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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 50.1925

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Winter, Franz: Der Ostgiebel des Zeustempels zu Olympia
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https://doi.org/10.11588/diglit.29494#0013
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DER OSTGIEBEL DES ZEUSTEMPELS ZU OLYMPIA

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Jahresh. XXI/XXII 1922/24, 83), im Parthenonwestgiebel, im
Theseionfries, auf dem Grabmal der im korinthischen Kriege
Gefallenen (nach Ausweis der Inschrift, AM. XIV 1889, 407),
auf dem Alexandersarkophag, im Alexandermosaik. Geringe
vereinzelte Ausnahmen, wie von mythologischen Bildern das
des Achilles-Memnon-Kampfes im Friese des Siphnierschatz-
hauses in Delphi, von historischen das des Reiterdenkmals aus
dem peloponnesischen Kriege AM. XIV 1889 Taf. 12, können
gegenüber dieser Reihe nichts besagen, die auch für nur
literarisch bekannte Darstellungen, vor allem für die Marathon-
schlacht der Stoa Poikile die gleiche, also der Robertschen
Rekonstruktion entgegengesetzte Bewegungsrichtung, wie sie
schon Schroeder (Arch. Jahrb. XXVI 1911, 282) gefordert hat,
erschließen läßt. Sie erweitert sich aber durch das Bild der zur
Abstimmung schreitenden Helden auf der Waffenstreitschale des
Duris (Furtw.-Reichh. Taf. 54) um ein fiir den Olympiagiebel
als zeitlich nahe stehendes, nur wenig älteres und in der
Komposition des symmetrischen Aufbaues nahe verwandtes
Werk besonders lehrreiches Stiick. Auch hier steht von den
beiden unter sich gleichen Parteien die siegende auf der
linken, die unterliegende auf der rechten Bildseite, und Athene
in der Mitte wendet den Kopf, die Bewegung mit lebhaft aus-
gestrecktem Arm begleitend, nach rechts zu der siegenden
Partei hiniiber.

Aus alledem ergibt sich fiir den Ostgiebel von Olympia
mit, wie mir scheint, voller Bestimmtheit, daß mit der alten
Anordnung der Mittelgruppen das Richtige getroffen war. Sie
allein entspricht auch dem Charakter der Kunst, aus der dieses
große Werk hervorgegangen ist. Nicht, wie die neueren Her-
stellungsversuche voraussetzen, ein bestimmter Akt aus den der
Wettfahrt vorausliegenden Vorgängen, nicht eine bestimmte
Handlung ist dargestellt. In der Schilderung von äußeren
Begebenheiten hatte der Archaismus seine Aufgabe gefunden.
Die Kunst nach den Perserkriegen war zu einer Darstellung
der Sage vorgeschritten, die das Heldentum nicht mehr nur im
Verrichten von Handlungen und Taten, sondern in den Persön-
lichkeiten der Helden, in ihrem sittlichen und ethischen Verhalten
zeigte, sie war von der erzählenden zur charakterisierenden, von
 
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