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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 50.1925

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Möbius, Hans: Antike Bauten auf Mykonos
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https://doi.org/10.11588/diglit.29494#0045
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ANTIKE BAUTEN AUF MYKONOS

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in dem immer Wasser steht, und das sich mehr als 5 m unter
dem Niveau befindet. Es sind 18 Stufen, von denen die ersten
sieben unter freiem Himmel, die übrigen unter einer aus
großen Gneißplatten gebildeten Decke liegen. Die letzte Stufe
ist, um ein bequemeres Schöpfen zu ermöglichen, auf 0,77 m
verbreitert. Außerdem konnte man aber auch, ohne die Treppe
zu benützen, von oben einen Eimer herunterlassen, denn iiber
dem Bassin befindet sich ein enger ausgemauerter Brunnen-
schacht.

Die Wände sind aus Granitblöcken in einer Weise erbaut,
die archaisch anmutet, in der dem Herabsteigenden links
liegenden Wand wurde iiber der Treppe eine Nische aus-
gespart, vermutlich zur Aufstellung eines kleinen Götterbildes.
Die ganze Anlage hat ein gewisses Interesse als Parallele
zum Inopos-Reservoir und der Minoe auf Delos, deren Heraus-
geber an ähnlichen Bauten nur einen Brunnen neben dem
Athena Alea-Tempel in Tegea anzufiihren wußte 1. Dieser ist
jedoch viel zierlicher gearbeitet und mit Marmor-Orthostaten
eingeschlossen, während in Mykonos einfache große Granit-
steine rings den Rand des Schachtes umgeben. Demselben Typus
gehört schließlich die obere Peirene auf Akrokorinth an, die
leider seit Göttling nicht wieder beschrieben worden ist 2.

Am besten erhalten sind die Reste dreier Ttirme in der
Gegend Arjvö. Schon Ross sah hinter der Kapellenruine der
Hagia Marina einen runden Turm, von dem die kleine Abbildung
bei Svoronos 3 einen Begriff gibt, doch ist der dort als Maßstab
gezeichnete Mann zu groß geraten, denn die Mauer steht im
Westen noch 2 m hoch aufrecht (Taf. III 2). Der Turm ist
erbaut aus mächtigen rechteckigen Granitquadern, die meist mit
schrägem Fugenschnitt und im wesentlichen isodom gelagert
sind, doch ragt an zwei Stellen der Westwand ein großer

1 Minoe: DelosV112. Tegea: Dugas, Le sanctuaire d’Alea Athena
69ff. pl. XCV.

2 Arch. Ztg. II 1844, 326f. Vischer, Erinnerungen aus Griechenland
259. Baedeker, französ. Ausgabe 1910, 332. Die Inschriften bei Skias,
Ecp. Aq%. 1893, 117 = IG. IV 375-383.

3 a. a. O. 491. Siehe umstehenden Grundriß Abb. 2. Beim Auf-
nehmen und Zeichnen des Planes hat mich Herr E. Kambanis unterstützt.
 
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