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G. RODENWALDT
unwahrscheinlich wäre, lässt sich dort zwischen der Pans-
höhle, dem Eleusinion oder dem Heiligtum der Demeter
Thesmophoros und einer grossen Brunnen- oder Quellanlage
keine so enge Verbindung hersteilen, wie sie nach dem
Relief zu fordern ist. Wir sehen auf dem Hauptstreifen rechts
Demeter und Kore im Typus des eleusinischen Kultbildes1,
in der Mitte einen Altar und von links einen Heros heran-
schreiten, der ein Pferd am Zügel führt; auf die Deutung
dieser Figur kommt es hier nicht an. Über dem Streifen mit
der Inschrift2 erscheinen in einer flachen Höhle Hermes
und die Nymphen, links Acheloos, rechts der flötenblasende
Pan. Der gegebene Waschplatz am Ilissos war, wie heute
und im Mittelalter, so vermutlich auch in der Antike die Ka-
lirrhoe. Die Inschrift und die Darstellung des Reliefs setzen
voraus, dass das Heiligtum der Demeter und Kore sich in
unmittelbarer Nähe befand, und das Übereinander der bei-
den Darstellungen lässt sich am ehesten in topographischem
Sinne deuten 3. Daraus ergibt sich, dass das Heiligtum der
Demeter und Kore zwischen der Kalirrhoe und der Pans-
grotte, d. h. an der Stelle der modernen Kirche Hagia Pho-
tini zu suchen ist.
Auch diese Ansetzung bestätigt nur längst angedeutete4
und ausführlich begründete Anschauungen. Denn es kann
nicht zweifelhaft sein, dass dieses Heiligtum der Demeter
und Kore mit dem Heiligtum der kleinen Mysterien5 und
' O. Kern, AM. XVII 1892, 125 ff.; Ruhland, D. eleusinischen Göttin-
nen 99 ff.; Pringsheim, Arch. Beitr. z. Gesch. d. eleus. Kultes 55.
2 IG. II 3, 1327. Singulär ist die Trennung der beiden Darstellungen
durch den Streifen mit der Inschrift. Vermutlich setzte man sie der Nym-
phen wegen, denen die Weihung der Wäscher in erster Linie gilt, dort
oben hin. Eigentümlich ist auch die Art, wie die oberen Figuren abge-
schnitten sind. Der Inschriftstreifen ist ganz wie eine Felsbildung empfun-
den, von der die unteren Teile der Figuren überschnitten werden.
3 Vgl. Svoronos’ Interpretation eines Votivreliefs aus Piraeus, Athener
Nationalmuseum 157, Taf. 58, auf die mich O. Walter hinweist.
* Vgl. z. B. Milchhöfer b. Baumeister I 187 f.
5 Vgl. Maass, Orpheus 72 ff.; Kroll, BPhW. 1895, 1379 f.; Mommsen,
Feste d. Stadt Athen 405 ff.; Robert, GGA. 1899, 535 ff.; Svoronos, Journ.
G. RODENWALDT
unwahrscheinlich wäre, lässt sich dort zwischen der Pans-
höhle, dem Eleusinion oder dem Heiligtum der Demeter
Thesmophoros und einer grossen Brunnen- oder Quellanlage
keine so enge Verbindung hersteilen, wie sie nach dem
Relief zu fordern ist. Wir sehen auf dem Hauptstreifen rechts
Demeter und Kore im Typus des eleusinischen Kultbildes1,
in der Mitte einen Altar und von links einen Heros heran-
schreiten, der ein Pferd am Zügel führt; auf die Deutung
dieser Figur kommt es hier nicht an. Über dem Streifen mit
der Inschrift2 erscheinen in einer flachen Höhle Hermes
und die Nymphen, links Acheloos, rechts der flötenblasende
Pan. Der gegebene Waschplatz am Ilissos war, wie heute
und im Mittelalter, so vermutlich auch in der Antike die Ka-
lirrhoe. Die Inschrift und die Darstellung des Reliefs setzen
voraus, dass das Heiligtum der Demeter und Kore sich in
unmittelbarer Nähe befand, und das Übereinander der bei-
den Darstellungen lässt sich am ehesten in topographischem
Sinne deuten 3. Daraus ergibt sich, dass das Heiligtum der
Demeter und Kore zwischen der Kalirrhoe und der Pans-
grotte, d. h. an der Stelle der modernen Kirche Hagia Pho-
tini zu suchen ist.
Auch diese Ansetzung bestätigt nur längst angedeutete4
und ausführlich begründete Anschauungen. Denn es kann
nicht zweifelhaft sein, dass dieses Heiligtum der Demeter
und Kore mit dem Heiligtum der kleinen Mysterien5 und
' O. Kern, AM. XVII 1892, 125 ff.; Ruhland, D. eleusinischen Göttin-
nen 99 ff.; Pringsheim, Arch. Beitr. z. Gesch. d. eleus. Kultes 55.
2 IG. II 3, 1327. Singulär ist die Trennung der beiden Darstellungen
durch den Streifen mit der Inschrift. Vermutlich setzte man sie der Nym-
phen wegen, denen die Weihung der Wäscher in erster Linie gilt, dort
oben hin. Eigentümlich ist auch die Art, wie die oberen Figuren abge-
schnitten sind. Der Inschriftstreifen ist ganz wie eine Felsbildung empfun-
den, von der die unteren Teile der Figuren überschnitten werden.
3 Vgl. Svoronos’ Interpretation eines Votivreliefs aus Piraeus, Athener
Nationalmuseum 157, Taf. 58, auf die mich O. Walter hinweist.
* Vgl. z. B. Milchhöfer b. Baumeister I 187 f.
5 Vgl. Maass, Orpheus 72 ff.; Kroll, BPhW. 1895, 1379 f.; Mommsen,
Feste d. Stadt Athen 405 ff.; Robert, GGA. 1899, 535 ff.; Svoronos, Journ.