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Provinz Hannover, gewählt am 09. April 189445, war
Jacobus Reimers. Hauptamtlich fungierte dieser als
Direktor des Provinzialmuseums.46 Nach seinem
Ausscheiden 1910 erging von Seiten des preußischen
Ministeriums für geistliche, Unterrichts- und Medizi-
nal-Angelegenheiten der Vorschlag an den hannover-
schen Oberpräsidenten, aufgrund des gesteigerten
Arbeitsumfangs nach Vorbild der Provinz Sachsen die
hauptamtliche Stelle eines Provinzialkonservators ein-
zurichten.47 Der Provinzial-Ausschuss folgte diesem
Vorschlag und setzte den bis dahin mit der Denk-
malinventarisation beschäftigten Landesoberbaurat
Heinrich Siebern ein, der den Posten bis 1937 inne-
hatte. Die Wahrnehmung der Geschäfte des Provin-
zialkonservators umfasste in dieser Zeit circa 2/3 sei-
ner Arbeitskraft, während er die übrige Zeit weiterhin
für die Inventarisierung aufwendete.
Die Provinzialkommission zur Erforschung und Erhal-
tung der Denkmäler in der Provinz Hannover bestand
als Organ der provinziellen Selbstverwaltung, bis ihre
Aufgaben 1931 dem Provinzial-Ausschuss übertragen
wurden.49 Die Provinzialkommission war dafür zustän-
dig, in der Bevölkerung Verständnis für die denkmal-
pflegerischen Aufgaben zu wecken, den Denkmalbe-
stand zu beobachten und eine wissenschaftliche Er-
forschung zu unterstützen.50 Nach Clemen stellte die
Provinzialkommission jedoch „in einzelnen Provinzen
wohl ein Institut [dar], das nur von Zeit zu Zeit aufge-
weckt wird, um zu einem Festessen, einer kurzen
Sitzung und zum Ja sagen vereinigt zu werden".51
Die Kommission wählte einen Provinzialkonservator
oder, abhängig vom Länderstatus, einen Bezirks- bzw.
Landeskonservator als sachverständigen Beirat und als
„örtliches Organ des Konservators in Berlin".52 Dem
Provinzialkonservator wurden im Rahmen der provin-
ziellen denkmalpflegerischen Arbeit sämtliche Rechte
und Pflichten des Staatskonservators übertragen,
wobei er letzterem unterstellt war und in wichtigen
Fällen Bericht zu erstatten hatte.53
Die Aufgaben des Provinzialkonservators bestanden
darin, staatliche Behörden, Kirchengemeinden und
Privatpersonen bezüglich denkmalpflegerischer Maß-
nahmen fachlich zu beraten und Gutachten auszu-
stellen.
Im Runderlass des Ministers der geistlichen, Unter-
richts- und Medizinal-Angelegenheiten vom 6. Mai
1904 hieß es: „Der Provinzial-Konservator ist amtlich
dazu berufen, Behörden und Beamten, Korporationen
und Privaten auf dem Gebiete der Denkmalpflege mit
seinem Rate und seiner Hilfe zur Seite zu stehen. Es ist
daher dahin zu wirken, daß er in Fällen, wo die
Veräußerung, Veränderung oder Wiederherstellung
eines Denkmals ... in Frage kommt, vorher gehört, bei
Aufstellung der bezüglichen Veränderungs-, Wieder-
herstellungs- und Bau-Programme beteiligt und zu
örtlichen Besichtigungen und Beratungen hinzugezo-
gen wird. Dies gilt auch dann, ... wenn es sich um die
Veränderung oder Ergänzung der inneren Einrich-
tung, um Anstrich von Wänden, um Putzarbeiten, um
Dachdeckungen und dergleichen handelt. In allen sol-
chen Fällen haben sich die Lokalbaubeamten und die
Provinzial-Konservatoren zu rechter Zeit wechselseitig
und mit den beteiligten Korporationen usw. ins
Benehmen zu setzen, ohne daß es zuvor einer beson-
deren Ermächtigung der vorgesetzten Behörden dazu
bedarf."54
Darüber hinaus hatte sich der Provinzialkonservator
über Anlage und Einrichtung von Museen und
Altertumssammlungen in Kenntnis zu setzen, Denk-
mälerinventare anzufertigen und ein Denkmälerarchiv
anzulegen. Im Archiv sollten „Zeichnungen und
Photographien des ursprünglichen Zustands von
Denkmälern vor der Wiederherstellung, sowie solche
Aufnahmen nach der Wiederherstellung" 55 gesam-
melt werden.
