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ι6ο

ERNST PFUHL

sind ganz einfach stilisiert—ebenfalls nicht anders wie auf spä-
teren mykenischen Gefässen. Als sparsam verwendete Füllun-
gen begegnen Punkte, Blumen aus Punktrosetten, Hakenkreuze,
Zickzacklinien, Dreiecke.·—-Schliesslich sei hier vorweg genom-
men, dass die Kannen noch einige mykenische Ornamente hin-
zubringen : eine Art lockeren Grätenmusters oder Zweiges aus
gebrochenen Linien (57, „62), metopenartige Felder mit Punkten
darin (Beil. XX 2, s. oben S.139) und Dreiecke mit verschieden
gerichteter Strichelung, wie solche bezeichnend spätmykenisch
sind (Beil. XX 1).
Die H y d r i e n Beil. XVIII 4 und 5 sind einfache Gebrauchs-
gefässe. Hydrien, d. h. Krüge mit einem Henkel am Halse und
zweien am Rumpfe, sind in Kreta sehr häufig. Anderwärts
pflegen sie von einem gewissen Mittelmaasse, welches durch
den Gebrauch als Wasserkrug bedingt ist, nicht weit abzu-
weichen; in Kreta jedoch kommen sie in allen Grössen vom
kleinen Kännchen bis zu grossen, schwer beweglichen Gefäs-
sen vor. Es entspricht das der mykenischen Vorliebe für drei
und mehr Henkel, auch an solchen Gefässen, wo sie unnütz
oder gradezu hinderlich waren. Eine solche kleine mykenische
cHydria3 ist z. B. Myketiische Vasen Taf. II 14; an der Schale
Taf. VIII 48 erschweren die kleinen Henkel den Gebrauch ent-
schieden. Hydrien und Amphoren der Art wie Beil. XVIII 4
haben sich in Kreta mehrfach gefunden; auch die einfachen
Schnörkel kehren daran wieder. Zwei ähnliche gab es auch
schon in Thera: Thera II Abb. 160 und 427, deren kretische
Herkunft so gut wie sicher ist; damit dürfte auch die Hydria
Tanis II Taf. 32,5 zum Zeugen des Verkehrs zwischen Kreta
und dem Delta werden.
Die kretischen Kannen und Kännchen1 * stehen den
mykenischen in zwiefacher Weise nahe: unmittelbar, da sich die
Entwickelung der Hauptformen auf mykenischer Grundlage
Schritt für Schritt verfolgen lässt, und mittelbar durch Abhän-

1 Dass einzelne der beschriebenen Kännchen theräische Nachahmungen sein
könnten, wie Watzinger Thera II S. 310 für solche aus dem Schiffschen Grabe
vermutet, ist sehr wohl möglich, aber schwer zu beweisen : in Kreta selbst sind
die Stücke von feiner und bezeichnender Arbeit in der Minderzahl.
 
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