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Restaurierungsgeschichte mittelalterlicher Gewölbe- und Wandmalereien im Gebiet des heutigen Niedersachsen

aber offenbar die Positionen der Apostel verändert:
Die tatsächlich ausgeführten Nimben weichen von der
Vorritzung erheblich ab. Diese zeigen keine Ritzung
und wurden demnach frei ausgeführt. Die Farbpalette
beinhaltet neben Kalkweiß Ocker, zwei Rottöne,
Schwarz, Blau und Grün.3
Restaurierungsgeschichte''
1920-22 Renovierung der Kirche. Freilegung der
Wand- und Gewölbemalereien in Chor und Sei-
tenschiff. Restaurierung der Wandmalereien an der
Chornord- und -ostwand mit starken Übermalungen
durch einen Kirchenmaler aus Hannover. Neuschöp-
fung einer Christusdarstellung in der östlichen Ge-
wölbekappe des Chors und der Rippenbemalung.
Nach Kritik durch die Denkmalpflege zurückhaltende-
re Restaurierung der Malereien an der Chornord-
wand.5
1927 Restaurierung der Gewölbemalereien im südli-
chen Seitenschiff durch einen Kirchenmaler aus
Hannover.6
1958 Restaurierung der Malereien an der Ostwand
des Chors. Entfernen der Christusdarstellung in der
östlichen Gewölbekappe des Chors und Neube-
malung der Rippen.7
1997 Restaurierung der Gewölbemalereien im südli-
chen Seitenschiff durch einen Restaurator aus
Pattensen.8


Chornordwand, Apostelfries, Detail. Im Streiflicht ist die
pastose Kalktünche sichtbar. Die malerische Ausführung
des Nimbus stimmt nicht mit der Vorritzung überein (gelber
Pfeil). In der Ritzung rote Vorzeichnung.

Restauratorische Maßnahmen 1920-22
Auffindung und Freilegung
Im September 1920 plante die Kirchengemeinde, die
Kirche renovieren zu lassen. Die Maurer, die die Tün-
cheschichten abkratzten, stießen auf Ausmalungs-
spuren. Der zu Rate gezogene Architekt, Professor
Haupt aus Hannover, empfahl für die weiteren Ar-
beiten den in solchen Arbeiten erfahrenen Kirchen-
maler Olbers aus Hannover.9 Bereits im Dezember
waren die „Wiederherstellungsarbeiten" weit fortge-
schritten: „Am Chorgewölbe wurde unter Leim- und
Kalkanstrichen Rankenmalerei entdeckt, die nur auf-
gefrischt wurde. ... An der Nord- und Südseite des
Chores befinden sich, aus spätgotischer Zeit, je 6
Aposteldarstellungen in Arkaden, umgeben von
Säulen."10
Auch die Christophorusdarstellung an der Ostwand
des Chorraums war bereits freigelegt worden.
An der Ostwand des südlichen Seitenschiffs zeigten
sich Fragmente einer mittelalterlichen Figurengruppe,
bei der es sich nach Ansicht des Bezirkskonservators
Holtmeyer um eine Verkündigungsszene handelte
sowie dekorative Malerei der Renaissance. „Wert-
voller ... sind die wegen ihrer Seltenheit und Voll-
ständigkeit besonders bemerkenswerten Rollwerkum-
rahmungen der Fenster in diesem Teil der Kirche. Sie
stammen aus der Wende vom 16. zum 17. Jahr-
hundert ... Es wird sich daher empfehlen, die Frei-
legung der gotischen Malerei auf die Gruppe der
Verkündigung zu beschränken u. im übrigen die dar-
über befindliche Schicht der Renaissancemalerei zu
erhalten."11
Diesen Empfehlungen versuchte man nachzukom-
men, allerdings ließ sich die Rollwerkmalerei bei der
Freilegung nicht erhalten. Der Hattendorfer Pastor
Sommerlath berichtete, sie sei „leider ... beim
Abkratzen mit abgefallen".12
Zu den Gewölbemalereien des südlichen Seitenschiffs
findet sich zu dieser Zeit keine Erwähnung. Sie wer-
den erst 1922 beschrieben.13
Die auf der Malerei liegenden Tüncheschichten wur-
den mechanisch entfernt, einige Reste verblieben
jedoch auf der Oberfläche. An den Oberflächen sind
typische freilegungsbedingte Schäden feststellbar. Als
Werkzeuge dienten Messer oder Spachtel, deren
Anwendung in einigen Bereichen Kratz- und Hack-
spuren hinterlassen hat. Höhungen der Malschicht-
oberfläche sind reduziert, wodurch die Malereien ver-
schütten wirken.
 
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