Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Winghardt, Stefan [Hrsg.]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]; Puppe, Josefine [Bearb.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Archäologie und Informationssysteme: vom Umgang mit archäologischen Fachdaten in Denkmalpflege und Forschung — Hameln: Niemeyer, Heft 42.2013

Zitierlink:
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/adn_h42/0054
Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
50

Archäologie und Informationssysteme

THESAURUSFRAGEN
Semantische Interoperabilität
Reiner Göldner

Einführung
„Je weiter wir in die Vergangenheit vordringen, desto
weniger haben die betrachteten kulturellen Räume
mit den heutigen politischen Grenzen gemeinsam.
Archäologische Forschungen können daher nicht an
Ländergrenzen aufhören, und auch der Denkmal-
schutz profitiert vom Blick zum Nachbarn. Durch die
Kulturhoheit der Länder ist in Deutschland eine stark
differenzierte Welt archäologischer Informations-
systeme entstanden, die den Datenaustausch nicht
gerade erleichtert." (vgl. S. 10)
Immer wieder ergibt sich die Notwendigkeit, archäo-
logische Fachinformationen auszutauschen bezie-
hungsweise aus verschiedenen Quellen zusammenzu-
führen. Dies ist für den engagierten Geisteswissen-
schaftler normalerweise kein Problem, er wird den
Text sorgfältig durchlesen und im Kopf seine Schlüsse
daraus ziehen. Den Informationstechniker stellt dies
jedoch nicht recht zufrieden, er zieht es vor, die Frage
formell mit dem PC zu lösen. Außerdem, wer erfasst
denn heute noch seine umfangreichen Fundkomplexe
in Form von freiem Text? Die Vorteile des PC liegen
eben gerade bei formellen Verfahren und strukturier-
ten Daten. Also auch wenn der menschlich-kognitive’
Ansatz bei kleineren Datenmengen recht erfolgreich
sein kann, wird man sich bei größeren Datenmengen
schon bald nach einem formellen Verfahren sehnen.


1 Kognitiver und formeller Lösungsansatz.

gen für einen Austausch von georeferenzierten archä-
ologischen Fachdaten beinhaltet.
ADeX beschränkt sich gegenwärtig stark auf die
Struktur der auszutauschenden Fachdaten, da bisher
kein einheitliches kontrolliertes Vokabular zur Ver-
fügung steht. Die Bedeutung der verwendeten
Strukturelemente (Attribute) wurde einheitlich festge-
legt und beschrieben, die Bedeutung der zu transpor-
tierenden Inhalte (AttributwerteA/okabular) bleibt
jedoch weitgehend offen und muss vom Nutzer indi-
viduell berücksichtigt werden. Die Nutzung von kon-
trolliertem Vokabular ist für die systematische Erfas-
sung archäologischer Sammlungsbestände sowie die
Beschreibung archäologischer Fundstellen natürlich
auch im Bereich der Archäologie seit Langem üblich.
Wenn man die Situation in Deutschland betrachtet, ist
dieses Vokabular jedoch nicht homogen. Durch den
stark regional bezogenen Kontext der Forschung,
unterstützt durch die Kulturhoheit der Länder, hat sich
eine Vielzahl verschiedener und unterschiedlicher
Systeme herausgebildet, sodass wir diesbezüglich
sehr heterogene Datenbestände vorfinden. Diese
Situation ist bezüglich des ADeX-Datenaustausches
nicht zufriedenstellend, weil die inhaltliche Ebene des
Datenaustausches stark vernachlässigt ist und sich
formellen Methoden weitgehend entzieht. Daten
unterschiedlicher Herkunft harmonisieren mit ADeX
zwar syntaktisch, aber nicht semantisch.
Kann man die benutzten Daten und Vokabulare har-
monisieren? Kann man den Datenaustausch mit Se-
mantik anreichern und damit „semantische Interope-
rabilität" erreichen? Zur Beantwortung dieser Fragen
dienen nachfolgende Exkurse in die Themenbereiche
Modellierung, Semantik und Harmonisierung. Einige
Aspekte dieser Themenbereiche werden dabei verall-
gemeinert dargestellt. Das Hauptaugenmerk wird je-
doch auf Datenbeständen beziehungsweise Daten-
banken liegen, weil diese gegenwärtig die größte
Bedeutung für die systematische Dokumentation von
Sachverhalten der realen Welt besitzen.

Die Kommission „Archäologie und Informationssys-
teme" beim Verband der Landesarchäologen hat sich
dieses Themas angenommen, um den Datenaus-
tausch zwischen den archäologischen Landesämtern
und mit anderen Fachinstitutionen zu fördern. Dazu
wurde das Datenaustauschformat ADeX2 entwickelt,
welches technische und inhaltliche Rahmenbedingun-

Modellierung
Zur systematischen Beschreibung von Phänomenen
der realen Welt dienen Modelle. Solche Modelle sind
Abbildungen der Realität, wobei von Unwesentlichem
abstrahiert wird und nur für die Betrachtung wesent-
 
Annotationen