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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Die Bilderdecke der Hildesheimer Michaeliskirche — München, Berlin: Dt. Kunstverl., Heft 28.2002

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Geistesgeschichtliche Annäherung
DOI article:
Lemmel, Andreas: Der biblische Hintergrund und Sinngehalt des Deckenbildes
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52523#0025
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Der biblische Hintergrund und Sinngehalt des Deckenbildes 21

Abraham [80]
(Abrabe): Gen. 12 ff.; Sir. 44, 19-21; Hebr. 11, 8-19. Sohn
des Thare [45], Vater des Isaak [79].
Abraham, Vater und Vorbild des Glaubens für Juden,
Christen und Muslime, spielt im Deckenbild der Michaelis-
kirche keine herausgehobene Rolle, sondern wird - wie die
anderen 41 Vorfahren auch - nur als Randfigur erwähnt.
Die merkwürdige Namensform „Abrabe" geht vielleicht
auf einen des Hebräischen kundigen Maler zurück. In die-
ser Sprache könnte die Namensform als „Vater von vielen"
gedeutet werden.
Isaak [79]
(Isaac): Gen. 21 ff.; Sir. 44, 22-23; Hebr. 11, 20. Sohn des
Abraham [80], Vater des Jakob [78].
Isaak, den Gott in einer übermenschlichen Glaubensprobe
von Abraham als Opfer zurückforderte, nachdem er ihn
ihm und seiner Frau Sara in hohem Alter geschenkt hatte,
wurde in der christlichen Theologie und Kunst zum typo-
logischen Vorbild für den am Kreuz geopferten Christus. -
Wenn in den alttestamentlichen Texten vom Gott der
Väter die Rede ist, dann sind mit den Vätern in der Regel
Abraham, Isaak und Jakob gemeint, die drei „Erzväter"
Israels. Dies ist vielleicht der Grund dafür, dass hier der
Links-Rechts-Wechsel der genealogischen Abfolge des
Deckenbildes unterbrochen wird und alle drei übereinan-
der dargestellt werden, noch dazu auf der Höhe von David
[3], dem Begründer der Jerusalemer Königsdynastie.
Jakob [78]
(Jacob): Gen. 25 ff.; Sir. 44, 23; Hebr. 11,21. Sohn des Isaak
[79], Großvater des Phares [46],
Jakob, der dritte der Erzväter Israels, ist wohl die zwielich-
tigste und zugleich menschlichste Gestalt unter ihnen.
Von den zwölf Söhnen Jakobs leiten sich die Zwölf Stämme
Israels her; die Exegese sieht in ihnen Vorverkörperungen
der zwölf Apostel. - Eine mythische Erzählung schildert
Jakobs Ringkampf mit Gott, aufgrund dessen er den neu-
en Namen „Israel" („Gottesstreiter") erhält: „Denn du hast
mit Gott und mit Menschen gekämpft und hast gewon-
nen" (Gen. 32, 29).
Phares [46]
(Perez): Gen. 38, TI ff.; Nurn. 26, 19 ff. Enkel des Jakob
[78], Großvater des Aram [47],
Die Ahnenfolge Perez-Aram ist in der Vulgata belegt, die
einer Variante des griechischen Textes folgt, die heute all-
gemein als fehlerhaft angesehen wird.
Es fällt auf, dass der Vater des Phares, Juda, einer der
zwölf Söhne Jakobs und somit Stammvater der Israeliten,
nicht in der Ahnenreihe aufgeführt wird - möglicher-
weise, weil noch zwei weitere Träger dieses Namens [52,
58] folgen.

Aram [47]
(Iram): Enkel des Phares [46], Großvater des Nasson [48],
Diesen Namen kennt nur die Vulgata, die lateinische
Bibel, die im Mittelalter höchste Autorität besaß und an
dieser Stelle auf eine Variante des griechischen Textes
zurückgeht, die heute als sekundär gilt. Der gegenwärtig
anerkannte griechische Text, dem die deutschen Überset-
zungen in Lukas 3, 33 folgen, kennt Aram nicht. - Die Les-
art „Iram", die in der Literatur nicht vorkommt, geht mög-
licherweise auf eine Beschädigung der Decke zurück.
Nasson [48]
(Nachschon): Nurn. 1-10; Rut 4, 20; 1. Chron. 2, 10-11.
Enkel des Aram [47], Großvater des Boas [77].
Beim Aufbruch des Volkes Israel aus der Wüste ins ver-
heißene Land wird Nasson als Ältester des Stammes Juda
erwähnt.
Boas [77]
(Booz): Rut 2-4; 1. Chron. 2, 11-12. Enkel des Nasson [48],
Vater des Obet [76].
Boas, der edel gesinnte Bauer aus Bethlehem, nimmt die
verwitwete Rut zur Frau, die als „Wirtschaftsflüchtling"
mit ihrer Schwiegermutter Noomi aus dem Nachbarland
Moab eingewandert ist.
Obet [76]
(Obed): Rut 4, 17-22; 1. Chron. 2, 12. Sohn des Boas [77],
Vater des Isai [2], Großvater des David [3], Urgroßvater des
Natan [75].
Natan [75]
2. Sam. 5, 14. Sohn des Königs David [3], (Halb-)Bruder des
Salomo [4], Urgroßvater des Mel(e)a [49].
Natan, der Sohn Davids, ist nicht zu verwechseln mit dem
gleichnamigen Propheten, der David den ewigen Bestand
seines Königtums verheißt und ihm nach dem Ehebruch
mit Bathseba eine Strafpredigt hält (2. Sam. 7 und 12, 5 ff.).
Die in den Medaillons abgebildete Ahnenreihe des Lukas-
Evangeliums (3, 23-38) verläuft nicht über die Linie der
Könige. Von hier an ist die Quelle, die Lukas benutzt, nicht
mehr bekannt. Die Namen der nachfolgend aufgeführten
Vorfahren [49-59, 62-64, 67-74] finden sich nicht im Al-
ten Testament.
Mel(e)a [49]
Luk. 3, 31. Urenkel des Natan [75], Großvater des Jona(m)
[50],
Jona(m) [50]
Luk. 3, 30. Enkel des Mel(e)a [49], Vater des Joseph [51].
Jona(m) darf nicht mit dem Propheten Jona(s) im Bauch
des Walfisches verwechselt werden.
 
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