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Ars: časopis Ústavu Dejín Umenia Slovenskej Akadémie Vied — 43.2010

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Nr. 2
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Telesko, Werner: Die Deckenmalereien im "Prunksaal" der Wiener Nationalbibliothek und ihr Verhältnis zum Albrechtscodex (Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 7853).: Idee und Ausführung in der bildenden Kunst unter Kaiser Karl VI.
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des „Pacificator" bezieht."' Die Statue Karls wird
von 16 Marmorstatuen von Mitgliedern der habs-
burgischen Herrscherdynastie umgeben, durch die
der Bibliothekstempel einerseits die Funktion eines
Ahnensaals der Habsburger,^ andererseits aber
auch jene eines ,,K//F/z?^Js] F^r
erfüllt.^
„Romanitas". Zur umfassenden Bedeutung
der Antikenbezüge in der Hofbibliothek
Als wichtigste Argumentationslinie für die Ver-
anschaulichung kaiserlicher Ansprüche läßt sich im
Text desM/Fr^rFAn?F?v sowie in der Ikonographie der
Deckenmalereien der Hofbibliothek eine wahre Fülle
von Rom-Bezügen - konkretisiert in der Vorstellung
von Wien als „zweitem Rom"^ - ausmachen. Dieser
Anspruch kommt sich in mehrfacher Hinsicht zum
Ausdruck - im Text des M/DřfFAtvFax' unter anderem
auch in Form einer mythologischen Referenz: „DF?
FGp OF<?7i&?%FA <%%F F&t
Mw V^/VFzy<?% P/APF..." (fol. 28v).
Konkret beziehen sich auf Rom auch drei Reliefme-
daillons der Kastenendigungen (römische Schrift-
steller) sowie die ehemals vorhandenen Büsten der
Treppenspindeln (römische Kaiser). In einer Vielzahl
unterschiedlicher Gegenstände wird dieser Verweis
auf das antike Rom in zahlreichen Details der Ikono-
graphie des Freskos immer wieder deutlich gemacht
(Penaten, Palladium, Dreifuß, „antiques" Diadem
usw). Besonders deutlich ist auch der Bezug zur (im
Habsburgerreich besonders gepflegten) Münz- und
Medaillenkunde, wenn Karl VI. im Zentrum der
Kuppel der Hofbibliothek nicht in Form einer ganz-
^ MATSCHE 1992 (wie Anm. 8), S. 225f.
2' Ibidem, S. 227.
^ BUCHOWIECKI 1957 (wie Anm. 4), S. 86.
^ Vgl. MÖSENEDER 1982 (wie Anm. 12), S. 166, mit Quellen;
POLLEROß, E: „Wien wird mit gleichem Recht Neu-Rom
genannt, als vormals Constantinopel". Geschichte als My-
thos am Kaiserhof um 1700. In: JiAvöwF
RAK 11, 2009, S. 102-127.
Die darin angesprochene Darstellung des Kaisers mit Mus-
kelpanzer und Feldherrnmantel als „Caesar paludatus" findet

hgurigen Darstellung Verkörperung findet, sondern
in Gestalt eines Profilporträts als Medaille veran-
schaulicht wird — ein Faktum, das Albrecht mit der
antiken Verehrung von Wachsbildnissen begründet
(fol. 28v)A Deutlichster architektonischer Ausdruck
des Rombezugs ist der direkte Bezug auf die Anlage
antiker Bibliotheken, ist doch — dem MZVřfDítv&x'
zufolge — die Hofbibliothek als ein <?A FV%p"^
i?%^A?V<?[r] FFMo/F<?t-JG;V' (fol. 38r) zu betrachten."
Bereits Julius Caesar plante eine allgemein zugäng-
liche Bibliothek, und Augustus ließ auf dem Palatin
dem Apollotempel eine lateinische und griechische
Bibliothek anfügen. An diese Konzeptionen schließt
der Gedanke der „translatio studii" unmittelbar an,
der von einem Dreischritt der Metropolen Athen
— Rom — Wden ausgeht.'''
Die Zeichnungen zur Hofbibliothek
im /I /Arevb Atw/ev
Die Hofbibliothek umfasst imM/FfřrFAroFřv den
Abschnitt von fol. 21 r bis fol. 56r. Am Beginn der
mit „BčwDčD- KTAAhvyy / F?7i?w P? F?/^
FFMvAt-Báw / DmA/ A F<?r CFpV
/ A AfVAryy KF? F<?/AFčwF<?% I Fr-/ ^F
^Fřm? APF<?%-/ M/VtyAfKgK' betitelten Beschreibung
steht eine Ansicht der Fassade vom Josephsplatz
aus (fol. 21 r). Auf fol. 22r folgt nochmals eine
Zeichnung dieser Fassade^' - ein Faktum, das man
in der Publikation in dieser Form wohl kaum beibe-
halten hätte können. In diesem Zusammenhang ist
es von Bedeutung, dass die Hofbibliothek das am
frühesten in publiziertet Form verfügbare Objekt
darstellt: Nachdem die Front des Josephsplatzes
eine Entsprechung m der Gewandung des im Zentrum der
Kuppel befindlichen Marmorstandbildes Karls VI. von Cor-
radtni; vgl. POLLEROß 2009 (wie Anm. 25), S. 112f.
^ Vgl. BUCHOWIECKI 1957 (wie Anm. 4), S. 85; MÖSE-
NEDER 1982 (wie Anm. 12), S. 167; MATSCHE 1992 (wie
Anm. 8), S. 203.
23 MATSCHE 1992 (wie Anm. 8), S. 204f.
29 Vgl. RIZZI, W G.: Zum Stand der Forschung über Joseph
Emanuel Fischer von Erlach. In: EAKr ErPrF 2A
RVwr BďrcKtrKAAr (=Frühneuzeit-Studien, 4). Hrsg. F.
POLLEROß. Wien - Köln - Weimar 1995, S. 249-278.

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