, die häufig jedoch durch einfache handwerkliche Reparaturen
zu beheben wären.
Im folgenden werden einige der häufigsten Schäden aufgeführt
und dazu geeignete Reparaturmaßnahmen aufgezeigt.


6 Anschuhung durch schräg geschnittene Überplattung mit schräger
Brust sowie Austausch des Wetterschenkels.

Der Wetterschenkel ist bei Fenstern der am stärksten gefährdete
Teil. Er ist am intensivsten der Witterung ausgesetzt und entsprechend
anfällig für Fäulnis. Besonders gefährdet sind Wetterschenkel mit einer
Nut zur Aufnahme des Glases, da hier eindringendes Wasser nicht
entweichen kann. Von lokalen Reparaturen am Wetterschenkel ist
abzuraten, da dies einen Angriffspunkt für eine neuerliche Schädigung
bieten kann. (Über geringfügige lokale Reparaturmaßnahmen durch
künstlichen Holzersatz liegen derzeit noch keine gesicherten Erkennt-
nisse vor, so daß sie hier unberücksichtigt bleiben). Aus dem vorge-
nannten ergibt sich, daß bei einer Schädigung des Wetterschenkels in
der Regel nur der Austausch als geeignete Maßnahme anzusehen ist.
Ebenso ist von einem lokalen Austausch des Wetterschenkels mittels
einer Gratverbindung in das untere Flügelrahmenquerholz aus Kon-
struktionsgründen abzuraten. Zudem liegt die stärkste Schädigung
zumeist im Falzbereich bzw. in der Nut vor.
Eine ähnlich ungünstige Situation für lokale Reparaturen herrscht
bei allen anderen Querhölzern: Unteres Blendrahmenquerholz, unte-
res Flügelrahmenquerholz, Kämpfer und Sprossen.
Bei Schäden an diesen Teilen ist in der Regel der komplette Aus-
tausch zu empfehlen.
Sollte jedoch bei einem Querstück (z.B. Sprosse) nur der Zapfen
abgebrochen bzw. verfault sein, so besteht durchaus die Möglichkeit
zur Reparatur durch Einsatz eines falschen Zapfens.
Bereits unsere Vorfahren setzten Fenster regelmäßig durch Repara-
turen wieder instand. Bei historischen Fenstern sind ausgetauschte
Wetterschenkel, ausgetauschte Sprossen und angeschuhte, aufrechte
Rahmenhölzer keine Seltenheit. Die Mehrzahl dieser historischen
Reparaturverbindungen stellt auch bei heutigen Reparaturen eine
geeignete Lösung dar. Bezüglich des konstruktiven Holzschutzes bzw.
der Optik sind heutzutage kleinere Verbesserungen teilweise ange-
bracht.


7 Sammlung historischer Fenster als Einzelteillager.

Neben dem Wetterschenkel bzw. den Sprossen sind zumeist Schä-
digungen im unteren Bereich der aufrechten Flügelrahmen bzw.
Blendrahmenhölzer anzutreffen. Ein kompletter Austausch dieser Teile
ist in der Regel nicht notwendig. Das geschädigte Holzteil wird ent-
fernt und durch eine Anschuhung mittels Überplattung oder Schlitz-
und Zapfenverbindung ersetzt. Eine konstruktive Verbesserung durch
eine nach unten abfallende schräge Brust sollte jedoch immer beach-
tet werden. Bleiben die Flügelteile nach der Reparatur holzsichtig (z.B.
bei offenporigen, nicht deckenden Lasuren) sollte zusätzlich die Ver-
bindung in der Breitenansicht eine Schräge von 30° erhalten.
Lokale Reparaturen sollten immer Holz in Holz ausgeführt werden.
Dabei ist eine geeignete Holzauswahl bezüglich gleicher Holzart, Holz-
feuchtigkeit und Faserverlauf zu berücksichtigen. Form und Gestaltung
der einzusetzenden Holzteile müssen sich einerseits an den schadhaf-
ten Stellen orientieren und andererseits sich optisch gefällig einfügen.
Für auszubessernde Stellen bieten sich daher rautenförmige Einsatz-
plättchen an. Aus wirtschaftlichen Gründen ist unter Umständen auch
das Ausbessern mittels Konusplättchen akzeptabel.
Es müssen in der Regel nicht alle Gebrauchsspuren ausgebessert
werden. Entscheidendes Kriterium für die durchzuführende Reparatur
ist zumeist die Funktionalität des Fensters.
Verschiedene kleinere Schädigungen können daher zur Ablesbar-
keit der Geschichte des Fensters beibehalten werden. Eine letztendli-
che Entscheidung kann nur mit den an der Fenstersanierung Beteilig-
ten getroffen werden.
Undichtigkeiten in den Fälzen, die sich durch das Nachjustieren der
Beschläge nicht beheben lassen, können unter Umständen durch das
wasserfeste Einleimen von Leisten nach vorherigem Aushobeln beho-
ben werden. Alternativ können auch in den Fälzen Dichtungen aufge-
klebt bzw. eingefräst werden.
Literaturangaben
(1) vgl. Gärtner, Dieter: Grundsätze zur Fenstersanierung, in: Bauhandwerk 4/90.
(2) vgl. Schulze, Jörg: Zur Erhaltung von Originalen, in: Johannesberger Texte 1, Fortbil-
dungszentrum für Handwerk und Denkmalpflege, Fulda 1988.
(3) vgl. Gärtner, Dieter: Funktionsverbesserungen an historischen Fenstern.
Weitere Literatur
Gerner, Manfred: Historische Häuser erhalten und instandsetzen, Augsburg 1990.
Saar, Martim: Zur Erhaltung historischer Fenster, in: Konzeptionen - Möglichkeiten und
Grenzen denkmalpflegerischer Maßnahmen, 20. Kolloquium des SFB 315, Karlsruhe 1989.
aus: Bauhandwerk, Juni 1990, S. 337 ff.

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