Historische Brückenkonstruktionen
Kurzbiografien
265
Kurzbiografien
Carl Culmann
* 10.7.1821 in Bergzabern (Pfalz),
+ 9.12.1881 in Zürich,
Ingenieur, Professor an der Polytechnischen Schule
Zürich.
Nach Besuch des Polytechnikums in Karlsruhe (1838-
1841) Eintritt in den bayerischen Staatsdienst. Bis
1847 Tätigkeit als Praktikant der Eisenbahnsektion
Hof. Im Auftrag der Regierung folgten zwischen 1849
und 1852 Studienreisen nach England, Irland und
Nordamerika. Seine Reiseberichte publizierte Cul-
mann unter dem Titel „Der Bau der hölzernen
Brücken in den Vereinigten Staaten von Nordame-
rika"1 und „Der Bau der eisernen Brücken in England
und Amerika"2. Erstmals erscheint hier der Begriff
„Fachwerk". Demnach besteht das Tragwerk aus
Ober- und Untergurt, zwischen denen ein Stabsystem
so angeordnet ist, dass die Zwischenräume immer
Dreiecke bilden, womit die Stäbe nur Druck- oder nur
Zugkräfte aufnehmen, ohne Biegekräfte zu übertra-
gen. Bei der Analyse von Brückenbauten stellt der auf-
merksame Beobachter zudem die mangelhafte theo-
retische Bildung englischer Ingenieure fest. „Der eng-
lische Ingenieur weiß, daß die und die Konstruktion
fehlerhaft ist, nicht weil sie den einfachsten Gesetzen
der Statik nicht entspricht, sondern weil sie da und da
nicht gehalten hat. Die unerschöpflichen Geldmittel,
die geübten Arbeiter und ihr wohlfeiles Material
ersetzen ihren Mangel an theoretischer Bildung."3
Die Studienergebnisse, die in der Fachwelt große
Beachtung fanden, beinhalteten unter anderem eine
Theorie der Fachwerkträger. Zeitgleich, aber unab-
hängig davon, entwickelte Johann Wilhelm Schwed-
ler ebenfalls eine Fachwerktheorie. Anhand dieser
Theorien war es möglich, Fachwerkträger statisch zu
erfassen. Später erfolgte Culmanns Berufung als
Lehrer nach Zürich an die Polytechnische Schule. Im
Rahmen seiner Lehrtätigkeit entstanden zahlreiche
Werke. Bedeutung erlangte vor allem „Die Graphi-
sche Statik", in der Culmann alles, was bis 1865 an
Lösungen statischer Aufgaben nach graphischen
Verfahren bestand, zusammenfasste und wissen-
schaftlich begründete.
Quelle: Matschoss, Männer der Technik, 1925, S. 50.
1 Der Bau der hölzernen Brücken in den Vereinigten Staaten von
Nordamerika, in: ABZ, 16 (1851), S. 69-129.
2 Der Bau der eisernen Brücken in England und Amerika, in: ABZ, 17
(1852), S. 163-222.
3 Der Bau der eisernen Brücken in England und Amerika, in: ABZ, 17
(1852), S. 208.
Anton Heinrich Dämmert
Lebensdaten unbekannt,
Ingenieuroffizier (Ingenieur-Capitain), Oberingenieur.
