KER AMEIKOS - KULTE
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würde gerade das Wort entfernt sein, das dem Gedanken durch
seine prägnante Formulierung erst seine besondere Schärfe und
gewinnende Kraft verleiht: hjitö&aL und Isijcovol gehören, weil
durch den Gegensatz der genera verbi scharf gegeneinander
gestellt, auf das engste zusammen. Was der eine jetzt, wenn
er nur will, durch sein aus der Kraft des persönlichen Ent-
schlusses gewonnenes Handeln herbeiführen kann, ist geeignet,
das, was als bereits Bestehendes, Gegenwärtiges schon seit ge-
raumer Zeit in Geltung ist, bei weitem zu übertreffen. Wie
Harmodios und Aristogeiton, indem sie ‘den Tyrannen’ er-
schlugen, ihre Vaterstadt von einer Zwingherrschaft befreit haben
und darum als Heroen verehrt werden, so wird Kallimachos
noch weit mehr und mit größerem Recht aus ähnlichem Grunde
verehrt werden, weil er Athen, ja ganz Hellas vor der Schande
einer noch viel größeren Knechtschaft bewahrt hat. Wer also
das Schlußwort streicht, vernichtet damit zugleich den durch
die Wiederholung desselben Wortes besonders ausdrucksvollen
Gegensatz. Man erwarte an beiden Stellen nicht das Kompo-
situm, vielmehr ist gerade das Simplex weit bezeichnender;
denn in beiden Fällen soll die Handlung als einfach resultierend
bezeichnet werden, nur mit dem einen Unterschied: das Aktivum
soll das, was die Tat des Harmodios und Aristogeiton zur
Folge hatte, als etwas aus den Umständen sich von selbst Er-
gebendes schlechthin ausdrücken; während das Medium das
bezeichnet, was nur die angeborene Farbe der Entschließung
von Seiten des handelnden Subjekts als in sich gegebene Folge
zeitigen kann.
Es ist zwar auch von anderen bereits beobachtet worden,
daß mit den hier erläuterten Worten Herodotos, im Gegensatze
zu den anderen, oben bereits erwähnten Stellen das volkstüm-
liche Urteil über die Tyrannenmörder ausspricht. Aber den
weiteren Schluß aus dieser Beobachtung hat man noch nicht
gezogen. Freilich, wie konnten in der Nähe des Erosaltars
und erst nach der Vertreibung der Peisistratiden die zusammen
bestattet sein, die schon Jahre vor ihr und zu ganz verschie-
dener Zeit den Tod erlitten hatten? War Harmodios bei der
Ausführung des Attentats geblieben, so muß Aristogeiton, wenn
anders Aristoteles recht hat (Äfr. moL 18, 4), erst geraume Zeit
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würde gerade das Wort entfernt sein, das dem Gedanken durch
seine prägnante Formulierung erst seine besondere Schärfe und
gewinnende Kraft verleiht: hjitö&aL und Isijcovol gehören, weil
durch den Gegensatz der genera verbi scharf gegeneinander
gestellt, auf das engste zusammen. Was der eine jetzt, wenn
er nur will, durch sein aus der Kraft des persönlichen Ent-
schlusses gewonnenes Handeln herbeiführen kann, ist geeignet,
das, was als bereits Bestehendes, Gegenwärtiges schon seit ge-
raumer Zeit in Geltung ist, bei weitem zu übertreffen. Wie
Harmodios und Aristogeiton, indem sie ‘den Tyrannen’ er-
schlugen, ihre Vaterstadt von einer Zwingherrschaft befreit haben
und darum als Heroen verehrt werden, so wird Kallimachos
noch weit mehr und mit größerem Recht aus ähnlichem Grunde
verehrt werden, weil er Athen, ja ganz Hellas vor der Schande
einer noch viel größeren Knechtschaft bewahrt hat. Wer also
das Schlußwort streicht, vernichtet damit zugleich den durch
die Wiederholung desselben Wortes besonders ausdrucksvollen
Gegensatz. Man erwarte an beiden Stellen nicht das Kompo-
situm, vielmehr ist gerade das Simplex weit bezeichnender;
denn in beiden Fällen soll die Handlung als einfach resultierend
bezeichnet werden, nur mit dem einen Unterschied: das Aktivum
soll das, was die Tat des Harmodios und Aristogeiton zur
Folge hatte, als etwas aus den Umständen sich von selbst Er-
gebendes schlechthin ausdrücken; während das Medium das
bezeichnet, was nur die angeborene Farbe der Entschließung
von Seiten des handelnden Subjekts als in sich gegebene Folge
zeitigen kann.
Es ist zwar auch von anderen bereits beobachtet worden,
daß mit den hier erläuterten Worten Herodotos, im Gegensatze
zu den anderen, oben bereits erwähnten Stellen das volkstüm-
liche Urteil über die Tyrannenmörder ausspricht. Aber den
weiteren Schluß aus dieser Beobachtung hat man noch nicht
gezogen. Freilich, wie konnten in der Nähe des Erosaltars
und erst nach der Vertreibung der Peisistratiden die zusammen
bestattet sein, die schon Jahre vor ihr und zu ganz verschie-
dener Zeit den Tod erlitten hatten? War Harmodios bei der
Ausführung des Attentats geblieben, so muß Aristogeiton, wenn
anders Aristoteles recht hat (Äfr. moL 18, 4), erst geraume Zeit