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Ars: časopis Ústavu Dejín Umenia Slovenskej Akadémie Vied — 43.2010

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Nr. 2
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Telesko, Werner: Die Deckenmalereien im "Prunksaal" der Wiener Nationalbibliothek und ihr Verhältnis zum Albrechtscodex (Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 7853).: Idee und Ausführung in der bildenden Kunst unter Kaiser Karl VI.
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https://doi.org/10.11588/diglit.31178#0156

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ausgeführten Malereien: Die mit ausgestreckter linker
Hand gegebene Personifikation der Stadt Wien ver-
richtet etwa — Albrecht zufolge — /
Ary/LAw A A/? Gí'-/
^A^r r<9 KAtwoA" (fol. ßOv),
was aber durch die entsprechende Ausführung in
den Malereien selbst nicht bestätigt wird.
Die Beschreibung der Deckenmalereien, wohl
nicht die einzige mögliche ,,Leserichtung" in Bezug
auf Grans Ausführung, wird also von Albrecht
bewusst so formuliert, dass sich die Fülle der Per-
sonifikationen scheinbar bruchlos zu einer sinn-
stiftenden Erzählung aneinanderreihen läßt — etwa
wenn von der Lyra Apolls (neben der Personifikation
der Stadt Wien) zu der — trotz Kriegszeiten aktiven
— kaiserlichen Munihzenz und ,,Beständigkeit" (mit
geschulterter Säule) ^ übergeleitet wird (fol. ßlr).
Diese Vorgangsweise der „Konstruktion" eines sinn-
stiftenden und durchgehenden Lese- und Erzählzu-
sammenhangs der Malereien durch Albrecht wird
primär dadurch erzielt, dass allen Bedeutungsträgern
der Malereien eine primär kaiserliche Symbolik un-
terschoben wird.
In mehreren Punkten weicht der Maler vom Pro-
gramm ab, bzw. Albrecht gibt eine andere Erklärung
als in der Ausführung deutlich wird - ein Umstand,
auf den bereits Josef Bickim jahr 1926 hinwiesA So
besitzt die „GóPA Ar RA/%A (fol. 29r)
im Zentrum der Kuppel in Zeichnung und Text nur
einen Palmzweig als Attribut, in der Ausführung je-
doch sowohl Palmzweig als auch Lorbeerkranz, was
besser der oben angesprochenen, in Frieden und Krieg
wirksamen Doppelfunktion des Kaisers zu entspre-
chen scheint. Die Personifikation der „öfArrVAAAiw
MATg/GP" besitzt keine VAty/? A ALwA/
GrrAV (fol. 30r), die Bibliothek wird von
drei und nicht von zwei (fol. ßOr) Kindern geschultert,
die Personifikation Wiens hat nicht die Turmspitze
von St. Stephan auf ihrem Haupt (fol. ßOv), sondern
die traditionelle Mauerkrone, und das Porträt Kaiser

^ Diese blickt aber nicht — wie von Albrecht beschrieben — auf
den Kriegsgott Mars.
^ BICK 1926 (wie Anm. 14), S. 82f.; BUCHOWIECKI 1957
(wie Anm. 4), S. 53.
^ Zur Darstellung von Matthias Corvinus siehe MATSCHE
1992 (wie Anm. 8), S. 207, Anm. 34.


7. OrTyffücKvA AďtÁwAVMčAK, Pw^U^V
Přno%AG^^% AfäAA Ar KPAFmL.
ELo.* Ai. AHA HAFALA MGAwü Ar Pr^g.

Maximilians I. ist nicht als in Stein gehauen gegeben
(fol. ß2r), sondern als Medaille - möglicherweise,
um eine Variation zum benachbarten Steinrelief mit
Matthias Corvinus^ herstellen zu können. Auch
die im Programmtext mitgeteilte Beschriftung des
Medaillons Karls VI. (fol. 28v) stimmt nicht mit der
tatsächlichen Ausführung („GHROEI A FT ROM
PWPPPMI G PP") überein; bereits Salomon Kleiner
veröffentlichte den richtigen WortlautT' Die Aus-
führung der Wappen der zehn Reichskreise ist — im
Gegensatz zum Programm — wohl aus Gründen der
Schwierigkeit einer attraktiven bildlichen Umsetzung
unterblieben [Abb. 7] F Das Fresko in der Tonne des
„Kriegsflügels" wird von der Darstellung der „KAyr
FVíJřTtfAAA (fol. 42v) eingenommen, wobei sich bei
der Lektüre des Textes Albrechts nur schwer eine
Brücke zu den Fresken hersteilen läßt.
Bei der Darstellung der Kriegswissenschaft, die
in den ausgeführten Fresken im Verhältnis zum
Konzept „inhaltsreicher"^ ist, wird im H/AčAAw-
die Gruppe der „Verteidigung" nicht erwähnt,
zudem auch nicht der Genius mit der KriegsfahneA
46 BUCHOWIECKI 1957 (wie Anm. 4), S. 114.
4' Ibidem, S. 116.
4' Ibidem, S. 121.
46 KNAB 1977 (wie Anm. 2), S. 57.

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