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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Bader, Joseph: Ein Gang über den Fremersberg bei Baden-Baden
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0513
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495 —

errettet. Es wurden durch sie täglich 30 bis 40 Laibe Brot und
ebensoviele Portionen der nahrhaftesten Suppe verabreicht. Was
also von guten Leuten ohne deren Nachtheil dem Kloster an mil-
den Gaben zufließt, ist gleichsam nur als ein hinterlegter
Schaz für die Bedürftigen der Umgegend zu betrachten."
„Auch geschah es schon mehrmals, daß Reifende, welche
zur Winterszeit von dem Wege über den Fremersberg abgeirrt
waren, auf ihren Hilferuf von den Klostergeistlichen aus-
gesucht und gerettet worden."
„Endlich ist das Kloster für Herrschaften und andere Stan-
despersonen, welche jährlich die Bäder in Baden besuchen, seiner
schönen Lage und Aussicht wegen, das Ziel eines angenehmen
Spazierganges. Seine fernere Existenz ligt also auch im Interesse
dieses Kurortes, auf dessen Hebung so viel verwendet wird."
Es wurde aber auf diese Vorstellung nicht weiter eingegan-
gen, als daß man die Fremersberger Konventualen in ihrem
Klösterlein ruhig ab st erb en ließ. Bald waren dieselben bis aus
zwei zusammengefchmolzen, wovon einer den andern zum Quar-
dian erwählte. Dieser Fall sollte nun durch den Ordens -
general entschieden werden, und ein Prinz des badischen Hau-
ses, welcher damals eine Reise nach Italien machte, hatte die
Gnade, das Schreiben der Fremersberger in Rom zu besorgen,
erhielt aber an der Porte des Franciskanerklosters auf die Frage
nach dem Generale die kurze Antwort: in ooeto!
Das Schreiben mußte also nach Spanien, wo der neue
Ordensgen-eral sich aufhielt, geschickt werden. Inzwischen aber
erledigte sich die Sache durch den Tod des einen Paters zu Fre-
mersberg. Im Jahre 1826 war daselbst allein noch der 68jäh-
rige höchst gebrechliche Pater Hermann (aus der Familie
Bauhöfer zu Ulm, bei Oberkirch) mit zwei Brüdern, einem
Diener und einem Knechte vorhanden, und da sich das Kloster-
wesen bei dieser geringen Anzahl nicht mehr erhalten konnte, so
beschloß man seine Aushebung.
Der Pfarr-Rector Herr zu Kuppenheim bemühte sich sehr
edelmüthig für eine billige Versorgung der letzten Fremers-
berger. „Die Hoffnung", sagte er in einem Promemoria an
 
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