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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 37.1912

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Bieber, Margarete: Drei Attische Statuen des V. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.37285#0190
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M. BIEBER

wie der des benachbarten Elis ist von zahllosen Schildkröten
belebt. Ein tieferes Symbol möchte ich daher weder in dem
Tier auf dem Felssitz der Athener Statuette, noch in dem
unter dem Fuss der Aphrodite des Phidias in Elis sehen1.
Es ist nur das für die Landschaft charakteristische Tier. Zu
dem Hermes auf der Akropolis passt es besonders gut, weil
dieser, ebenso wie die Petersburger Copie, als Brunnenfigur
gedient hat. Das beweist ein runder, durch den Fels unter-
halb der Mittelachse des Körpers durchgeführter, leicht nach
hinten gesenkter Canal, der vorn in der Mitte einer halbel-
liptischen Einarbeitung mündet. Die Figur ist in Höhe die-
ser Mündung durchgebrochen, sodass nur noch die obere
Rundung der vorderen Hälfte erhalten ist (sichtbar auf Ta-
fel XIII neben dem Massstab). Das Wasser sprudelte also
wie ein Quell aus dem Felsen hervor und umspülte die
Füsse des Hermes, während der Verfertiger der Petersburger
und vielleicht auch der der Florentiner Replik den Strahl
aps dem Munde der Schildkröte hervorkommen liess. Dass
die Athener Statue nicht etwa erst später als Brunnendeco-
ration verwendet wurde, beweist der Umstand, dass der vorn
offenbar mit Rücksicht auf die Leitung ausgehöhlte Fels in
genau derselben Weise durch flache, kurze, senkrechte Rin-
nen charakterisiert ist, wie an der Seite.
Der Fundort des sitzenden Hermes ist unbekannt. Man
kann daher nicht mehr feststellen, welchen vielleicht durch
einen alten Baum beschatteten Platz das Kunstwerk noch
reizvoller machte. Der Aufbewahrungsort lässt jedoch an die
Akropolis selbst oder ihre Abhänge denken. Man hat gewiss
in perikleischer Zeit eins oder das andere der kleinen
Gewässer, die nach einem Erdbeben als Rest einer grossen
Quelle rings um die Akropolis blieben2, gefasst und

' Pausanias VI 25,1. Kekule (Gewandstatue aus der Werkstatt der Par-
thenongiebelfiguren 10) hielt das Tier für ein Symbol des Chelonatas, des
Vorgebirges in Form einer Schildkröte. Gruppe (Griechische Mythologie
1 50) glaubt, das Hermesabzeichen sei auf Aphrodite wegen ihrer für Kvl-
lene vorausgesetzten Paarung mit Hermes übertragen.
2 Platon, Kritias 112: νάματα σμικρά κύκλφ καταλέλειπτει. Vgl. Ε. Cur-
tius, Hermes XXI 1 886, 1 98 ff.
 
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