Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 37.1912

DOI Artikel:
Bieber, Margarete: Drei Attische Statuen des V. Jahrhunderts
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.37285#0178
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
164

M. BIEBER

Herakles’ Einführung in den Olymp1 eingeritzt zeigen. Man
darf annehmen, dass sie auch am Marmorthron in Farbe aus-
geführt waren, und ferner dass auf die oberen Profile Kyma-
tia oder Eierstäbe und dazwischen Perlstäbe gemalt waren.
Die Armlehnen wurden von Stützfiguren getragen, wahr-
scheinlich von Sphingen oder Greifen. Erhalten sind auf
beiden Seiten die Ansätze der Vorderpfoten und links die
rundliche Einarbeitung in die vom Arm herabhängenden
Mantelfalten. Vielleicht endete die Seitenlehne vorn in einen
Tierkopf. Die Rückenlehne stieg bis zur Querleiste senkrecht
an, wie die alte Aufnahme (Abb. 3) noch zeigt. Oben endet sie
hinter dem Nacken ebenfalls in gerader Linie. Ob sie dazwi-
schen geradlinig oder geschweift war, ist nicht mehr sicher zu
entscheiden, da überall Bruch ist. Am wahrscheinlichsten ist
die rechteckige Form mit seitlichen Vorsprüngen in Schul-
terhöhe, wie sie zahlreiche Terracotten — oft ebenfalls als
Palmetten ausgearbeitet — zeigen2. Die Fussbank war recht-
eckig und hatte oben eine schmale Leiste. Der Thron scheint
dem wahren Meisterwerk eines antiken θρονοποιός (Pollux
VII 182) nachgebildet zu sein. Die genaue Nachahmung eines
aus Holz gezimmerten Sessels ist so weit getrieben, dass
Rückenlehne und Beine in den äusseren Teilen nur 2-3
cm dick, also wie wirkliche Bohlen gebildet sind. Der neu-
trale Grund tritt oberhalb der unteren Querleiste um 5 cm,
unten noch jetzt um 9 cm zurück. Ursprünglich standen hier
also die Beine, deren äussere ausgeschwungenen Teile ja
abgebrochen sind, um 10-12 cm vor.
Der Grund ist mit dem Zahneisen gerauht. Dunkle
Tönung wird ihn ursprünglich fast unsichtbar gemacht
haben. Ebenso verschwanden für den Anblick von unten und

1 Wiegand, Porosarchitektur der Akropolis 102 f. Abb. 103 -105. Recon-
struction von Heberdey vorläufig nur Springer - Michaelis 3 1 71 Abb. 335a.
2 Winter, Typen der figürlichen Terracotten I 48, 1. 2. 5; 49, 9; 50, I.
8. 11; 52, 1; 56, 6; 71, 1-3. 5. 6; 72, 4. 8. 10; 74, 1. 2. 4-7; 75, 1-6; 87, 1-5. 7;
88, 5. 6; 89, 1-3. 6-8; 90, 4-6; 122, 4-6; 123, 7; 128, 1. 9; 129, 1-3. 8; 134, 8;
135, 1. 2. 5. 6; 139, 3; 140, 2; 165, 1. Frickenhaus, Tiryns I 61; 63 Nr. 7.
11. 12. Taf. II und IV 1. 2; 64 Nr. 27 und 30 Taf. I 6. 10; 65 Nr. 35-38
Taf. V 5. 6. 7.
 
Annotationen