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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 50.1925

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Dörpfeld, Wilhelm: Die altgriechische Kunst und Homer
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https://doi.org/10.11588/diglit.29494#0100
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WILHELM DÖRPFELD

geschilderten Paläste des Menelaos und des Alkinoos einerseits
und der von Agatharchides beschriebenen südarabischen Bau-
werke andrerseits. Wenn Watzinger ferner unter den aus Arabien
bisher bekannten wenigen Skulpturen von einer der älteren
Königsstatuen sagt, daß sie ‘deutlich unter der Nachwirkung
kyprisch-phönikischer Vorbilder stehe’, so gibt er die Bezie-
hungen zwischen Phönikien und Arabien selbst zu und kann
dann die Möglichkeit nicht leugnen, daß Arabien der gebende
Teil war. Daß Arabien diese Rolle wahrscheinlich auch auf
dem Gebiete der Schrift gespielt hat, und daß Kadmos und
Palamedes den Griechen die arabisch-phönikische Buchstaben-
schrift, wie sie jetzt auf der Sinai-Halbinsel für die Hyksos-Zeit
nachgewiesen ist, schon im II. Jahrtausend gebracht haben, kann
hier nur nebenbei erwähnt werden.

Ebenso kann hier nur kurz daran erinnert werden, daß
die von mehreren Gelehrten (z. B. A. Reichel, Memnon 1907, 54
und Fr. Poulsen, Der Orient und die frühgriechische Kunst,
1912, 77) nachgewiesene nahe Verwandtschaft zwischen der
mykenischen und der altchinesischen Kunst von dem letzteren
Gelehrten dahin erklärt wird, ‘daß die Völker des fernen Orients,
die Chinesen und Japaner, in der dekorativen Kunst die Nach-
folger der Kreter geworden sind’. Eine solche Erklärung dieser
sehr bemerkenswerten Erscheinung kann nicht richtig sein.
Ich bin aus Gründen, auf die ich hier nicht eingehen kann,
allerdings auch der Meinung, daß die naturalistische Kunst des
fernen Ostens und die ähnliche des Mittelmeeres aus derselben
Quelle stammen. Diese wird aber nicht in Kreta, sondern,
wofür manches spricht, in Indien zu suchen sein. Von dort
kann sich die naturalistische Kunst leicht einerseits nach China
und Japan und andrerseits nach dem Westen bis zum Mittelmeer
ausgebreitet haben. Dort erkennen wir sie noch heute in der
Kunst des fernen Ostens wieder, hier aber in der mykenischen
und auch in der klassisch griechischen Kunst. In der letzteren
finden wir die naturalistische Richtung mit den in den Ländern
des Mittelmeeres einheimischen geometrischen Stilen verbunden.

Die Frage, wer diese indisch-arabische Kunst ins Mittel-
meer gebracht hat, glaube ich jetzt immer mehr dahin beant-
worten zu dürfen, daß es die Hyksos waren, jenes starke Volk
 
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