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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 37.1912

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Weinreich, Otto: Theoi epēkooi
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https://doi.org/10.11588/diglit.37285#0067
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ΘΕΟΙ ΕΠΗΚΟΟΙ

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ein von den Ärzten als hoffnungslos aufgegebener Mann sei-
nen Dank aus1. Um das auribus jener Inschrift aus Aquileia
auf Ohrenheilung beziehen zu können, muss man wie Wis-
sowa (Realencycl. II 2547) an eine ‘Übertragung auf die
Gottheit’ denken; aber als Analogie dafür kann man sich
auf CIL. VI 75, wo Bona Dea oclata heisst, wie mir scheint,
nicht berufen. Oculatus, ‘sehend’ passt für eine Gottheit,
die Augen heilt, sehr gut; es ist ganz entsprechend, wenn
die hl. Lucia Augen heilt, in deren Namen man lux, lumen,
lucidus empfand (Archiv für Religionswissenschaft XIII 1910,
336; 340; 342 f.). Jedoch wie auribus Bonae Deae der Bona
Dea oclata entsprechen kann, ist nicht recht zu ersehen. Bei
einer ganz analogen Inschrift aus Apulum (CIL. III 986,
Dessau 3848): Auribus Aesc[u]lapi et Hygiae et Apollini et
Dianae (Gaii) Iulii Dius Farnax Irenicus, fratres, Aug(ustales)
munic(ipii) Aur(elii) Apli, p(ro) s(alute) s(ua) p(osuerunt)
Pres(ente) II et Condi(ano) co(n)s(ulibus), die man ebenso
erklären muss wie jene aus Aquileia und infolgedessen auch
auf Ohrenheilung bezog, hat man nicht beachtet, dass es
zwei Brüder sind, die sie stiften. Haben sie beide gleichzeitig
Ohrenweh gehabt? Es ist auch daran zu erinnern, dass wir
gerade in Apulum die Götter, um deren aures es sich han-
delt, Asklepios und Hygieia, als επήκοοι inschriftlich bezeugt
haben (oben S. 10 Nr. 39). Man wird also gut daran tun, jene
schwierige Übertragung des auribus vom geheilten Men-
schen auf die heilende Gottheit aufzugeben und jene In-
schriften so erklären, wie sie Steuding (Roschers Lexikon I
734), Drexler (a.a.O. 366) und Perdrizet (a.a.O. 51) auffassen:
auribus ist Dativ, man fleht zu den Ohren der θεοί επήκοοι
um Erhörung in irgend welchen Nöten, genau so wie man
das αριήκοον ουας der Gottheit preist2, und wie man Gebete,

1 CIL. VI 68; ob man jedoch auf Grund dieser Stelle das RESTITVI
einer anderen Inschrift (CIL. VI 67) zu restituta, als Beiname der Bona
Dea, ergänzen muss, scheint mir durchaus nicht sicher.
2 Prolclos im Hymnos auf Aphrodite II 14: πάντη γάρ εχεις αριήκοον
οΰας. Der Ausdruck ist häufig in der Metaphrasis des Psalters von Apolli-
narios, z. B. XXX 3: ώκύτερόν με σάω κλίνας αριήκοον ουας. LXX 3: έμμα-
πέως με σάω κλίνας αριήκοον οΰας. LIII 4: μύθοις ήμετέροις άρικήκοον
 
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