Dämmert war zunächst im Wegebau tätig und gehör-
te zu den herausragenden Ingenieuren bei der techni-
schen Vorbereitung und Ausführung des Chaussee-
baus im Königreich Hannover, wozu auch die
Brückenbauten über die Weser bei Hameln und über
das „Krumme Wasser" bei Kurventhal nördlich von
Einbeck zählten. Mit der Planung und dem Bau der
hannoverschen Eisenbahnen verlagerte sich dann um
1840 das Aufgabengebiet der Ingenieuroffiziere im
Königreich. Unter Mitwirkung von Prott, Glünder und
Luttermann war Dämmert zwischen 1837 und 1839
mit den Vorarbeiten für die Strecken Hannover-Celle-
Lüneburg, Lüneburg-Boitzenburg, Magdeburg-Preu-
ßisch Minden, Vienenburg-Goslar und Hannover-
Preußisch Minden beauftragt. 1840 folgte eine
Studienreise nach England. 1841 setzte ihn eine
Baukommission unter Leitung von Prott als Bauleiter
für die Strecken Hannover-Lehrte und Lehrte-Hildes-
heim ein. Außerdem wurde ihm und später auch dem
Baurat Mohn die Leitung des gesamten Bahnbaus im
Königreich übertragen, der 1847 mit dem Bau der
Bremer Bahn vorerst endete. Die Entwürfe für die
Bauvorhaben, die bis zu diesem Zeitpunkt zur
Ausführung kamen, gehen im wesentlichen auf
Dämmert und Glünder zurück. Zudem war Dämmert
auch mit den Vorarbeiten für die Süd- und Westbahn
betreut, die um 1845 mit Unterstützung von Mohn
und den Bauinspektoren Funk und Stolpner durchge-
führt wurden. Die erfolgreiche Realisation der ersten
Bauphase der hannoverschen Eisenbahnen ist in
erster Linie dem Oberingenieur Dämmert zu verdan-
ken, der als oberster technischer Leiter eine besonde-
re Stellung einnahm. Er gehörte auch zu den Grün-
dungsmitgliedern des Architekten- und Ingenieur-
vereins.
Quelle: Scholl, Ingenieure in der Frühindustrialisierung, 1978, S. 51,
177, 182, 184-185, 204.
Ludwig Debo
* 16.12.1818 in Hildesheim, t 7.1.1905,
Baukondukteur, Maschineningenieur.
Nach dem Besuch der höheren Gewerbeschule folgte
1843 die Anstellung als Baukondukteur bei der
Hannoverschen Eisenbahnverwaltung. 1845 reiste
Debo zu den Eisenbahnen in Rheinpreußen, Bayern,
Baden und ins Elsaß sowie nach Belgien und
Kurzbiografien
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Kurzbiografien
Carl Culmann
* 10.7.1821 in Bergzabern (Pfalz),
+ 9.12.1881 in Zürich,
Ingenieur, Professor an der Polytechnischen Schule
Zürich.
Nach Besuch des Polytechnikums in Karlsruhe (1838-
1841) Eintritt in den bayerischen Staatsdienst. Bis
1847 Tätigkeit als Praktikant der Eisenbahnsektion
Hof. Im Auftrag der Regierung folgten zwischen 1849
und 1852 Studienreisen nach England, Irland und
Nordamerika. Seine Reiseberichte publizierte Cul-
mann unter dem Titel „Der Bau der hölzernen
Brücken in den Vereinigten Staaten von Nordame-
rika"1 und „Der Bau der eisernen Brücken in England
und Amerika"2. Erstmals erscheint hier der Begriff
„Fachwerk". Demnach besteht das Tragwerk aus
Ober- und Untergurt, zwischen denen ein Stabsystem
so angeordnet ist, dass die Zwischenräume immer
Dreiecke bilden, womit die Stäbe nur Druck- oder nur
Zugkräfte aufnehmen, ohne Biegekräfte zu übertra-
gen. Bei der Analyse von Brückenbauten stellt der auf-
merksame Beobachter zudem die mangelhafte theo-
retische Bildung englischer Ingenieure fest. „Der eng-
lische Ingenieur weiß, daß die und die Konstruktion
fehlerhaft ist, nicht weil sie den einfachsten Gesetzen
der Statik nicht entspricht, sondern weil sie da und da
nicht gehalten hat. Die unerschöpflichen Geldmittel,
die geübten Arbeiter und ihr wohlfeiles Material
ersetzen ihren Mangel an theoretischer Bildung."3
Die Studienergebnisse, die in der Fachwelt große
Beachtung fanden, beinhalteten unter anderem eine
Theorie der Fachwerkträger. Zeitgleich, aber unab-
hängig davon, entwickelte Johann Wilhelm Schwed-
ler ebenfalls eine Fachwerktheorie. Anhand dieser
Theorien war es möglich, Fachwerkträger statisch zu
erfassen. Später erfolgte Culmanns Berufung als
Lehrer nach Zürich an die Polytechnische Schule. Im
Rahmen seiner Lehrtätigkeit entstanden zahlreiche
Werke. Bedeutung erlangte vor allem „Die Graphi-
sche Statik", in der Culmann alles, was bis 1865 an
Lösungen statischer Aufgaben nach graphischen
Verfahren bestand, zusammenfasste und wissen-
schaftlich begründete.
