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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 50.1925

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Dörpfeld, Wilhelm: Die altgriechische Kunst und Homer
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https://doi.org/10.11588/diglit.29494#0108
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WILHELM DÖRPFELD

‘Alt-Olympia’ erbringen. Hier mag nur kurz darauf hingewiesen
werden, daß es sich bei Karos Datierung der Etagenperücken
um einen schlimmen circulus vitiosus handelt, weil die Funde
von Olympia, Sparta und Thera, die hier hauptsächlich in
Betracht kommen, lediglich auf Grund von Furtwänglers falscher
Theorie über das Alter von Olympia datiert sind und trotzdem
von Karo, ebenso wie von Furtwängler (Kleine Schriften I 447)
und von Poulsen (Orient u. friihgriech. Kunst 1912, 137) mit Be-
stimmtheit nur dem VII. Jh. zugeteilt werden. Dabei ist es beach-
tenswert, daß Poulsen selbst diese charakteristische Haartracht
fiir die mykenische Kunst schon im II. Jahrtausend und fiir
Phönikien schon im IX. Jh. nachweist (a. a. 0.158). Daß andere
Gelehrte sie der ägyptischen Klaft gleichsetzen und mit mir fiir
ungriechisch halten, wird bekannt sein. Mir scheint es aus-
geschlossen, daß diese Haartracht bei den Griechen selbst jemals
iiblich gewesen ist. Alle Darstellungen mit dieser Haartracht
halte ich fiir phönikisch oder von phönikischer Kunst beeinflußt.

Nach diesen Darlegungen wird man verstehen, daß ich dem
Satze Watzingers, Karo habe meine Hinaufdatierung der proto-
korinthischen Kunst bis an die mykenische heran ‘mit entschei-
denden Tatsachen’ widerlegt, ernstlich widersprechen muß. Daß
die protokorinthische Kunst in Wirklichkeit die phönikische
Kunst des X.—VIII. Jhs. ist, werde ich weiter unten noch zeigen.

II.

In einem zweiten Abschnitt beschäftigt sich Watzinger be-
sonders mit Homer und seinen Angaben über die Kunst. Zu
meiner Freude gibt er zu, daß die Urkunden von Bogasköi
mir in der Beurteilung Homers Recht gegeben haben, weil sie
die vom Dichter geschilderten Ereignisse und Zustände als
solche aus dem Ende des II. Jahrtausends erweisen. Er stimmt
mir auch darin zu, daß die Anfänge der griechischen Helden-
dichtung zum mindesten in die Blütezeit der mykenischen Kunst
zurückzuversetzen sind. Aber bei der Beantwortung der wich-
tigen Frage, ob unsere beiden Epen selbst noch in die mykenische
Zeit hinaufreichen, scheiden sich unsere Wege. Hier glaubt er
beweisen zu können, daß meine Ansicht, Homer habe eine
einheitliche Vorstellung von seiner Umwelt, und zwar von einer
 
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