Um eine möglichst wirksame Denkmalpflegetätigkeit
gewährleisten zu können, wurden in Preußen zusätz-
lich sogenannte Vertrauensmänner für die Denkmal-
pflege eingesetzt. Diese hatten die Aufgabe, den
Provinzialkonservator über geplante oder bereits
begonnene, die Denkmalpflege betreffende Arbeiten
in Kenntnis zu setzen. In der Provinz Hannover wur-
den sie 1898 eingesetzt. Ihre Zahl betrug rund 500,
die sich zunächst vor allem aus Pastoren und Lehrern
und seit 1901 auch aus Bauräten und Landesbauin-
spektoren zusammen setzten.57 Provinzialkonservator
Reimers musste jedoch 1909 feststellen, dass ihm im
Laufe seiner „fünfzehnjährigen Wirksamkeit fast gar
keine Nachrichten zugegangen" 58 seien. Bei der Sit-
zung der Provinzialkommission 1909 berichtete Rei-
mers, dass von den ursprünglich 500 Vertrauensmän-
nern noch 169 verblieben seien, die aber ausreichten,
da Verfehlungen gegen die denkmalpflegerischen
Vorschriften selten geworden seien. Die Kommission
kam zu dem Schluss, dass die bisherige Organisations-
struktur der Vertrauensmänner keine Erfolge erzielt
hätte. Um direktere und persönlichere Verbindungen
herzustellen, sollten künftig die Landräte zu Ver-
trauensmännern erklärt werden, die ihrerseits Per-
sonen für die Berichterstattung auswählen könnten.59
Die Provinzialkommission zur Erforschung und Erhal-
tung der Denkmäler beteiligte sich auch an der
Herausgabe der jährlich erscheinenden Berichte über
die Wirksamkeit der Denkmalpflege in der Provinz
Hannover und an der Denkmaiinventarisation, die
1899 begonnen wurde. Diesem Beginn der staatli-
chen Denkmalverzeichnung ging ein bereits in den
1870er und 1880er Jahren erschienenes umfassen-
des, aber unvollständiges Inventar voraus.60 In den
Herzogtümern Oldenburg und Braunschweig erschie-
nen die ersten Inventarbände 1896. In beiden Län-
dern griff man damit auf bereits durchgeführte
Inventarisationen zurück, die in Braunschweig durch
den Ortsverein für Geschichte und Altertumskunde zu
Provinz Hannover, gewählt am 09. April 189445, war
Jacobus Reimers. Hauptamtlich fungierte dieser als
Direktor des Provinzialmuseums.46 Nach seinem
Ausscheiden 1910 erging von Seiten des preußischen
Ministeriums für geistliche, Unterrichts- und Medizi-
nal-Angelegenheiten der Vorschlag an den hannover-
schen Oberpräsidenten, aufgrund des gesteigerten
Arbeitsumfangs nach Vorbild der Provinz Sachsen die
hauptamtliche Stelle eines Provinzialkonservators ein-
zurichten.47 Der Provinzial-Ausschuss folgte diesem
Vorschlag und setzte den bis dahin mit der Denk-
malinventarisation beschäftigten Landesoberbaurat
Heinrich Siebern ein, der den Posten bis 1937 inne-
hatte. Die Wahrnehmung der Geschäfte des Provin-
zialkonservators umfasste in dieser Zeit circa 2/3 sei-
ner Arbeitskraft, während er die übrige Zeit weiterhin
für die Inventarisierung aufwendete.
Die Provinzialkommission zur Erforschung und Erhal-
tung der Denkmäler in der Provinz Hannover bestand
als Organ der provinziellen Selbstverwaltung, bis ihre
Aufgaben 1931 dem Provinzial-Ausschuss übertragen
wurden.49 Die Provinzialkommission war dafür zustän-
dig, in der Bevölkerung Verständnis für die denkmal-
pflegerischen Aufgaben zu wecken, den Denkmalbe-
stand zu beobachten und eine wissenschaftliche Er-
forschung zu unterstützen.50 Nach Clemen stellte die
Provinzialkommission jedoch „in einzelnen Provinzen
wohl ein Institut [dar], das nur von Zeit zu Zeit aufge-
weckt wird, um zu einem Festessen, einer kurzen
Sitzung und zum Ja sagen vereinigt zu werden".51
Die Kommission wählte einen Provinzialkonservator
oder, abhängig vom Länderstatus, einen Bezirks- bzw.