Quelle: Matschoss, Männer der Technik, 1925, S. 50.
1 Der Bau der hölzernen Brücken in den Vereinigten Staaten von
Nordamerika, in: ABZ, 16 (1851), S. 69-129.
2 Der Bau der eisernen Brücken in England und Amerika, in: ABZ, 17
(1852), S. 163-222.
3 Der Bau der eisernen Brücken in England und Amerika, in: ABZ, 17
(1852), S. 208.
Anton Heinrich Dämmert
Lebensdaten unbekannt,
Ingenieuroffizier (Ingenieur-Capitain), Oberingenieur.
Dämmert war zunächst im Wegebau tätig und gehör-
te zu den herausragenden Ingenieuren bei der techni-
schen Vorbereitung und Ausführung des Chaussee-
baus im Königreich Hannover, wozu auch die
Brückenbauten über die Weser bei Hameln und über
das „Krumme Wasser" bei Kurventhal nördlich von
Einbeck zählten. Mit der Planung und dem Bau der
hannoverschen Eisenbahnen verlagerte sich dann um
1840 das Aufgabengebiet der Ingenieuroffiziere im
Königreich. Unter Mitwirkung von Prott, Glünder und
Luttermann war Dämmert zwischen 1837 und 1839
mit den Vorarbeiten für die Strecken Hannover-Celle-
Lüneburg, Lüneburg-Boitzenburg, Magdeburg-Preu-
ßisch Minden, Vienenburg-Goslar und Hannover-
Preußisch Minden beauftragt. 1840 folgte eine
Studienreise nach England. 1841 setzte ihn eine
Baukommission unter Leitung von Prott als Bauleiter
für die Strecken Hannover-Lehrte und Lehrte-Hildes-
heim ein. Außerdem wurde ihm und später auch dem
Baurat Mohn die Leitung des gesamten Bahnbaus im
Königreich übertragen, der 1847 mit dem Bau der
Bremer Bahn vorerst endete. Die Entwürfe für die
Bauvorhaben, die bis zu diesem Zeitpunkt zur
Ausführung kamen, gehen im wesentlichen auf
Dämmert und Glünder zurück. Zudem war Dämmert
auch mit den Vorarbeiten für die Süd- und Westbahn
betreut, die um 1845 mit Unterstützung von Mohn
und den Bauinspektoren Funk und Stolpner durchge-
führt wurden. Die erfolgreiche Realisation der ersten
Bauphase der hannoverschen Eisenbahnen ist in
erster Linie dem Oberingenieur Dämmert zu verdan-
ken, der als oberster technischer Leiter eine besonde-
re Stellung einnahm. Er gehörte auch zu den Grün-
dungsmitgliedern des Architekten- und Ingenieur-
vereins.
Quelle: Scholl, Ingenieure in der Frühindustrialisierung, 1978, S. 51,
177, 182, 184-185, 204.
Ludwig Debo
* 16.12.1818 in Hildesheim, t 7.1.1905,
Baukondukteur, Maschineningenieur.
Nach dem Besuch der höheren Gewerbeschule folgte
1843 die Anstellung als Baukondukteur bei der
Hannoverschen Eisenbahnverwaltung. 1845 reiste
Debo zu den Eisenbahnen in Rheinpreußen, Bayern,
Baden und ins Elsaß sowie nach Belgien und