DER OSTGIEBEL DES ZEUSTEMPELS ZU OLYMPIA
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die Wange gelegt, in besorgter Erregung, die durch den etwas
geöffneten Mund und die tiefen Stirnfalten ausgedrückt ist, nach
der Mitte hinblickend, um das Gespann ganz unbekümmert.
Mit ihm hat dieser Alte, in dem Loeschcke (Dorpater Progr. 1885)
den Seher erkannt hat, sichtlich gar nichts zu tun, es steht ohne
Wartung, und dadurch ist es zu dem Gespanne der anderen
Seite in deutlichen und markanten Gegensatz gestellt. Nach
den neuen Herstellungsversuchen wäre das vor dem liegenden
Alten stehende Gespann das des Pelops, da der mit Hippo-
damia ja auf der rechten Giebelseite seinen Platz erhalten soll.
Studniczka erklärt: ‘Der Giebelkiinstler wird sich um so weniger
gescheut haben, das Gespann des Pelops ohne Lenker warten
zu lassen, als er es gleich seinem Zeitgenossen Pindaros (01.1139)
fiir ein siegverbiirgendes Geschenk der Götter angesehen haben
diirfte.’ Aus der Deutung der Mittelgruppe ergibt sich ihm die
Deutung des Gespannes, und diese und zugleich damit die des
gegenüberstehenden Gespannes wird ihm möglich nur dadurch,
daß er die einmal fehlende, einmal dargestellte Figur des die
Pferde Wartenden ohne weiteres als Wagenlenker nimmt, daher
denn auch den Ziigelhaltenden auf dem linken Fliigel als Wagen-
lenker des Oinomaos ansieht, obwohl der nicht das vorge-
schriebene Wagenlenkergewand trägt, das gerade für die Dar-
stellung in Olympia unbedingt gefordert werden müßte, wogegen
leicht gekleidete Wagenlenker auf Vasenbildern (Studniczka S. 7),
und wenn sich statt vereinzelter noch so viele aufweisen ließen,
nichts beweisen können.
Was man in dem Giebelbilde sieht, ist nicht ein Gespann
mit Wagenlenker und eins ohne Wagenlenker, sondern ein von
seinem Wärter zur Abfahrt bereitgehaltenes Gespann und ein ohne
Wartung dastehendes, dessen Bedienung erst herbeigerufen
werden muß, um es zur Abfahrt bereit zu machen. Und das
so auffallend hinzustellen, kann der Künstler nur durch einen
in der Sage enthaltenen hervorstechenden Zug veranlaßt sein,
wie er in der Überlieferung von dem weiten Vorsprung, den
Oinomaos in dem Gefühl seiner Überlegenheit dem Gegner für
die Abfahrt ließ, gegeben ist. Dieser wesentliche Zug konnte
nur in den Gespannen, durch die verschiedene Bereitschaft der
Gespanne bildlich deutlich gemacht werden; eine solche ist
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die Wange gelegt, in besorgter Erregung, die durch den etwas
geöffneten Mund und die tiefen Stirnfalten ausgedrückt ist, nach
der Mitte hinblickend, um das Gespann ganz unbekümmert.
Mit ihm hat dieser Alte, in dem Loeschcke (Dorpater Progr. 1885)
den Seher erkannt hat, sichtlich gar nichts zu tun, es steht ohne
Wartung, und dadurch ist es zu dem Gespanne der anderen
Seite in deutlichen und markanten Gegensatz gestellt. Nach
den neuen Herstellungsversuchen wäre das vor dem liegenden
Alten stehende Gespann das des Pelops, da der mit Hippo-
damia ja auf der rechten Giebelseite seinen Platz erhalten soll.
Studniczka erklärt: ‘Der Giebelkiinstler wird sich um so weniger
gescheut haben, das Gespann des Pelops ohne Lenker warten
zu lassen, als er es gleich seinem Zeitgenossen Pindaros (01.1139)
fiir ein siegverbiirgendes Geschenk der Götter angesehen haben
diirfte.’ Aus der Deutung der Mittelgruppe ergibt sich ihm die
Deutung des Gespannes, und diese und zugleich damit die des
gegenüberstehenden Gespannes wird ihm möglich nur dadurch,
daß er die einmal fehlende, einmal dargestellte Figur des die
Pferde Wartenden ohne weiteres als Wagenlenker nimmt, daher
denn auch den Ziigelhaltenden auf dem linken Fliigel als Wagen-
lenker des Oinomaos ansieht, obwohl der nicht das vorge-
schriebene Wagenlenkergewand trägt, das gerade für die Dar-
stellung in Olympia unbedingt gefordert werden müßte, wogegen
leicht gekleidete Wagenlenker auf Vasenbildern (Studniczka S. 7),
und wenn sich statt vereinzelter noch so viele aufweisen ließen,
nichts beweisen können.
Was man in dem Giebelbilde sieht, ist nicht ein Gespann
mit Wagenlenker und eins ohne Wagenlenker, sondern ein von
seinem Wärter zur Abfahrt bereitgehaltenes Gespann und ein ohne
Wartung dastehendes, dessen Bedienung erst herbeigerufen
werden muß, um es zur Abfahrt bereit zu machen. Und das
so auffallend hinzustellen, kann der Künstler nur durch einen
in der Sage enthaltenen hervorstechenden Zug veranlaßt sein,
wie er in der Überlieferung von dem weiten Vorsprung, den
Oinomaos in dem Gefühl seiner Überlegenheit dem Gegner für
die Abfahrt ließ, gegeben ist. Dieser wesentliche Zug konnte
nur in den Gespannen, durch die verschiedene Bereitschaft der
Gespanne bildlich deutlich gemacht werden; eine solche ist
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