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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 37.1912

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Bieber, Margarete: Drei Attische Statuen des V. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.37285#0176
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162

M. BIEBER

Länge nach durchbrochen ist, aber noch Reste des nur wenig
nach vorn geneigten Stifts enthält. Der Arni ging also fast
senkrecht in die Höhe1. Ganz anders war der rechte Arm be-
festigt. Für ihn ist mit sehr grobem Spitzeisen eine Höhlung
in die rechte Seite der Figur gearbeitet. Diese und die nicht
gespitzte Schnittfläche des Armstumpfes sind mit dickem Kitt
bedeckt. Ferner finden sich am Stumpf des Oberarms vorn
und seitlich Einarbeitungen für die Hälfte dreier senkrechter
Klammern. In dem rechteckigen oberen Loch der mittleren
steckt noch das Metall. Der Arm war also angekittet und
grob von aussen verklammert. Das muss eine antike, ziem-
lich späte Restauration sein, wie sie nur bei einem Kultbild
erklärlich ist. Dass der Arm auch ursprünglich dicht am
Körper anlag, beweist der etwas vorgeschobene Rand des
Apoptygmas. Die Göttin trägt einen Chiton mit geknöpften
Scheinärmeln (vgl. Kalkmann, Areh. Jahrb. XI 1896, 21 f.)
und kurzem Überschlag. Der grosse Mantel ist in üblicher
Weise um die Beine, den Rücken, die linke Schulter und
den linken Arm gelegt. .Seine Enden hingen beiderseits vom
Unterarm herab. Auf dem Schoss ist er zu einer dichten
Masse zusammengeschoben und fällt in breitem Zickzack
ausserhalb des linken Beins herunter. Der obere Teil dieses
Wulstes ist flach gehalten, weil die Figur offenbar auf Un-
teransicht berechnet ist. Das erklärt auch die hohen Sanda-
len-Sohlen aus drei Schichten, von denen, wie bei der Madri-
der Copie der Athena Parthenos2, die mittlere zurückspringt.
Trotz ihrer Stattlichkeit füllt die Göttin ihren breiten
Thronsitz nicht aus. Sie ist etwas nach rechts gerückt, so-
dass zwischen ihr und dem linken Sesselbein genügend Raum

1 Ein linker Unterarm mit bis auf die Finger in den Mantel gehüllter
Hand, der in der Sophokles - Strasse als ‘verschleierter Kopf’ der Statue
galt, also wahrscheinlich mit ihr zusammen gefunden wurde, kann nicht
zu ihr gehören, da er kein Dübelloch hat. Wenn man annimmt, dass das
dieses enthaltende Stück abgebrochen ist, wird der Arm zu lang. Viel-
leicht ist es der Rest einer zweiten Statue desselben Heiligtums, also etwa
der Kore.
2 Br.-Br. Taf. 511; Arndt-Amelung E. V. 510-512; vgl. Bieber, Dresde-
ner Schauspielerrelief 60 f.
 
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