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DOI Artikel:Bader, Joseph: Die Kommunisten von Amoltern: ein sozial-historisches Genrebild
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0291
275
Der Pfarrer und der Pater saßen sich jetzt als die alten
Vertrauten am gastlichen Tische wieder gegenüber, und die lange
Zeit zwischen jenem Abschiede und diesem Wiedersehen kam ihnen
wie der Inhalt eines Traumes vor. Die Gespräche aber, welche
durch Romuald's Reise nach der iberischen Halbinsel in so erwar-
tungsvoller Weise abgebrochen waren, wurden jetzt aufs Neue
angeknüpft und mit noch größerem Eifer fortgesetzt.
Von jeher zeichneten sich die Mino riten-Mönche (Fran-
ziskaner und Kapuziner) durch Zähigkeit des Charakters, Men-
schenkenntnis; und volksthümliche llmgangsweife aus. Pater Ro-
muald befaß aber neben diesen Eigenschaften noch den Vorzug
einer reichen Erfahrung und der Unermüdlichkeit eines religiösen
Eiferers. Er hatte sich in den Gedanken einer christlich-sozia-
len Brüd erfch aftlichkeit,. wie sie unter den ersten Beken-
nern des Evangeliums geherrscht, völlig verrannt und predigte
denselben mit der Ueberzeugung einer ehrlichen Haut und den
Mitteln eines weitgereisten, vielersahrenen Menschen.
Pfarrer G anter, ein „besonders zeloser Mann und großer
Liebhaber von Andachten und Brüderschaften", gieng auf das
Vorhaben seines Freundes freudig ein, und was demselben in
Spanien nach größerem Maßftabc nicht gelungen, wollten sie
nunmehr ganz im Kleinen zunächst mit der Gemeinde Amol-
tern- versuchen. Der konstanzische Generalvikar von Deuring
hatte ihnen zur Gründung einer „christlichen Brüderschaft" daselbst
bereits die Erlaubniß ertheilt?).
Der Pater predigte daher öfters zu Amoltern — von Ge-
meinschaft der Heiligen, von Gemeinschaft der Güter und der
Arbeit. Es gelang ihm auch, mehreren Reichen des Ortes
wegen ihres größeren Güterbcsitzes den Armen gegenüber das
Gewissen zu rühren. Sie wurden ängstlich und erklärten sich
bereit, auf eine Gemeinschaft der Güter einzugehen,
7) Schon im Juli 1769, wo er an den Pater geschrieben: Lxereitium
operum miserieorMne, <^uo6 pnroedinni Amoltern» ne ecclesine in-
stituere eonnntur, «npit prolecto spiritum primi tlliristinnismi,
udi vmn'inm coe unum eint et kmima uns, ete.
18*
Der Pfarrer und der Pater saßen sich jetzt als die alten
Vertrauten am gastlichen Tische wieder gegenüber, und die lange
Zeit zwischen jenem Abschiede und diesem Wiedersehen kam ihnen
wie der Inhalt eines Traumes vor. Die Gespräche aber, welche
durch Romuald's Reise nach der iberischen Halbinsel in so erwar-
tungsvoller Weise abgebrochen waren, wurden jetzt aufs Neue
angeknüpft und mit noch größerem Eifer fortgesetzt.
Von jeher zeichneten sich die Mino riten-Mönche (Fran-
ziskaner und Kapuziner) durch Zähigkeit des Charakters, Men-
schenkenntnis; und volksthümliche llmgangsweife aus. Pater Ro-
muald befaß aber neben diesen Eigenschaften noch den Vorzug
einer reichen Erfahrung und der Unermüdlichkeit eines religiösen
Eiferers. Er hatte sich in den Gedanken einer christlich-sozia-
len Brüd erfch aftlichkeit,. wie sie unter den ersten Beken-
nern des Evangeliums geherrscht, völlig verrannt und predigte
denselben mit der Ueberzeugung einer ehrlichen Haut und den
Mitteln eines weitgereisten, vielersahrenen Menschen.
Pfarrer G anter, ein „besonders zeloser Mann und großer
Liebhaber von Andachten und Brüderschaften", gieng auf das
Vorhaben seines Freundes freudig ein, und was demselben in
Spanien nach größerem Maßftabc nicht gelungen, wollten sie
nunmehr ganz im Kleinen zunächst mit der Gemeinde Amol-
tern- versuchen. Der konstanzische Generalvikar von Deuring
hatte ihnen zur Gründung einer „christlichen Brüderschaft" daselbst
bereits die Erlaubniß ertheilt?).
Der Pater predigte daher öfters zu Amoltern — von Ge-
meinschaft der Heiligen, von Gemeinschaft der Güter und der
Arbeit. Es gelang ihm auch, mehreren Reichen des Ortes
wegen ihres größeren Güterbcsitzes den Armen gegenüber das
Gewissen zu rühren. Sie wurden ängstlich und erklärten sich
bereit, auf eine Gemeinschaft der Güter einzugehen,
7) Schon im Juli 1769, wo er an den Pater geschrieben: Lxereitium
operum miserieorMne, <^uo6 pnroedinni Amoltern» ne ecclesine in-
stituere eonnntur, «npit prolecto spiritum primi tlliristinnismi,
udi vmn'inm coe unum eint et kmima uns, ete.
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