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Archiv für die Geschichte der Stadt Heidelberg: eine Vierteljahresschr — 1.1868

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XIX. Hexenverbrennung zu Heidelberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.35626#0123

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— 107 —
samen, und so man sie fragt, warumb sie das thun, antwortten sie,
das sie das zu schmacheit thun deiil heiligen Sakrament. Item wen
der arme verfurt mensch sich dem demffel zu lehn hoit gegeben, so
gibt ime der meister ein buchsen mit salben, ein stabe, besame oder
was darzu gehört. Uff den muß der verfurt in die schule gehn und
lert ine, wie er den stab soll schweren mit der salbe und die salbe
wirt dewffelisch gemacht von der feistichkeit der kinde, die gebraten
und gesodten sein und mit andern vergiften dingen, als schlangen,
eidessen, krotten, spinnen. Die salben brauchen sie auch darzu, so sie
jemant damit beruren oder bestreichen einmale, muß der mensch eins
bösen doits sterben zu stunde gehlingen. Item die machen puluer
aus dem eingeweide, aus der lungen, leber, Hertz re. und so es neb-
lichte ist, so werfen sie das puluer in den nebel, der zeucht es uff in
der lufft. Derselbig lufft ist vergisst, also das die lewt gehling ster-
ben oder sunst ein ewig kranckheit gewinnen und das ist ursach, das
in ettlichen Dorffern p68til6im regiert und zu allernächst dobei ist
einen Menschen haben wollen, den man für fromm und heilig hält, fo neh-
men sie ihn, ziehen ihn nackt aus und binden ihn aus eine Bank, daß er kein
Glied rühren kann, und legen überall vergiftete Thiere und Würmer uni ihn
herum und nöthigen die Thiere, den frommen Menschen zu beißen und zu pei-
nigen, so lange bis er stirbt, ohne alle Erbarmung. Darauf hängen sie ihn an
den Füßen aus, und setzen ein gläsernes Geschirr unter seinen Mund, und sam-
meln, was herausträuft; dazu thun sie das Fett, das von Dieben an Galgen,
von Eingeweiden kleiner Kinder und giftiger Thiere träuft; daraus machen sie
dann eine Salbe, und tödten damit die Menschen durch bloßes Anrühren.
Ferner nehmen sie eine Katzenhaut, thun von der Salbe hinein und füllen die
Haut mit Erbsen, Linsen, Gerstenkörnern u. ß w., nähen die Haut zu und legen
sie in einen frischen Brunnen. Drei Tage darnach dürren sie die Frucht, und
machen ein Pulver daraus, und wenn das Wetter stürmisch ist, so steigen sie
auf einen hohen Berg und werfen das Pulver in den Wind, der es in die Feld-
frucht weht und das Gefilde unfruchtbar macht. Ebenso haben Etliche von dieser
Schule und Secte, die man verbrannt hat, ausgesagt, es sei das Gebot ihres
Teufels und Meisters: wenn ein Sturmwind geht, so müssen sie auf die hohen
Berge gehen und das Eis aus einander tragen zu einem großen Haufen und
sagen theilweise, daß sie das Eis mit sich führen in die Luft auf ihren Stäben
und damit Land und Leute und die Felder ihrer Feinde verderben. Doch können
diese Kunst nicht Alle von der Gesellschaft; auch find sie zum Theil nicht so kühn
u. s. w. Ferner, wenn man sie frägt, warum sie in eine solche Schule
oder Secte gehen, antworten sie: aus 3 Gründen: erstlich seien gewisse
 
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