Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

DOI Heft:
Inhalt
DOI Artikel:
Reich, L.: Eine Farbenskizze aus den Zeiten des dreißigjährigen Krieges
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0523
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
505 -

alten Geschlechte durfte wohl eine glückliche genannt werden, und
doch, welcher Wechsel des Glückes! Kaum vier Jahre nachher
sehen wir die edle Frau, vor Pest und Kriegsnoth fliehend, in
denselben Gemächern, welche Zeuge der Hochzeitsfeste gewesen,
ferne von ihrem Gemahl, verlassen von den Ihrigen, als Wöch-
nerin von der Pest ergriffen, dem Tode verfallen.
Erst lange nachher, im Jahre 1655, gelang es dem Grafen
von Für st en berg, welcher sich unterdessen mit der Wittwe
des Rheingrafen Otto Ludwig ehelich verbunden hatte, von Kaiser
Leopold I die Bestätigung seiner Ansprüche auf Höwen und
Stühlingen zu erlangen, nachdem die übrigen prozessierenden
- Verwandten mit dem Zaubermittel des Geldes beschwichtigt wor-
den. Von da an sind beide Herrschaften bei'm Hause Fürsten-
berg verblieben bis auf unsere Tage.
Die Burg Höwen wurde im Jahre 1639 von bayerischen
Kriegsvölkern eingeäschert; das Schloß Kränkingen dagegen
trotzte den Stürmen der Zeit. Wohl erhalten schauen seine
hohen Giebel noch weit hinaus in die schöne Landschaft, und
seine inneren Räume dienen zu herrschaftlichen Fruchtspeichern,
welche Bestimmung in Zeiten, wie jene des vorigen Jahrhun-
derts, wo man historischen Denkmalen im Allgemeinen wenig
Pietät bewies, die stattliche alte Ritter-Veste vor dem Abbruche
bewahrt haben mag.
Im Mittelalter hatte Engen auch seine Judengasse. Der
gewaltsame Tod eines Kindes, den die Juden verschuldet haben
sollten, veranlaßte einen Auflauf, welcher mit der Vertreibung
der Kinder Israels endigte. Noch jetzt sieht man in der Pfarr-
kirche das äußerst roh gemeißelte steinerne Bildniß eines nacken-
den Kindes, dem ein Messer beigegeben ist. Als bei Verlegung
verschiedener Grabsteine auch dieses Denkmal gehoben und versetzt
wurde, fand man neben sorgfältig eingewickelten Gebeinen ein
Pergament, welches den Vorfall näher berichtete. .11
Ein erfreulicheres Stück Alterthum hatte ich in einem
Bürgerhause am Marktplatze zu sehen Gelegenheit. Es ist dieses
ein mit löblicher Sorgfalt von dem Besitzer bewahrter
Kachelofen aus dem 16ten Jahrhundert mit hübschen Verzie-
 
Annotationen