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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Bader, Joseph: Die Zerstörung von Heidelberg im orleans'schen Kriege
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0555
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Dieser abscheuliche Befehl war ein Ausdruck der Rache,
seine Worte verbargen den Sinn: Das kaiserliche Rettungsheer
möge erscheinen, es soll nichts mehr finden — als eine Wüste!
Zeichnen wir hier mit etlichen Federzügen die drei Helden dieser
Verwüstung, damit der Leser begreifen könne, wie es unter
Christenmenschen möglich war, dieselbe zu ersinnen, zu
befehlen und auszuführen!
Ludwig XlV war mit geistigen und körperlichen Gaben
trefflich ausgestattet, sedoch ohne alle wissenschaftliche Bil-
dung, höchst unwissend und bigott, wohllüstig, eitel und ruhm-
süchtig, daher zeitlebens der Sklave seiner Maitressen und
nur zu oft ein Werkzeug seiner Minister. Diese verleiteten
ihn zu den meisten seiner Kriege, und gerade zu den ungerech-
testen aus kleinlichen Privatabsichten ").
Der Kriegsminister von Louvois hatte als Sohn des
königlichen Kanzlers eine schnelle Carriere gemacht. Durch seine
Fähigkeiten und die entschiedenste Anhänglichkeit an die Person
des Königs galt er Alles und durfte sich das Unglaublichste
erlauben Im Verfolg seiner Zwecke bewies er einen eisernen
Eigensinn bei der kältesten Rücksichts- und Gewissenlosigkeit.
Die vuektzsss ä'Orltzulls sagt von ihm: „Louvois,
ein gescheider und geschickter Mann, diente dem Könige wohl und
getreulich; aber erhalte eingar bösesNaturell, haßte seinen
Vater und Bruder, glaubte nicht an Gott, dagegen an alle Wahr-

9) Welchen Bagatellen wird die Verursachung der Kriege von 1673 und
1688 zugeschriebcn! Der Staatsminister von Lionne war wegen seiner Frau eifer-
süchtig auf den Prinzen von Fürstenberg, und um denselben nun zu vertreiben,
„fieng er die Händel an, welche den holländischen Krieg verursachten".
Louvois aber, in Folge eines Wortstrcites mit dem Könige über.ein schiefes
Fenster zu Trianon, um der erzürnten Majestät wieder unentbehrlich zu wer-
den, „machte den Krieg, gegen den Willen des Königs und der andern Mächte,
allgemein". Diese Anekdoten finden sich bet Schiller, Sammlung histor.
Memoiren (Jena 1802) XXIV, 16, 189.
10) So unter Anderem beredete er den König, in seiner Armee das Laster
der Päderastie zu dulden, damit die Offiziere und Soldaten desto lieber bei-
sammen im Felde blieben! Schiller, S. 175,
11) Daselbst, S. 317.
 
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