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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 37.1912

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Bieber, Margarete: Drei Attische Statuen des V. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.37285#0175
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DREI ATTISCHE STATUEN DES V. JAHRHUNDERTS 161
bank, am Thron die unteren Teile der vorderen und fast die
ganzen hinteren Beine, die Stützfiguren der Seitenlehnen
und fast die ganze rechte Seitenlehne. Das Material ist pen-
telisclier Marmor mit breiten Adern, die zahlreiche Sprünge
und Absplitterungen verursacht haben. Gut erhalten ist nur
der obere Teil des Überschlags, an dem noch Meisseistriche
kenntlich sind.
Trotz der vielen Verletzungen ist das Gesamtbild von
grosser Kraft und ernster Schönheit. Die Ausführung ist
energisch, aber die Oberfläche ist wenig durchgearbeitet.
Es scheint also eine charaktervolle, aber decorativ gehaltene
Copie nach einem vorzüglichen Original vorzuliegen. Dass
die Statue ein Götterbild ist, beweisen die würdevolle Hal-
tung, der stattliche Thron und die sorgsame antike Flickung
am rechten Arm. Da die Figur etwa lebensgross ist1, kann
sie kaum ein einfaches Votiv, sondern muss ein Kultbild
gewesen sein.
Eine kräftige, breitschulterige Frau sitzt in strenger
Vorderansicht, das linke Bein etwas stärker angezogen als
das rechte. Auf jede Schulter fallen zwei lange Locken, von
denen die auf der linken Seite etwas weiter vorn liegen als
die anderen. Eine fünfte Locke erkennt man zwischen linker
Schulter und Rückenlehne, und auf deren oberem Rande ist
der Rest einer Haarmasse erhalten, die nicht genau in der
Mitte auflag, sondern um ein Geringes nach links verschoben
ist. Aus alledem geht hervor, dass der Kopf ein wenig nach
der rechten Seite gedreht war. Er war in eine ca. 8 cm tiefe,
also verhältnismässig flache, mit dem Spitzeisen hergestellte
Höhlung eingesetzt. Der linke Arm war gebeugt. Die Rich-
tung des Unterarms geht aus der mit Spitzeisenschlägen
bedeckten Anschlussfläche hervor, die auf der Photographie
Postolakas (Abb. 3) noch vollständig ist, sowie aus der in die
darüber liegenden Falten eingearbeiteten Leere. Die alte Auf-
nahme zeigt auch das Dübelloch in der Mitte, das jetzt der
1 Gesamthöhe 1,12. H. der Figur ohne Fussbank bis Schulter 0,96.
Abstand der Brüste 0,21. Breite des Throns 0,63. Tiefe (vom rechten Knie
an) 0,51. Tiefe des Throns 0,37 m.
 
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