Landeskonservator als sachverständigen Beirat und als
„örtliches Organ des Konservators in Berlin".52 Dem
Provinzialkonservator wurden im Rahmen der provin-
ziellen denkmalpflegerischen Arbeit sämtliche Rechte
und Pflichten des Staatskonservators übertragen,
wobei er letzterem unterstellt war und in wichtigen
Fällen Bericht zu erstatten hatte.53
Die Aufgaben des Provinzialkonservators bestanden
darin, staatliche Behörden, Kirchengemeinden und
Privatpersonen bezüglich denkmalpflegerischer Maß-
nahmen fachlich zu beraten und Gutachten auszu-
stellen.
Im Runderlass des Ministers der geistlichen, Unter-
richts- und Medizinal-Angelegenheiten vom 6. Mai
1904 hieß es: „Der Provinzial-Konservator ist amtlich
dazu berufen, Behörden und Beamten, Korporationen
und Privaten auf dem Gebiete der Denkmalpflege mit
seinem Rate und seiner Hilfe zur Seite zu stehen. Es ist
daher dahin zu wirken, daß er in Fällen, wo die
Veräußerung, Veränderung oder Wiederherstellung
eines Denkmals ... in Frage kommt, vorher gehört, bei
Aufstellung der bezüglichen Veränderungs-, Wieder-
herstellungs- und Bau-Programme beteiligt und zu
örtlichen Besichtigungen und Beratungen hinzugezo-
gen wird. Dies gilt auch dann, ... wenn es sich um die
Veränderung oder Ergänzung der inneren Einrich-
tung, um Anstrich von Wänden, um Putzarbeiten, um
Dachdeckungen und dergleichen handelt. In allen sol-
chen Fällen haben sich die Lokalbaubeamten und die
Provinzial-Konservatoren zu rechter Zeit wechselseitig
und mit den beteiligten Korporationen usw. ins
Benehmen zu setzen, ohne daß es zuvor einer beson-
deren Ermächtigung der vorgesetzten Behörden dazu
bedarf."54
Darüber hinaus hatte sich der Provinzialkonservator
über Anlage und Einrichtung von Museen und
Altertumssammlungen in Kenntnis zu setzen, Denk-
mälerinventare anzufertigen und ein Denkmälerarchiv
anzulegen. Im Archiv sollten „Zeichnungen und
Photographien des ursprünglichen Zustands von
Denkmälern vor der Wiederherstellung, sowie solche
Aufnahmen nach der Wiederherstellung" 55 gesam-
melt werden.
Um eine möglichst wirksame Denkmalpflegetätigkeit
gewährleisten zu können, wurden in Preußen zusätz-
lich sogenannte Vertrauensmänner für die Denkmal-
pflege eingesetzt. Diese hatten die Aufgabe, den
Provinzialkonservator über geplante oder bereits
begonnene, die Denkmalpflege betreffende Arbeiten
in Kenntnis zu setzen. In der Provinz Hannover wur-
den sie 1898 eingesetzt. Ihre Zahl betrug rund 500,
die sich zunächst vor allem aus Pastoren und Lehrern
und seit 1901 auch aus Bauräten und Landesbauin-
spektoren zusammen setzten.57 Provinzialkonservator
Reimers musste jedoch 1909 feststellen, dass ihm im
Laufe seiner „fünfzehnjährigen Wirksamkeit fast gar
keine Nachrichten zugegangen" 58 seien. Bei der Sit-
zung der Provinzialkommission 1909 berichtete Rei-
mers, dass von den ursprünglich 500 Vertrauensmän-
nern noch 169 verblieben seien, die aber ausreichten,
da Verfehlungen gegen die denkmalpflegerischen
Vorschriften selten geworden seien. Die Kommission
kam zu dem Schluss, dass die bisherige Organisations-
struktur der Vertrauensmänner keine Erfolge erzielt
hätte. Um direktere und persönlichere Verbindungen
herzustellen, sollten künftig die Landräte zu Ver-
trauensmännern erklärt werden, die ihrerseits Per-
sonen für die Berichterstattung auswählen könnten.59
Die Provinzialkommission zur Erforschung und Erhal-
tung der Denkmäler beteiligte sich auch an der
Herausgabe der jährlich erscheinenden Berichte über
die Wirksamkeit der Denkmalpflege in der Provinz
Hannover und an der Denkmaiinventarisation, die
1899 begonnen wurde. Diesem Beginn der staatli-
chen Denkmalverzeichnung ging ein bereits in den
1870er und 1880er Jahren erschienenes umfassen-
des, aber unvollständiges Inventar voraus.60 In den
Herzogtümern Oldenburg und Braunschweig erschie-
nen die ersten Inventarbände 1896. In beiden Län-
dern griff man damit auf bereits durchgeführte
Inventarisationen zurück, die in Braunschweig durch
den Ortsverein für Geschichte und Altertumskunde zu